Verbraucher sind zurückhaltender in ihrem Konsumverhalten
Deutsche sehr pessimistisch

Verbraucher sind zurückhaltender in ihrem Konsumverhalten

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Das Konsumverhalten verändert sich: Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) hierzulande gibt an, nur noch das Nötigste kaufen zu können. Der Blick ins Portemonnaie bereitet den meisten Menschen in Deutschland immer noch große Kopfschmerzen und sie schauen getrübt in die Zukunft.

Zusammenfassung

  • Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) kauft nur noch das Notwendigste ein
  • Vier von zehn Befragten (40 Prozent) bevorzugt wegen ihrer finanziellen Situation mittlerweile mehr Eigenmarken als Markenprodukten
  • 36 Prozent der Befragten in Deutschland rechnen mit Verschlechterung der eigenen Lebenssituation in drei Jahren – nur 24 Prozent sind optimistisch

Der Großteil der Bevölkerung macht sich Gedanken über hohe beziehungsweise steigende Energiekosten (86 Prozent), Ausgaben für Nahrungsmittel sowie Haushaltswaren (84 Prozent) und Kosten für Benzin und andere Kraftstoffe (69 Prozent). Und die pessimistische Grundstimmung bleibt: Dass sich die Wirtschaft in Deutschland erholen wird, diese Meinung vertreten nur 31 Prozent der Befragten – 36 Prozent glauben das Gegenteil. Damit bleibt Deutschland deutlich unter dem internationalen Durchschnitt: Weltweit rechnen mehr Menschen (40 Prozent) mit einer Erholung der Wirtschaft ihres Landes als umgekehrt (29 Prozent).

In Indien, wo 80 Prozent einen wirtschaftlichen Aufschwung in ihrem Land erwarten, China (73 Prozent) und Saudi-Arabien (67 Prozent) ist z.B. die Mehrheit der Befragten positiv eingestellt, auch in den USA (44 Prozent) gibt es deutlich mehr Optimisten als in Deutschland. Allerdings: In Japan (zwölf Prozent), Frankreich (20 Prozent) und Italien (22 Prozent) haben die Menschen dagegen noch weniger Hoffnung auf eine wirtschaftliche Verbesserung als die Befragten hierzulande.

Dreht sich Preisspirale weiter?

Dies ergab der aktuelle EY Future Consumer Index. Es ist die vierzehnte Ausgabe der weltweiten Umfrage unter mehr als 23.000 Verbraucher. In Deutschland nahmen 1.000 Personen an der Umfrage teil.

Michael Renz, Leiter des Bereichs Konsumgüter und Handel bei EY Deutschland: „Die Inflationserfahrung bestimmt weiterhin das Kaufverhalten der Kunden in Deutschland. Zwar ist die Inflationsrate aktuell auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren – bei den Verbrauchern hat sich aber der diffuse Eindruck festgesetzt, dass die Preisspirale sich immer weiterdreht. Das Geld sitzt daher weiterhin nicht locker, zumal viele Menschen außerdem das Gefühl haben, immer mehr Geld für immer weniger Produkt auszugeben. Das schlägt auf die Stimmung.“

Dabei gehe es beileibe nicht nur um Produkte des alltäglichen Lebens, so Renz: „Gerade bei großen Anschaffungen überlegen die Kunden aktuell zwangsläufig einmal mehr, ob diese in der jetzigen Finanzsituation sein müssen oder auf die lange Bank geschoben werden können, was wiederum zahlreiche Sektoren vor große Herausforderungen stellt.“

Weniger Geld möchten die Verbraucher in Deutschland bei Lieferdiensten für Lebensmittel (49 Prozent) und zubereitetem Essen (48 Prozent), bei Mitgliedschaften für Fitnessstudios (43 Prozent) und Ausgaben für Besuche von Restaurants, Theater und Kino (40 Prozent) ausgeben. Bei den Anbietern von Streamingdiensten will jeder Dritte (34 Prozent) sparen. Nur bei frischen Lebensmitteln möchten in Deutschland mehr Menschen mehr Geld ausgeben (29 Prozent) als einsparen (zehn Prozent).

Qualität von Eigenmarken hat aus Kundensicht sehr zugenommen

Eine Antwort des Einzelhandels auf die gestiegene Preissensibilität der Deutschen sind Eigenmarken. Dies ist kein neuer Trend, doch ist die Produktpalette zuletzt deutlich gestiegen, sowohl was Preis- und Qualitätskategorien als auch die Breite der Produktpalette angeht.

