„Gründen ist schwieriger, als es aussieht – eine Achterbahn der Gefühle“
Onpulson im Gespräch mit Jonas Hess, Co-Founder und Chief Product Officer bei deskbird. Das Start-up unterstützt Unternehmen mit seiner Software, das volle Potential hybrider Arbeitsmodelle zu nutzen. Er berichtet, dass es sein Traum war, mit Software an einem großen Thema teilzuhaben und etwas aufzubauen. Seit 2020 lebt Jonas Hess diesen Traum.
Name: Jonas Hess
Geburtsjahr: 1990
Position: Co-Founder und Chief Product Officer bei deskbird
Vita: Jonas Hess ist Mitgründer und Chief Product Officer von deskbird, einem Start-up, das es Unternehmen mit seiner Software ermöglicht, das volle Potential hybrider Arbeitsmodelle zu nutzen. Im Zuge seines Bachelor- und Masterstudiums in Elektro- und Informationstechnik war er Teil der Start-up-Schmiede Center for Digital Technology and Management (CDTM) der LMU und TU München.
Mit strategischer Erfahrung als Unternehmensberater u.a. bei der Boston Consulting Group und bei BMW, gründete der Ingenieur mit seinem Co-Founder 2020 das Start-up deskbird. Ein Jahr später folgte der Produktlaunch. Für die Entwicklung von deskbird, mit Hilfe dessen hybrides Arbeiten für Teams und Unternehmen effizient umsetzbar ist, zeichnete ihn das Project Management Institute 2023 als Future 50-Preisträger aus.
Lebensmotto: Es muss Spaß machen – meinem Team und mir.
Onpulson: Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?
Jonas Hess: deskbird ist ein SaaS B2B Unternehmen im Bereich Workspace Management. Wir bieten eine Softwarelösung, die sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende zu Chancen und auch Herausforderungen eines hybriden Arbeitsmodells unterstützt: Wer kommt wann ins Office? Wo sitzt der Kollege, den ich für Input brauche? Ist ein passender Meetingraum frei? Wir bieten eine App, die Unternehmen dabei hilft, den vorhanden Office-Space möglichst effizient zu nutzen, gleichzeitig aber auch den Mitarbeitenden die Möglichkeit bietet die hybride Arbeitswelt effizient zu koordinieren.
Deskbird schafft ein positives Arbeitsumfeld und erleichtert die reibungslose Zusammenarbeit der (Projekt-) Teams. Unser Produkt ist sehr nah mit den Anforderungen der jeweiligen Kunden abgestimmt – schnelle Reaktion und Anpassungsfähigkeit an neue Projekte ist für uns als Start-up eine Superpower.
Onpulson: Erst kommt die Vision, dann die Gründung. Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Jonas Hess: Den Traum, mit Software an einem großen Thema teilzuhaben und etwas aufzubauen, hatte ich schon länger. Mein Mitgründer Ivan Cossu und ich wollten eine moderne Software und gleichzeitig ein Konzept, dass nachhaltig skalierbar ist. Als Covid im Sommer 2020 kam, war für uns klar, dass wir uns auf den Bereich New Way of Working fokussieren. Wir sind mit einem Marktplatz für Co-Working Spaces gestartet, allerdings war schnell absehbar, dass diese Idee nicht langfristig funktioniert. Im Gespräch mit diversen Unternehmen stellten wir fest, dass diese unsere App sehr gut fanden, sich allerdings ein Buchungssystem für interne Büroplätze anstatt eines Marktplatzes wünschen. Wir haben unser Business umgekrempelt und sind mit deskbird 2.0 durchgestartet.
Über das Unternehmen
Onpulson: Neben einer guten Idee spielt auch die Team-Zusammensetzung oft eine entscheidende Rolle. Wie setzt sich das Team bei Ihnen zusammen?
Jonas Hess: Unsere Organisation teil sich in Product & Engineering, Go-to-Market und Operations & Finance ein. Beide erstgenannten Bereiche machen rund 80% von deskbird aus. Die Aufteilung zwischen meinem Mitgründer Ivan und mir war von Anfang an klar: Ivan verantwortet die Business-Bereiche, ich die Produktthemen, insbesondere Produktstrategie und Delivery.
Stolz sind wir unter anderem auf unsere diverse Projektteams: Unsere Mitarbeitenden setzen sich aus über 20 Nationalitäten zusammen, können vollständig remote oder in einem unseres fünf europäischen Hubs zusammenarbeiten.
Onpulson: Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?
Jonas Hess: Von unseren Wettbewerbern differenzieren uns vor allem durch unsere Exekution: Unser Hintergrund in der Unternehmensberatung hilft uns dabei, strukturiert zu arbeiten und richtig zu priorisieren. Ein starkes Leadership-Team aus hochkarätigen Leuten mit Sinn für Enterprise und Skalierung ist fundamental. Wir haben den Drang, das beste Produkt zu bieten, Projekte effizient und lösungsorientiert umzusetzen, denken jedes Feature für einen optimalen Flow der App bis zum Ende durch und reagieren schnell auf spezifische Anforderungen unserer Kund:innen.
Der Markt rund um Office-Buchungssysteme ist sehr kompetitiv. In Europa allein gibt es ca. 60 Lösungen von Unternehmen, die auch teilweise mit uns gestartet sind. Wir haben es geschafft, uns an die Spitze zu kämpfen.
