Mobbing
Definition: Was ist Mobbing?
Nach der Definition des Bundesarbeitsgerichts ist Mobbing am Arbeitsplatz das systematische Anfeinden, Schikanieren und Diskriminieren von Arbeitnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte. Oft passiert dies über einen längeren Zeitraum, das heißt mindestens 6 Monate,lang. Ziel ist, die Rechte des Gemobbten einzuschränken.
Der Begriff kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt anpöbeln oder belästigen. Das deutsche Wort Mob, das ebenfalls im Englischen seine Wurzeln hat, ist die Bezeichnung für Pöbel bzw. Meute. Man unterscheidet zwischen Bossing und Staffing. Unter dem Begriff Bossing versteht man Mobbing, dass vom Chef ausgeht, unter Staffing Mobbing bei Kollegen untereinander.
Abgrenzung: Was zählt nicht zu Mobbing?
Nach der deutschen Rechtsprechung ist nachgewiesenes Mobbing strafbar. Es sollte dennoch abgegrenzt werden zu normalen Konflikten, die im Arbeitsalltag auftreten können. Mobbing ist eine systematische Anfeindung mit dem Ziel, die betroffene Person kleinzukriegen bzw. mit dem Ziel, dass das Mobbingopfer kündigt oder gekündigt wird.
Bei einem Konflikt stehen sich zwei Personen oder Personengruppen gegenüber. Sie sind zwar im Streit miteinander, aber begegnen sich auf Augenhöhe – trotz Auseinandersetzung. Beim Mobbing dagegen wird eine Person erniedrigt und ausgeggrenzt, man ignoriert sie, grüßt sie nicht, gibt ihr nur ungenügende Informationen zum Arbeitsprozess, geht nicht mit ihr zum Mittagessen und schließt sie systematisch aus der Gruppe aus. Dennoch sollte in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass Kollegen, die andere Kollegen nicht oder nur gelegentlich grüßen, nicht gleich Staffing betreiben. Dies fällt einfach unter die Kategorie „Unhöflichkeit“.
Begriffsgeschichte
Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz bezog Anfang der 60er Jahre den Begriff Mobbing auf die Tierwelt auf. In diesem Zusammenahng beschrieb er Gruppenangriffe von Tieren auf einen überlegenen Gegner. In Deutschland wurde der Begriff in den 90-er Jahren durch den Arbeitspsychologen Heinz Leymann etabliert. Er machte deutlich, dass Psychoterror am Arbeitsplatz nicht durch offene Gewalt gegen Kollegen unterstützt werden muss, sondern dass man diese aus der Gruppe durch systematisches Anfeinden ausstoßen kann.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse Leymanns erklären, dass die Folge menschlicher Zusammenbruch sein kann. Mit seinem Buch Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann legte Leymann 1993 den Grundstock für die Mobbingforschung in Deutschland. Er unterscheidet 5 Kategorien mit entsprechenden Unterkategorien:
- Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen.
- Angriffe auf die sozialen Beziehungen
- Auswirkungen auf das soziale Ansehen
- Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation
- Angriffe auf die Gesundheit
Ausprägungsformen (die meisten Mobbing-Handlungen)
Es gibt verschiedene Ausprägungsformen von Mobbing. Zu denen zählen unter anderem:
- Sabotage: Beschädigung, Diebstahl, Manipulation von Arbeitsmitteln
- Manipulation oder Unterschlagung von Arbeitsergebnissen
- Wichtige Informationen werden bewusst nicht weitergegeben
- Bewusste Zuweisung von Arbeiten, die der Beschäftigte nicht mag oder nicht beherrscht
- Aneignung von Arbeitsergebnissen
- Arbeitsplatz in schlechter Umgebung
- Willkürliche Abmahnung oder Kündigung
- Unberechtigte Kritik
- Demotivieren der Arbeitsleistung
- Beschäftigten ignorieren und ihn aus geselligen Treffen ausschließen
- Verleumdung, Gerüchte und Rufmord
- übertriebene Kontrolle
- Angst und Ekel hervorrufen
- Private Anrufe
- gewalttätig werden
- zum Suizid auffordern
- Mobbingvorgänge akzeptieren
Ursachen beim Chef und Kollegen
Bevorzugt mobben Chefs Arbeitnehmer zwischen 50 und 65 Jahren. Ihnen sind die „älteren“ Arbeitnehmer ein Dorn im Auge, weil sie mehr verdienen als die jüngeren. Sie werfen ihnen mangelnde Fachkenntnisse und zu langsames Arbeiten vor. Auch neue Vorgesetzte, die Angst vor erfahrenen Mitarbeitern haben, versuchen diese weg zu mobben. Kaum zu glauben aber wahr: Beliebte Mobbing Orte sind der soziale und der öffentliche Dienst.
