Unternehmen schreiben deutlich weniger Stellen aus
Fachkräfte-Index

Unternehmen schreiben deutlich weniger Stellen aus

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Die Entwicklung der Fachkräftenachfrage ist weiterhin einer Berg- und Talfahrt. Nach dem Aufwärtstrend der letzten beiden Quartale weist der Index im zweiten Jahresviertel 2024 nun einen signifikanten Nachfragerückgang aus, und das bei allen Berufsgruppen. Wie sieht das konkret aus?

Zusammenfassung

  • Fachkräftenachfrage geht positionsübergreifend zurück
  • HR-Stellen verzeichnen stärksten Rückgang
  •  Suchvolumen im IT-Bereich sinkt wieder unter 100.000-Marke

Mit einer Reduktion von 52 Prozentpunkten auf 108 Prozent unterschreitet der Hays Fachkräfte-Index sogar den Tiefstwert aus dem Vorjahr (Q3/2023: 109 P) und fällt auf den niedrigsten Wert seit Q3/2021. Nachdem die Fachkräftenachfrage in den letzten beiden Quartalen unbeeinflusst von einer unsicheren Wirtschaftslage schien, wirkt sich die wirtschaftliche Stagnation nun als deutlicher Faktor auf die Rekrutierung aus.

Nachfrageeinbruch bei HR-Stellen

Eine deutliche Kehrtwende legt der Fachkräfte-Index bei der Nachfrage nach HR-Fachkräften hin: Mit einem Minus von 92 Prozentpunkten [1] (auf 175 P) sinken die Stellengesuche, verglichen mit anderen Berufsgruppen, extrem stark und sinken auf das Niveau von 2021. Enorm wird der Rückgang bei den zahlenmäßig stark vertretenen HR Business Partnern (- 221 PP), den Recruitern (- 115 PP) und den HR Managern (- 105 PP) deutlich.

Die generelle Zurückhaltung der Unternehmen bei Stellenausschreibungen wirkt sich – wie bereits in vergangenen Quartalen  – direkt und besonders deutlich auf die Berufsgruppe der Personaler aus. „Das Personalwesen legt aktuell einen klaren Fokus auf die Transformation der Organisation. Bisher vorgesehene Planstellen sowie auch angedachte Projekte wurden daher im vergangenen Quartal flächendeckend reduziert. Das zeigt sich vor allem am massiven Rückgang der HR Business Partner und HR Manager“, fasst Florian Wagner, Bereichsleiter HR Interim & Projects bei Hays zusammen.

Weniger IT-Stellengesuche: Signifikanter Rückgang bei IT-Security Experten

Für die begehrten IT-Fachkräfte verzeichnet das zweite Jahresviertel eine erneute Zäsur: Nach Q3/2023 unterschreitet die Zahl der Stellenausschreibungen wieder die Marke von 100.000 gesuchten Positionen und fällt positionsübergreifend um 53 Prozentpunkte auf 120 Prozent. Sehr erstaunlich, in Anbetracht der anstehenden EU-Regularien, ist die Nachfrageentwicklung bei den IT-Security Experten. Während diese im Vorquartal den deutlichsten Anstieg verzeichneten, weist diese Berufsgruppe nun mit – 119 Prozentpunkten wiederum den stärksten Nachfragerückgang aus.

Trotz dieser Schwankungen befindet sich das Suchvolumen mit 525 Prozent weiterhin auf einem enorm hohen Niveau. Merklich gesunken sind auch die Stellengesuche für Entwickler Embedded Services (- 84 PP), IT-Supporter (- 67 PP) und IT-Architekten (- 64 PP). Andreas Sauer, Bereichsleiter Technology bei Hays zur aktuellen Entwicklung: „Viele Unternehmen haben auf die anhaltend herausfordernde wirtschaftliche Situation mit Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen reagiert, denen auch neu geplante Stellen zum Opfer gefallen sind.“

Finanz-Fachkräfte: Leicht rückläufige Nachfrage auf hohem Niveau

Auch bei den Finanz-Experten sind die Unternehmen in Q2 zurückhaltender als zuletzt. Verglichen mit anderen Berufsgruppen und dem Durchschnitt fällt der Rückgang von 32 Prozentpunkten in diesem Bereich am geringsten aus. Und: Beim Suchvolumen von 141 Prozent handelt es sich dabei um den dritthöchsten Wert seit Beginn der Erhebung. Der Blick auf die Positionen zeichnet ein gemischtes Bild.

Die in Q1 verstärkt nachgefragten Tax- und Compliance-Manager verzeichnen deutliche Rückgänge (- 82 PP bzw. – 71 PP, bei einer vergleichsweise geringen Anzahl an absoluten Stellengesuchen). Bei den Buchhaltern (- 6 PP), Risikomanagern (- 35 PP) und Controllern (- 37 PP) gibt das Suchvolumen nur ein wenig nach. „Im Vergleich zu den anderen Berufsgruppen, gibt es im Finanzbereich weniger Rückgang.

Das hat damit zu tun, dass das Recruitment von Finanzpositionen weitgehend konjunkturunabhängig verläuft. Was wir allerdings auch feststellen: Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz werden bereits Teile der Aufgabenstellungen im Finanz- und Rechnungswesen übernommen“, erläutert Erich Schwinghammer, Bereichsleiter Finance und HR bei Hays.