Onpulson: Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?
Jonas Hess: In den nächsten Jahren liegt der Fokus klar auf dem Produkt. Je nach Marktsituation werden wir gegebenenfalls Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen und anschließend im Zuge der Wettbewerbsverdrängung ein Portfolio bzw. eine Multi-Produkt-Strategie aufbauen. Aktuell besonders interessant ist vor allem die Diversität unserer Kund:innen und Ansprechparter:innen sowie deren unterschiedliche Anforderungen. Hier profitieren wir von unserer „Super-Power Start-up“, die es ermöglicht, in einem kürzeren Zeithorizont Initiativen zu planen und nah am Markt schnell zu reagieren.
Onpulson: Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?
Jonas Hess: Die größte Herausforderung war das People Management. Vom Recruiting als Start-up mit limitierten Ressourcen, über den Aufbau einer vertrauensvollen Unternehmenskultur in unserem Remote-Setup bis hin zum Leben einer gemeinsamen Vision mit unseren Mitarbeiter:innen. Wir legen viel Wert auf Networking, gemeinsame Events und Team-Momente. Da wir uns über Venture Capital finanzieren, war und ist viel Vertrauensaufbau und Investorenmanagement nötig.
Onpulson: Ein Unternehmen zu gründen und zu expandieren, kostet Geld. Wie finanzieren Sie sich?
Jonas Hess: Deskbird ist VC finanziert. Mit Profitabilität im Blick fokussieren wir uns momentan darauf, zu wachsen und unseren Marktanteil zu erweitern. Wir befinden uns in einer Phase mit hohem Wettbewerb, diversen Playern und vielen potenziellen Kund:innen. Im Juli 2023 konnten wir eine Series A Finanzierungsrunde über 13 Millionen US-Dollar abschließen – für uns ist noch kein Wachstumslimit in Sicht.
Onpulson: Welchen Tipp möchten Sie an andere Gründer gerne weitergeben?
Jonas Hess: Gründen ist schwieriger, als es aussieht – eine Achterbahn der Gefühle: Es braucht harte Arbeit, Hingabe, Resilienz, eine starke Kultur und sorgfältiges Recruiting von Mitarbeiter:innen, die gerne zusammenarbeiten. Projektteams wollen ihre Bemühungen gehört, anerkannt und gefeiert sehen – dies ist vor allem in Remote-Arbeitsmodellen besonders wichtig. Ein Start-up aus Lifestyle-Gründen ist die falsche Motivation und funktioniert nicht.
Onpulson: Ist Ihr Team bereits vollständig oder suchen Sie aktuell noch freie und/oder feste Mitarbeiter?
Jonas Hess: Ja, wir sind immer auf der Suche nach Talenten. Aktuell suchen wir insbesondere im Bereich Product Management, Engineering und Sales. Im Laufe der nächsten Monate wird es noch einige weitere neue Stellen geben.
Onpulson: Warum sollten Fach- und Führungskräfte sich bei Ihrem Unternehmen bewerben?
Jonas Hess: deskbird bietet die einzigartige Möglichkeit, an einem top-aktuellen Thema zu arbeiten und mit uns gemeinsam in wenigen Jahren zum Category-Leader zu wachsen.
Wir leben eine inklusive Kultur, haben uns ein Team talentierter Mitarbeiter:innen aufgebaut und bieten große Autonomie für das eigenen Arbeiten. Für erfolgreiches Produkt- und Projektmanagement braucht es starke Strukturen und klare Prozesse. Wir fördern Ownership, Diligence und die Weiterbildung sowohl der Hard- als auch Softskills unserer Teammitglieder. In unserer Remote-First Kultur investieren wir in diverse Networking- und Team-Events, wie den jährlichen Summit in Europa oder das „Visit a deskbird“-Programm. Ganz nach dem Motto: Work Hard, Play Hard.
Onpulson: Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?
Jonas Hess: Vom Bundeswirtschaftsminister wünsche ich mir größere Fortschritte und Modernisierungen in punkto Mitarbeiterbeteiligung und Klarheit bei deren steuerlichen Bewertung. In vielen Ländern ist sie Schlüssel für eine dynamisches Wirtschaftswachstum und bei deskbird von Anfang an ein zentrales Thema. Obwohl wir eine auch steuerlich sinnvolle Lösung gefunden haben – in Deutschland besteht Aufholbedarf.
Onpulson: Welche Person hat Sie in der Gründungs- und Wachstumsphase besonders unterstützt? Bei wem möchten Sie sich bedanken?
Jonas Hess: Mein Dankeschön geht an meinen Mitgründer Ivan, für eine harmonische und extrem effektive Zusammenarbeit, und an alle Investor:innen, die mit Rat und Tat sowie Erfahrungsaustausch an unserer Seite standen.
Vor allem aber an meine Frau: Wir haben zeitgleich ein Start-up gegründet, konnten uns gegenseitig sowohl unterstützen als auch austauschen und sind uns in stressigen Zeiten immer mit Verständnis begegnet.
Onpulson: Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?
Jonas Hess: Am liebsten mit allen DAX-Vorständen – damit ich sie nach Ihren Workplace Management-Lösung fragen und ihnen deskbirds Buchungssysteme pitchen kann.
Bildnachweis: ©istockphoto.com/Miodrag Kitanovic
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