Die Verbraucher schätzen dies, wie die aktuelle EY-Untersuchung zeigt: So sagen drei Viertel aller Befragten (75 Prozent), dass Eigenmarken ihre Ansprüche genauso gut erfüllen, wie Markenprodukte. Einer der Gründe: Knapp zwei Drittel der Menschen (64 Prozent) hierzulande finden, dass die Qualität der Eigenmarken deutlich gestiegen ist. Für fast die Hälfte der Kunden (48 Prozent) sind Marken inzwischen nach eigenen Angaben unbedeutend bei der Kaufentscheidung.

Renz: „Eigenmarken, unter anderem von Supermärkten, Drogerien und Baumärkten, haben sich in der aktuell sehr herausfordernden Marktsituation als erfolgreiche Strategie für den Einzelhandel erwiesen. Dies gilt nicht nur für Produkte des täglichen Bedarfs. Auch im gehobenen Segment haben zahlreiche Anbieter eigene Marken etablieren können. So gibt es in vielen Bereichen inzwischen sogar Luxusprodukte, die bei zahlreichen Verbrauchern als Markenprodukt nicht im Einkaufswagen gelandet wären.“

Und wo greifen Kunden hierzulande am liebsten zur Eigenmarke? Bei verpackten (72 Prozent) sowie frischen Lebensmitteln (70 Prozent), Haushalts- (69 Prozent) und Pflegeprodukten (67 Prozent) gibt die große Mehrheit der Befragten an, dass sie auf Markenartikel verzichten kann. Anders sieht es dagegen bei Technik-Produkten (34 Prozent) aus.

Nur jeder Vierte schaut optimistisch in die Zukunft

Der Trend zu Eigenmarken wird wahrscheinlich erst mal anhalten. Denn die Beurteilung der eigenen finanziellen Situation und Perspektiven fällt in Deutschland sehr bescheiden aus. Dass sich die eigene Lebenssituation in drei Jahren zum Besseren wenden wird, glaubt hierzulande nicht einmal mehr jeder Vierte (24 Prozent) – deutlich mehr Menschen gehen vom Gegenteil aus: Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) rechnet mit einer Verschlechterung.

Auch hier erweisen sich Verbraucher im internationalen Vergleich als besonders pessimistisch. So rechnen weltweit vier von zehn Befragten (40 Prozent) mit einer Verbesserung der eigenen Lebenssituation, von einer Verschlechterung gehen nur 28 Prozent aus.

In den europäischen Ländern sind die Befragten deutlich pessimistischer als die Menschen in Asien (mit Ausnahme Japans) und Nordamerika. So glauben die Befragten in Indien (79 Prozent), Saudi-Arabien (71 Prozent), China (67 Prozent) mehrheitlich an eine bessere Lebenssituation, in den USA ist es jeder Zweite (50 Prozent). In Japan (14 Prozent), Frankreich (15 Prozent) und Italien (23 Prozent) sind es dagegen deutlich weniger.

Renz: „Europa befindet sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, das spüren die Menschen deutlich – sowohl beruflich als auch im privaten Alltag. Besonders problematisch ist aktuell, dass keine Lösung oder Besserung in Sicht ist und die politischen Antworten auf diese Herausforderungen viele Menschen hierzulande – und auch bei unseren Nachbarn – unzufrieden zurücklassen.“

Weltweit sind mehr Menschen optimistischer

Auch die eigene finanzielle Zukunft im Speziellen schätzt in Deutschland nur etwas mehr als jeder vierte Befragte (26 Prozent) positiv ein. Fast genauso viele Konsumenten (23 Prozent) sind der Meinung, dass sich ihr Leben – bezogen auf Gehalt, Ersparnisse und Co. – in zwölf Monaten verschlechtert haben wird. Weltweit liegt der Anteil der Optimisten mit 52 Prozent doppelt so hoch wie in Deutschland.

Verbraucher in europäischen Ländern sind insgesamt deutlich weniger positiv eingestellt – vor allem verglichen zu den Konsumenten in Asien. So gibt es unter den Befragten in Italien (22 Prozent) und Frankreich (23 Prozent) noch weniger Menschen, die ihre finanzielle Zukunft positiver sehen, als es in Deutschland der Fall ist. Zum Vergleich: In Indien (86 Prozent), Saudi-Arabien (75 Prozent) und China (71 Prozent) denkt die überragende Mehrheit, dass sich die eigene finanzielle Situation in zwölf Monaten verbessert haben wird – in den USA noch etwas mehr als jeder zweite Befragte (54 Prozent).

Bildnachweis: Depositphotos.com/marsan

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