Stellengesuche für Ingenieure sinken

Mit einer Reduzierung von 47 Prozentpunkten auf 79 Prozent sinkt der Bedarf an Ingenieuren positionsübergreifend auf den niedrigsten Wert seit Q3/2021. Stellenspezifisch schrumpft bei den zahlenmäßig stark vertretenen Berufsgruppen die Nachfrage nach Projektingenieuren mit – 65 Prozentpunkten überdurchschnittlich stark, bei den Elektro- und Bauingenieuren liegt sie leicht über (- 49 PP) bzw. unter dem Mittelwert (- 43 PP).

Nur geringe Minuswerte sind bei den Chemieingenieuren (- 11 PP) sowie den Maschinen-/Anlagenbauingenieure (- 16 PP) auszumachen. „Der Rückgang der Nachfrage nach Ingenieuren hat verschiedene Ursachen. Ein wesentlicher Faktor ist die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, die zu einer Verringerung der Investitionen in neue Projekte führt. Insbesondere der klassische Automotive Sektor befand sich in den letzten Monaten stark im Abbaumodus“, sagt René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology and Engineering bei Hays.

Sales & Marketing: Nachfrage nach Digital Marketing-Stellen deutlich rückläufig

Auch bei der zweitgrößten Berufsgruppe, den Sales- und Marketing-Spezialisten zeigen sich die Unternehmen verhaltener als zuletzt, insgesamt sinkt die Nachfrage um 52 Prozentpunkte auf 81 Prozent. Eine deutlich reduzierte Anzahl an Stellengesuchen sind bei dem im Vorquartal stark nachgefragten Digital Marketing-Experten auszumachen. So sinkt die Nachfrage bei den Social Media-Managern um ganze 227 Prozentpunkte und den Content-Managern um 170 Prozentpunkte (bei einer vergleichsweise geringen Anzahl an absoluten Stellengesuchen).

Gleichzeitig verrät der Blick auf die Prozentwerte (630 P bzw. 386 P), dass bei diesen Positionen in den letzten drei Jahren eine enorme Steigerung des Suchvolumens zu beobachten ist. Die mit Blick auf absolute Zahlen großen Berufsgruppen wie Vertriebsmitarbeiter (- 47 PP), Vertriebs-/ und Sales Manager (- 48 PP) sowie Key Account Manager (- 36 P) weisen im Vergleich dazu unterdurchschnittliche Rückgänge in der Nachfrage auf.

Die Nachfrage nach Juristen und Chemikern lässt nach

Nach dem Allzeithoch im ersten Jahresviertel ist die Nachfrage nach Juristen zurückgegangen und weist mit – 71 Prozentpunkten indexweit den zweitgrößten Rückgang aus. Besonders für Juristen für Datenschutz und Senior Juristen sind sehr viel weniger Stellen ausgeschrieben als zuvor (- 330 PP bzw. – 218 PP).

Auch der Bedarf an Spezialisten im Life Science-Bereich (- 63 PP) hat generell nachgelassen. Nach dem starken Anstieg im Vorquartal erfahren insbesondere die Data Scientists mit einem Minus von – 286 Prozentpunkten einen enormen Einbruch, danach kommt die zahlenmäßig große Gruppe der Qualitätsmanager (- 85 PP).

Sinkende Nachfrage in der Bau- und Dienstleistungsbranche

In Anbetracht der Entwicklung der einzelnen Branchen sind ebenfalls sinkende Nachfragewerte über alle Industrien hinweg festzustellen. Besonders deutlich fallen diese im Baugewerbe (- 64 PP) und im Bereich Dienstleistungen für Unternehmen (- 61 PP) sowie im Handel (- 56 PP) aus. Der Blick auf das Nachfrageniveau veranschaulicht trotz Rückgängen das überdurchschnittlich hohe Suchvolumen im Bereich der Öffentlichen Verwaltung (+ 247 P) und des Baugewerbes (+ 227 P)  – verglichen mit dem Gesamtindex.

„Im Gegensatz zum vorherigen Quartal zeigt sich deutlich, wie stark Unternehmen ihre Investitionen zurückhalten. Viele fokussieren sich auf die technologische und organisatorische Transformation mit vorhandenen Ressourcen. Dabei ist es jetzt wichtig, bisher ungenutzte Beschäftigungsoptionen am Markt zu nutzen, um Potenziale zu heben und wettbewerbsfähig zu bleiben: Hochqualifizierte Bewerbende steigern die Produktivität, flexible Arbeitsmodelle fördern die Vereinbarkeit von Karriere und Familie und vermeiden soziale Ungleichheit“, ordnet Alexander Heise, Hays CEO Deutschland und CEMEA die aktuelle Entwicklung ein.

[1] Alle Angaben in „Prozent“ beziehen sich auf den Referenzwert 0 im Jahr 2015. „Prozentpunkte“ beziehen sich auf die Veränderung zu einem anderen Erhebungsquartal.

Bildnachweis: istockphoto.com/suwadee sangsriruang

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