Frauen schon beim Berufseinstieg im (Gehalts-)Nachteil
Frauen starten selbst bei gleichem Bildungs- und Erfahrungshintergrund in Deutschland mit deutlichem Gehaltsnachteil ins Berufsleben. So erzielen Männer in den ersten drei Jahren im Job bei Vollzeitbeschäftigung ein Bruttomediangehalt von 40.250 Euro, während Frauen lediglich 37.500 Euro erreichen.
Zusammenfassung
• Bereinigte Lohnlücke zwischen Geschlechtern in Deutschland bei 5,5%
• Gehaltsschere öffnet sich nach dem Berufseinstieg weiter
• Männer und Frauen bei Gehaltsverhandlungen gleich erfolgreich, aber Frauen fühlen sich dabei deutlich unwohler
Diese Auswertungen beruhen auf dem Stepstone Gehaltsreport 2024. Der bereinigte Gender Pay Gap – das heißt die Lohnlücke, nachdem strukturelle Unterschiede herausgerechnet wurden – liegt in der frühen Karrierephase bei 4,8% (unbereinigt 6,9 Prozent).
Der Stepstone Gehaltsreport 2024 warf anlässlich des Equal Pay Days 2024 ein Schlaglicht auf den Gender Pay Gap. Die Lohnlücke zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern klafft weiterhin auseinander – und mit zunehmender Berufserfahrung steigen die Gehaltsunterschiede weiter. Der Gender Pay Gap bei Vollzeitbeschäftigung entspricht 12,4%. Bereinigt beträgt die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern 5,5%.
„Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass wir im 21. Jahrhundert immer noch Gehaltsunterschiede aufgrund des Geschlechts haben. Wir setzen uns deshalb für Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen ein, um den Arbeitsmarkt gerechter zu machen und den Gender Pay Gap zu schließen“, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group.
Was ist der Gender Pay Gap?
Der angegebene Gender Pay Gap beschreibt die unbereinigte Entgeltlücke bei Vollzeitbeschäftigung, bei der viele gehaltsrelevante Parameter wie Berufserfahrung und Bildungshintergrund vermischt werden. Der unbereinigte Wert vergleicht die männlichen und weiblichen Beschäftigten in ihrer Gesamtheit miteinander. Er ist als Differenz des Jahresgehaltes zwischen Männern und Frauen im Verhältnis zum Gehalt der Männer zu verstehen.
Ein Großteil der Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen lässt sich jedoch durch andere Einflussfaktoren erklären (z.B. Alter, die Branche, die Berufsgruppe, die Ausbildung, die Berufserfahrung, die Unternehmensgröße, das Bundesland und die Stadt und die Personalverantwortung). Berücksichtigt man diese Faktoren in einem Rechenmodell, ergibt sich der bereinigte Gender Pay Gap. Er kann als die Gehaltsdifferenz zwischen zwei Personen interpretiert werden, die in allen berücksichtigten Merkmalen außer dem Geschlecht identisch sind.
Gehaltsverhandlung: Frauen so erfolgreich wie Männer
Obwohl Männer und Frauen fast gleichermaßen erfolgreich nach einer Gehaltserhöhung fragen, fühlen sich Frauen bei Verhandlungen über mehr Geld einer Stepstone-Gehaltsbefragung zufolge deutlich weniger wohl. Der Unterschied beträgt fast 20 Prozentpunkte. Dabei sind Frauen eher bereit, über ihr Gehalt zu sprechen und befürworten mit 90% deutlich häufiger (8 Prozentpunkte Differenz gegenüber Männern) eine Gehaltstransparenz in Deutschland.
„In Zeiten des Arbeitskräftemangels brauchen wir maximal effiziente Recruitingprozesse. Stellen sind mittlerweile fast dreimal so lange offen wie Anfang der 2010er Jahre. Transparente Gehälter und Gehaltsspannen machen Menschen schon zum Berufseinstieg entscheidungskompetent und sorgen somit für Bewerbungsprozesse, die nicht am Gehalt scheitern. Davon profitieren sowohl Kandidat:innen als auch Arbeitgeber“, so Tobias Zimmermann.
Bereinigter Gender Pay Gap zum Berufseinstieg: Je nach Berufsgruppe bis zu 7,9 Prozent Gehaltslücke
Der Blick auf den bereinigten Gender Pay Gap legt auch innerhalb von Berufsgruppen mit weniger als 3 Jahren Berufserfahrung große Unterschiede offen. Zum Berufseinstieg zeigt sich der höchste bereinigte Gender Pay Gap in den Berufsgruppen Handwerk (7,9%), Groß- und Einzelhandel (7%) sowie Vertrieb und Verkauf (7%). Die geringste Lohnlücke gibt es in den Berufsgruppen Personal (0,7%), Marketing & PR (2,6%) und Gastronomie & Hotellerie (2,6%). Unabhängig von der Berufserfahrung ist die Lohnlücke in den Berufsgruppen Groß- und Einzelhandel (10,1%), Handwerk (9,4%) sowie Vertrieb und Verkauf (7,9%) am höchsten, während sie in den Berufsgruppen Personal (1,2%), Logistik (3,9%) sowie Marketing & PR (4,1%) am niedrigsten ist.
Über die Stepstone-Befragung zu Gehältern und Gehaltstransparenz 2023/2024
Wie zufrieden sind Arbeitnehmer*innen in Deutschland mit ihrem Gehalt? Können sie ihren Marktwert einschätzen? Und wie transparent gehen sie mit dem Thema Gehalt um? Stepstone hat im November 2023 zu diesen und weiteren Themen rund 5.700 Beschäftigte, darunter ca. 1.200 Führungskräfte und ca. 750 Recruiter:innen, in Deutschland befragt. Die Befragung ist repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung nach Alter, Geschlecht und Bildung.
Bildnachweis: ©istockphoto.com/fizkes
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