Fusionen und -übernahmen als Digitalisierungstreiber
In einer Sache zeigt sich die deutsche Wirtschaft einig: Das Land steckt in der Digitalisierungsstarre - es fehlt der Schwung. Doch: Wo die Selbsterneuerung mittelständischer Unternehmen stagniert und Start-ups um Anschlussfinanzierungen bangen, sind Schulterschlüsse zwischen jungen Wilden und etablierten Branchenplayern ein sinnvolles Strategieinstrument - man spricht hier auch von M&A (Mergers & Acquisitions).
Unternehmen durch Markt-, Technologieerschließung oder Wissenseinkauf begleiten, weiterentwickeln und zukunftssicher aufstellen – das ist Tech-M&A in Reinkultur. Indem tech-getriebene Transaktionen Mittelständler ermächtigen, technologische wie personelle Kompetenzen einzukaufen, kreieren sie gleichzeitig wertschöpfende Lösungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. So übernahm der Intralogistikpionier Jungheinrich das Robotik-Start-up Magazino, um die internen Logistik-Lösungen mit autonomen Robotik-Lösungen auszubauen. Die Start-up-Firma blieb mit ihrem Team autark. Jungheinrich auf der anderen Seite kam als tradiertes Unternehmen zu dynamischen und kreativen Mitarbeitenden.
Schmerzpunkt: Innovationskraft in der Wachstumsfalle
Mittlere Unternehmen stehen heute vor multiplen Herausforderungen. Energie- und Klimawende, Fachkräftemangel, Digitalisierung 4.0 und nicht zuletzt die Nachwehen der Corona-Pandemie stellen Firmen auf eine harte Probe. Die Entwicklung flankieren aufstrebende und disruptive Technologien, die mit immenser Schlagkraft auf die globalen Märkte einwirken und sie langfristig verändern. Ohne rigorose Transformationen haben KMU im internationalen Geschwindigkeitswettbewerb das Nachsehen. Was sie brauchen, das sind radikale Innovationen, um zu wachsen und zugleich nachhaltig zu wirtschaften.
Vor allem in puncto Digitalisierung besteht Nachholbedarf. Ohne Technologie geht es nicht – sie beeinflusst, wie zukünftig Leistungen erbracht, Unternehmen organisiert und Produkte funktionieren werden. Damit einher geht ein enormer Wandel, hin zu vollkommen neuen Geschäftsmodellen. Der Casus Knacksus: Solche Richtungswechsel fordern gut und gerne Millionenbeträge. Allein die Integration eines SaaS- oder Cloud-basierten Modells kostet Firmen siebenstellige Summen. Investitionen in diesen Größenordnungen sind nicht zu jeder Phase des Unternehmenslebenszyklus ohne weiteres ratsam. Um sich strategisch besser zu positionieren und sein Wachstumspotenzial perspektivisch voll auszuschöpfen, muss die deutsche Wirtschaftsmitte durch den Einsatz von M&A Know-how zukaufen oder Technologien gemeinschaftlich mit dem Sparringspartner erschließen.
Der Tech-M&A-Markt 2024
Tech ist en vogue und der Tech-Sektor unbestritten einer der spannendsten und zukunftsträchtigsten Wirtschafssektoren im deutschen Markt. Schlagwörter wie KI, Robotik oder Internet of Things treiben die Transaktionen in die Höhe und machen deutsche Technologie-Unternehmen relevant und interessant für M&A-Deals. Entgegen dem allgemeinen Trend, bleibt der Sektor ein Verkäufermarkt und Unternehmensbewertungen stabil. Die Transaktionsanzahl weist darauf hin, dass Tech-M&A in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Unter Anbetracht des hohen Skalierungsfaktors, ist diese Entwicklung nur plausibel.
Exzellente Start- und Grown-Ups rollen hier die Märkte von hinten auf und agieren weltweit mit überschaubaren Transaktionskosten. Unabhängig von Mehr-, Minderheitsbeteiligungen oder Growth Capital – die Nachfrage ist in allen Kategorien erheblich. Im Bereich der Fonds nimmt der Growth Equity-Anteil im absoluten Wachstum am schnellsten zu. Der Markt hat verstanden, dass eine große Lücke zwischen kleinen Technologieunternehmen auf der einen Seite und den großen Märkten auf der anderen Seite existiert. Growth Capital schließt diesen Abstand auf Langstrecke.
Strategische Partner für langfristige Perspektive
Mit welchem Partner können Verantwortliche ein Unternehmen schneller und trotzdem nachhaltig größer machen? Im Technologiebereich hängt die Entscheidung häufig vom Skalierungspotenzial ab. Obgleich seines Exzellenz-Status im Bereich Forschung und Entwicklung, hat Deutschland ein Defizit in der Übersetzung von Technologie in die Anwendung. M&A begegnet dieser Herausforderung mit der Suche nach dem richtigen Sparringspartnern; von Privat-Equity-Investor, über Unternehmerfamilie bis Konzern. Mit deren Unterstützung meistern Technologieunternehmen den Schritt zum Branchenleader.
Ein Bespiel: Im vergangenen Jahr erwarb der internationaler Konzern für Sicherheitstechnologie, Giesecke+Devrient, die Firma Mecomo. Das Unternehmen ist auf Telematik-Lösungen nicht-stromversorgter Logistikobjekte spezialisiert – deren Produktlebenszyklus eine Dekade übersteigt. Über diesen Zeitraum muss der Anbieter seine Technologie betreuen, warten und weiterentwickeln. G+D stellt als strategischer Partner diese Sicherheit bereit. Der Konzern befähigt Mecomo, deren Tech-Know-how international zu vergrößern.
Ausblick
Im Jahr 2023 gründeten sich 2.489 Unternehmen, darunter viele, die sich technologisch mit Zukunftsthemen beschäftigen. Sowohl der Softwarebereich als auch der Energiesektor verzeichneten ein Zuwachs von je 21 und 69 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neben einer brodelnden tech-basierten Start-up-Szene, halten auch viele etablierte Tech-Companies ihre Firmenzentralen und Entwicklungsabteilungen in Deutschland. Tech M&A findet jeweils die passenden Partner, die Technologiefirmen darin unterstützen, den nächsten Schritt zum Weltmarktführer zu schaffen. Parallel dazu gibt es zunehmend Kapitalgeber, die willens sind, diese Steps zu begleiten. Die Kombination aus Technologieunternehmen und Start-up-Kultur verspricht hinsichtlich Ablauforganisation und Effizienz fruchtbaren Boden. Solche Zusammenschlüsse verhelfen auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland dazu, im Digitalisierungs- und Innovationsranking aufzusteigen.
Bildnachweis: ©istockphoto.com/Yevhen Lahunov
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