Firmenkrise durch Ehescheidung: Wie Unternehmerfamilien den wirtschaftlichen Fortbestand sichern können
Klare Regelungen notwendig

Firmenkrise durch Ehescheidung: Wie Unternehmerfamilien den wirtschaftlichen Fortbestand sichern können

Porträtfoto von Thomas A. Zenner, geschäftsführender Gesellschafter der Family Office 360grad AG, die Lösungen für Familienunternehmen anbietet
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Eine Ehescheidung ist immer ein emotionaler Einschnitt – doch wenn dies bei Unternehmerfamilien der Fall ist, geht es oft um weit mehr als nur das Private. Die Trennung kann schnell das gesamte Familienunternehmen ins Wanken bringen. Was passiert, wenn die persönliche Auseinandersetzung zur Bedrohung für das wirtschaftliche Fortbestehen wird? Welche Herausforderungen stellen sich, wenn private Konflikte die Sicherheit von Arbeitsplätzen und das Überleben des Unternehmens gefährden? Wie kann man sich auf den möglichen Fall einer Trennung vorbereiten?

Präventive Maßnahmen für Unternehmerfamilien

Auch wenn die Beziehung noch so glücklich erscheint – das Leben hat immer wieder unerwartete Wendungen parat. Daher ist es ratsam, noch in harmonischen Zeiten einen Plan für eine etwaige Trennung vorzubereiten. Um das Unternehmen vor den Folgen einer Trennung zu schützen, sind vor allem präventive Maßnahmen unerlässlich. Eine der wichtigsten Vorkehrungen ist der Abschluss eines klaren und durchdachten Ehevertrags. In traditionellen Familienunternehmen ist es oft üblich, bei der Eheschließung eine Gütertrennung zu vereinbaren. Doch diese Vorgehensweise hat ihre Tücken: Im Fall einer Scheidung bleiben zwar die Unternehmensanteile unangetastet, aber im Normalfall sind steuerliche Zugewinne nicht nutzbar. Eine bessere Lösung kann hier die modifizierte Zugewinngemeinschaft sein, die steuerliche Vorteile im Normalfall ermöglicht und im Scheidungsfall dennoch eine klare Trennung gewährleistet.

Darüber hinaus sollten auch Regelungen zur Versorgung im Scheidungsfall sowie zum Pflichtteilsverzicht getroffen werden. Viele alte Eheverträge, die auf Gütertrennung basieren, versäumen es, den Verzicht auf Pflichtteilsansprüche zu regeln. Diese Versäumnisse können im Scheidungsfall unerwartete Folgen haben, etwa in Form von langwierigen und kostspieligen Unterhaltsstreitigkeiten oder der Durchsetzung von Pflichtteilsansprüchen, die das Unternehmen schwächen.

Klare Regelungen schaffen Sicherheit

Eine sorgfältige Planung und klare vertragliche Regelungen sind entscheidend, um das Unternehmen im Falle einer Scheidung zu schützen. Bereits bei der Gründung eines Unternehmens sollten im Gesellschaftsvertrag Regelungen für den Fall einer Trennung festgelegt werden. Diese sollten den Fortbestand des Unternehmens sichern. Dazu zählen Bestimmungen über die Stimmrechte, Gewinnverteilung und mögliche Ausstiegsszenarien. Ein notarieller Side Letter (eine schuldrechtliche Zusatzvereinbarung zu einem Hauptvertrag) kann zudem helfen, individuelle Vereinbarungen zwischen den Gesellschaftern festzuhalten, die eine faire und schnelle Abwicklung im Ernstfall ermöglichen. Besonders bei Start-ups oder Familienunternehmen, die von Ehepartnern gemeinsam gegründet wurden, ist es ratsam, potenzielle Konfliktfelder frühzeitig vertraglich zu klären, um das Unternehmen vor den negativen Folgen privater Auseinandersetzungen zu schützen.

Die Rolle des Mediators: Ein neutraler Vermittler

Auch die beste Vorsorge kann nicht immer verhindern, dass eine Trennung zum Konfliktfall wird. In solchen Situationen kann ein externer Mediator eine entscheidende Rolle spielen. Ein solcher Berater agiert als neutraler Vermittler und moderiert die Gespräche zwischen den Konfliktparteien, um eine Eskalation zu verhindern und eine einvernehmliche Lösung zu fördern. So wird die emotionale Belastung für alle Beteiligten reduziert, und die geschäftlichen Interessen des Unternehmens werden gewahrt.