Als Faustregel gilt: Je schwächer die Führungskraft ist, desto mehr Mobbing-Situationen sind die Mitarbeiter ausgesetzt, wobei die Beleidigungen gegenüber dem Mitarbeiter meist unter vier Augen ausgesprochen werden.
Auch eine schlechte, interne Kommunikation im Unternehmen kann Mobbing fördern. Fehlende Kommunikation ist ein guter Nährboden für Gerüchte und dadurch werden auch falsche Informationen gestreut. Dies führt oft zu Intrigen.
Kennzeichnend für Mobbing ist eine konfliktbeladene Situation, die über längere Zeit andauert. Das heißt, man kann von Mobbing reden, wenn man nicht nur einmalig sondern über Wochen hinweg Beleidigungen ausgesetzt ist.
Folgen von Mobbing
Mobbing kann oft schlimme Folgen haben: Betroffene reagieren unfreundlich oder aggressiv auf ihre Umwelt, oder sie sinken ganz in sich zusammen und reden wenig. Selbstzweifel kommen in ihnen auf, sie sind unkonzentriert und ihnen unterlaufen Fehler, die ihnen vorher nicht passiert sind. Es geht soweit, dass diese Situationen Migräne, Herzrhythmusstörungen, Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich, Herz-Kreislauf-Beschwerden und sogar Depressionen bis hin zu Selbstmordversuchen auslösen.
Doch auch nicht direkt betroffene Kollegen können Ängste entwickeln, selbst gemobbt zu werden oder in einen Konflikt zu kommen, bei der sie sich für Opfer oder Täter entscheiden müssen.
Viele Hausärzte sind sich des Problems bewusst und zögern nicht lange, Betroffene krank zu schreiben. Allein schon, weil die Folgeerkrankungen auf Dauer große finanzielle Belastungen für die Krankenkassen werden könnten. Mittlerweile gibt es Mobbing Kliniken, die sich auf Leute mit Mobbingerfahrungen spezialisiert haben.
Was können Sie gegen Mobbing tun?
1. Suchen Sie das Gespräch mit dem Chef
Zu Beginn sollte man mit dem Vorgesetzten, wenn das Mobbing von ihm ausgeht, sprechen. Wichtig ist dabei zu signalisieren, dass man gerne in die Arbeit geht und einem der Job Spaß macht. Allerdings wünsche man sich eine konfliktfreie Zusammenarbeit, die momentan aber nicht gegeben sei. Wenn dem Chef etwas an einem missfalle, solle er sagen, was. Dadurch wird der Führungskraft eine konkrete Frage gestellt, die er jetzt konkret beantworten muss.
2. Führen Sie ein Tagebuch über Mobbing
Schreiben Sie nieder wer, wann und wie Sie gemobbt werden und was dies für Sie an körperlichen Beschwerden mit sich bringt. Vor Gericht könnte das Tagebuch brauchbar sein.
3. Setzen Sie sich zur Wehr auch bei Kollegen
Generell gilt: Sprechen Sie mit dem Mobber unter vier Augen. Damit enttarnen Sie ihn und können ihn nach seinen Beweggründen fragen. Bei Beleidigungen versuchen Sie außerdem, „schlagfertig“ zu antworten und nicht alles einfach hinzunehmen.
4. Suchen Sie sich Verbündete
Nicht alle Kollegen werden Sie mobben. Suchen Sie Kontakt zu denen, die dies nicht tun, um die Mobbinghandlungen besser einordnen zu können und sich gegen die Mobber gemeinsam zu wehren.
5. Werden Sie aktiv
Die Freizeit nicht grübelnd auf dem Sofa verbringen, sondern Sport treiben, in die Natur gehen und sich mit Leuten treffen, zu denen man Vertrauen hat.
6. Informieren Sie den Betriebsrat
Mobbing Opfer sollten den Betriebsrat, wenn vorhanden, informieren. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Viele Betriebsräte wollen nur ihren Arbeitsplatz sichern und sind tendenziell eher arbeitgeberfreundlich.
7. Suchen Sie eine Mobbing-Beratungsstelle auf
Bereits zu Beginn des Konfliktes sollte eine Mobbing Beratungsstelle aufgesucht werden. Einige von ihnen sind sogar kostenlos. Betroffene können hier mit einem Psychologen sprechen. Es werden Supervisionen oder Mediationen mit dem Betroffenen und dem Vorgesetzten angeboten, die von beiden Seiten gerne angenommen werden. Die Mobbing Beratungsstellen arbeiten mit Anwälten zusammen, an die man sich im fortgeschrittenem Stadium wenden kann und die mit Rechtshilfe Beistand leisten.
8. Informieren Sie Ihren Chef über Ihre Schritte
Generell sollte man der Führungskraft Bescheid sagen, dass man zur Mobbing-Beratungsstelle geht. Damit zeigt man dem Chef, dass man nicht ganz so hilflos ist, wie er es sich wünscht.
Erklärvideo: Mobbing am Arbeitsplatz
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