Gender Investment Gap: Gründerinnen erhalten weniger Startup-Finanzierung als Männer
„Gender Pay Gap“ auch bei Deutschlands Gründerinnen: Startups, die von einem Team auf die Beine gestellt wurden, das ausschließlich aus Frauen besteht, erhielten im vergangenen Jahr nur einen Bruchteil der Summe, die an Jungunternehmen mit rein männlichen Gründungsteams floss.
Zusammenfassung
- 1.713 Männer erhielten 2023 frisches Kapital für ihre Startups, allerdings nur 237 Frauen
- 5 Prozent aller Jungunternehmen, die 2023 Risikokapital erhielten, hatten rein weibliche Gründungsteams – sie erhielten aber nur 2 Prozent des Kapitals
- Je größer die Finanzierungsrunden von Startups, desto kleiner ist der Gründerinnenanteil
Eine aktuelle Startup-Barometers von EY (Ernst & Young) mit dem Fokus auf Gründerinnen zeigt, dass die Finanzierung deutscher Startups maßgeblich von der Geschlechterzusammensetzung der Gründungsteams beeinflusst wird. Von dem insgesamt vergebenen Kapital in Höhe von 5,5 Milliarden Euro flossen 87 Prozent (4,9 Milliarden Euro) in Startups, die ausschließlich von Männern gegründet wurden. Demgegenüber standen lediglich 608 Millionen Euro, die an gemischt-geschlechtliche Gründungsteams vergeben wurden.
Die Diskrepanz zeigt sich auch in der Zusammensetzung der Teams: Insgesamt waren nur 12,2 Prozent der Personen in den Gründungsteams weiblich. Bei den Unternehmen, die eine Finanzierung von mindestens 50 Millionen Euro erhielten, sank dieser Anteil sogar auf 1,8 Prozent. Diese Zahlen spiegeln eine deutliche „Gender Investment Gap“ in der Startup-Finanzierung wider.
Die Analyse betrachtete 1.950 Personen in den Gründungsteams der finanzierten Startups im Jahr 2023, von denen 237 Frauen waren. Regional betrachtet, war der Frauenanteil in den Gründungsteams von Berliner Startups mit 17 Prozent am höchsten. Danach folgen von Nordrhein-Westfalen (13 Prozent), Bayern und Baden-Württemberg (jeweils 12 Prozent).
Wir sehen hierzulande bei der Startup-Finanzierung eine massive ,Gender Investment Gap‘. Zum einen sehen sich Frauen in der Wirtschaftswelt nach wie vor größeren Herausforderungen gegenüber als Männer. Dabei spielen auch im Jahr 2024 noch traditionelle Rollenbilder eine Rolle.
Gründe für den Gender Investment Gap
Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY, kommentiert die Ergebnisse mit Besorgnis über die massive Geschlechterlücke in der Finanzierung. Er sieht traditionelle Rollenbilder und eine männlich dominierte Wirtschaftswelt als wesentliche Gründe für diese Ungleichheit. Prüver betont jedoch auch die Bedeutung von Diversität für Innovation und Kreativität in der Startup-Landschaft. Er ruft zu einem Umdenken bei den Investoren auf.
Ein weiterer Faktor der Gender Investment Gap ist der unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründerinnen und Gründern. Während Frauen in Sektoren wie Gesundheit, Recruitment, AdTech und E-Commerce stärker vertreten sind, sind sie in den kapitalintensiveren MINT-Sektoren deutlich unterrepräsentiert. Prüver hebt hervor, dass die zunehmende Zahl von Studentinnen in MINT-Fächern ein hoffnungsvolles Zeichen ist und erwartet, dass sich die Lücke in der Finanzierung mittelfristig schließen wird.
Je mehr Beispiele es von erfolgreichen Gründerinnen gibt, desto mehr ambitionierte Jungunternehmerinnen werden ihnen folgen – und damit das Startup-Ökosystem, das sich aktuell ohnehin in einem Umbruch befindet, wirtschaftlich weiter verstärken.
Trotz der offensichtlichen Lücke gibt es positive Anzeichen: Der Anteil von Gründerinnen ist in den letzten zehn Jahren stetig gestiegen. Prüver ist optimistisch, dass der Trend anhalten und das deutsche Startup-Ökosystem stärken wird, insbesondere durch Vorbilder erfolgreicher Gründerinnen.
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