Klare Führung verlangt klare Ansagen
Empathie wichtig

Klare Führung verlangt klare Ansagen

Porträtfoto von Dorothee Haag, Trainerin der Consulting Haag GmbH
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Viele Führungskräfte reden viel, sagen aber wenig. Vage Anweisungen, weichgespülte Rückmeldungen und ausweichende Entscheidungen sorgen für Missverständnisse und Unsicherheit im Team. Doch wer Klartext spricht, schafft Verbindlichkeit, Vertrauen und bessere Ergebnisse. Wie Führungskräfte lernen, ohne Floskeln zu kommunizieren – und warum Klartext kein rücksichtsloser Befehlston sein darf.

Warum klare Kommunikation in der Führung so wichtig ist

Führungskräfte sind oft überzeugt, dass sie klar kommunizieren. Doch in der Praxis sieht es anders aus: Meetings enden ohne echte Beschlüsse, Mitarbeiter verstehen nicht genau, was von ihnen erwartet wird und Feedbackgespräche bleiben an der Oberfläche.

Die Folgen?

  •  Aufgaben werden falsch oder unvollständig erledigt.
  • Teams arbeiten ineffizient, weil jeder etwas anderes versteht.
  • Mitarbeiter fühlen sich unsicher und verlieren Motivation.

Doch Klartext heißt nicht Härte oder Respektlosigkeit. Es bedeutet, Erwartungen unmissverständlich zu formulieren, Entscheidungen konsequent zu kommunizieren und Missverständnisse zu vermeiden.

In welchen Situationen Klartext entscheidend ist

Ob im Mitarbeitergespräch, in Meetings oder bei Zielvorgaben – klare Kommunikation ist in jeder Führungssituation essenziell.

1. Feedbackgespräche – ehrlich, aber konstruktiv

Viele Führungskräfte meiden kritisches Feedback oder verpacken es so vorsichtig, dass die eigentliche Botschaft verloren geht.

  • Schlecht: „Das war schon ganz gut, aber du kannst es noch optimieren.“
  • Besser: „Die Präsentation war gut strukturiert, aber deine Argumente waren nicht prägnant genug. Halte dich kürzer und bring die Kernaussagen schneller auf den Punkt.“

Tipp: Feedback muss konkret, nachvollziehbar und umsetzbar sein.

2. Meetings – keine Diskussionen ohne klare Entscheidungen

Wie oft verlassen Mitarbeiter ein Meeting und fragen sich: „Was genau haben wir jetzt eigentlich beschlossen?“

  • Schlecht: „Wir sollten überlegen, wie wir den Prozess optimieren können.“
  • Besser: „Wir haben beschlossen, dass der Prozess X bis Ende des Monats überarbeitet wird. Max Mustermann übernimmt die Umsetzung.“

Tipp: Jedes Meeting sollte mit einer klaren Zusammenfassung der Entscheidungen enden.

3. Zielvorgaben – eindeutig statt schwammig

Mitarbeiter brauchen Orientierung, keine vagen Anweisungen.

  •  Schlecht: „Wir müssen uns mehr anstrengen.“
  • Besser: „Unser Ziel ist es, die Bearbeitungszeit für Kundenanfragen bis Ende Q3 um 20 % zu reduzieren.“

Tipp: Ziele müssen SMART sein – spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert.

Typische Worthülsen und wie man sie vermeidet

Viele Führungskräfte verwenden unbewusst Phrasen, die unklar sind oder keine echte Aussage haben.

Worthülse besser
„Das nehmen wir mal mit“ „Ich prüfe das bis Freitag und gebe Rückmeldung“
„Wir müssen flexibler werden“ „Ab sofort stellen wir unsere Prozesse so um, dass…“
„Wir sind auf einem guten Weg“ „60 % des Ziels haben wir erreicht, die nächsten Schritte sind…“
„Schauen wir mal, was geht“ „Wir entscheiden bis Dienstag, ob wir das Projekt umsetzen“

Wie man mit Reaktionen auf Klartext umgeht

Nicht jeder reagiert positiv auf direkte Kommunikation. Manche fühlen sich angegriffen, andere weichen aus oder gehen in die Defensive. Wichtige Strategien für Führungskräfte:

  • Ruhe bewahren: Emotionale Reaktionen nicht persönlich nehmen.
  • Offene Fragen stellen: „Was genau findest du daran unfair?“
  • Bei den Fakten bleiben: Keine Diskussionen über persönliche Befindlichkeiten.

Tipp: Klartext wirkt am besten, wenn er mit Empathie und Wertschätzung kombiniert wird.

Wie Klartext im Unternehmen langfristig funktioniert

Klartext ist keine Einzelmaßnahme, sondern eine Führungskultur. Damit klare Kommunikation im Unternehmen langfristig verankert wird, sollten Führungskräfte:

  1. Erwartungen eindeutig formulieren: Keine schwammigen Aussagen, sondern klare Ziele.
  2. Entscheidungen konsequent umsetzen: Was einmal gesagt wurde, muss Bestand haben.
  3. Kritik- und Feedbackkultur etablieren: Klare Worte müssen in beide Richtungen funktionieren.

Praxis-Tipp: Führungskräfte sollten regelmäßig hinterfragen: „Habe ich mich so ausgedrückt, dass es keine Missverständnisse gibt?“

Fazit – klare Kommunikation ist der Schlüssel zu guter Führung

Klartext ist keine Frage der Härte, sondern der Verlässlichkeit. Wer klare Botschaften sendet, sorgt für Orientierung, Verbindlichkeit und Vertrauen. Unternehmen, die auf klare Kommunikation setzen, arbeiten effizienter, vermeiden Reibungsverluste und schaffen eine Kultur der Verantwortung.

Die Frage ist: Sind Sie bereit, Klartext zu sprechen?

Bildnachweis: istockphoto.com/monkeybusinessimages

Über den Autor

Porträtfoto von Dorothee Haag, Trainerin der Consulting Haag GmbH

Dorothee Haag Dorothee Haag arbeitet selbstständig als Interim HR Managerin, Coachin und Trainerin. Mit langjähriger Erfahrung im Personalbereich und einer Leidenschaft für die Entwicklung von Mitarbeitenden unterstützt sie Unternehmen und Bildungseinrichtungen. www.consulting-haag.de/
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