Ein konkretes Beispiel zeigt, wie diese Methode funktioniert: In diesem Fall gelang es durch die Moderation eines Mediators, sämtliche Gespräche und Vereinbarungen über die externe Instanz abzuwickeln. Dadurch wurde verhindert, dass die familiären Spannungen ins Unternehmen getragen wurden, und das Unternehmen blieb wirtschaftlich stabil. Auch der Umgang mit den Kindern konnte auf diese Weise zum Wohle aller Beteiligten geregelt werden. Die strikte Trennung der geschäftlichen und familiären Ebenen führte zu einer stabilen Fortführung des Unternehmens und sorgte für eine konstruktive Regelung der privaten Konflikte.

Kommunikation und Einbindung als Schlüssel zum Erfolg

Nach einer Trennung stehen Unternehmerfamilien vor der Herausforderung, die Kommunikation aufrechtzuerhalten und die Zusammenarbeit zu sichern. Familiäre Spannungen und wirtschaftliche Interessen müssen in Einklang gebracht werden. Eine offene und transparente Kommunikation ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen. Regelmäßige Familienkonferenzen oder strukturierte Gespräche können helfen, die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse der Familienmitglieder zu klären und gemeinsame Lösungen zu finden.

Dies gilt besonders in komplexen Familiensituationen, wie bei Patchwork-Familien oder unterschiedlichen Generationen. Indem alle Beteiligten, auch die, die nicht aktiv im Unternehmen tätig sind, regelmäßig einbezogen werden, lassen sich Spannungen frühzeitig erkennen und bearbeiten. Und das bereits bevor sie zu gravierenden Problemen führen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch die schriftliche Festlegung einer Familienstrategie. In diesem bindenden Dokument können die Rollen und Zuständigkeiten aller Mitglieder transparent festgehalten werden. Dies schafft Klarheit und beugt damit Streitigkeiten vor.

Umgang mit gravierenden Konflikten: Strategien für den Ernstfall

In manchen Fällen eskalieren Konflikte so stark, dass die Familie zerstritten ist und kaum noch miteinander kommuniziert. Dann ist es entscheidend, einen klaren Plan zu haben, wie mit solchen gravierenden Konflikten umgegangen wird. Eine mögliche Strategie könnte sein, für eine Übergangszeit einen neutralen Geschäftsführer einzusetzen oder einen Beirat zu installieren, der die Geschicke des Unternehmens leitet, bis eine Lösung gefunden ist. Das Ziel ist es, die Eskalation zu begrenzen und das Unternehmen zu schützen, während gleichzeitig die Möglichkeit besteht, langfristig die familiären Beziehungen wieder zu stabilisieren.

Fazit: Vorsorge und professionelle Hilfe als Schlüsselfaktoren

Die Erfahrung zeigt, dass eine vorausschauende Planung und die Bereitschaft, im Ernstfall externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, entscheidend sind. Dadurch können die Folgen einer Trennung bewältigt und der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden. Unternehmerfamilien sollten frühzeitig klare vertragliche Regelungen treffen und den möglichen Ernstfall in ihre Überlegungen einbeziehen. Eine sorgfältige Vorbereitung kann verhindern, dass eine private Angelegenheit zur wirtschaftlichen Bedrohung wird.

Bildnachweis: istockphoto.com/AndreyPopov

Über den Autor

Porträtfoto von Thomas A. Zenner, geschäftsführender Gesellschafter der Family Office 360grad AG, die Lösungen für Familienunternehmen anbietet

Thomas A. Zenner Thomas A. Zenner ist ein erfahrener Family Office-Experte, der seit über 20 Jahren in der Beratung von Familienunternehmen tätig ist. Nach verschiedenen Positionen bei Banken übernahm er ab 2001 den Aufbau und die Leitung von mehreren Family Offices in Deutschland und der Schweiz. Seit Oktober 2016 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Family Office 360grad AG in Stans/Nidwalden, die umfassende und maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmerfamilien anbietet. www.familyoffice-360grad.ch/de
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