Unbewusste Altersdiskriminierung verhindern
Diskriminierung am Arbeitsplatz muss nicht offensichtlich oder bewusst erfolgen. Mikroaggressionen sind subtile, oft unbewusste Äußerungen oder Handlungen, die vorhandene Vorurteile widerspiegeln. Gerade bei Altersdiskriminierung sind diese verbreitet und werden häufig toleriert.
Mikroaggressionen haben negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit sowie die Leistungsfähigkeit von Teams. Sie können in verschiedenen Formen auftreten, die zunächst erkannt werden müssen, um sie im Anschluss zu vermeiden. Eine zentrale Rolle spielen hierbei Führungskräfte, die diesen Prozess initiieren und gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden umsetzen – anbei gängige Formen von Mikroaggressionen.
Übersehen und Übergehen
Das (un)bewusste Ignorieren oder Übersehen von Meinungen und Anmerkungen älterer Kollegen z. B. in Besprechungen und Diskussionen ist ebenso diskriminierend wie das Ausschließen von informellen Gesprächen und sozialen Aktivitäten. Gerade in Gruppen, die mehrheitlich aus jüngeren Personen bestehen, geraten Ältere leicht in eine Außenseiterposition, die sie von der sozialen Interaktion im Arbeitsalltag ausschließt.
Worte verletzen
Sprache ist eine gängige Form von Mikroaggressionen. In Bezug auf das Alter kann die Ausprägung sehr unterschiedlich sein. Sprache kann herablassend oder bevormundend gegenüber älteren Mitarbeitenden sein. Mit dieser patronisierenden Sprache wird suggeriert, das Ältere nicht in der Lage wären, bestimmte Aufgaben zu verstehen oder auszuführen. Hinzu kommen unangebrachte Komplimente wie „Du machst das sehr gut für dein Alter“ oder „Sie sind bestimmt nicht bei LinkedIn, oder ?“ Diese implizieren, dass es ungewöhnlich ist, in einem höheren Alter aktiv und engagiert zu sein.
Gut gemeint
Die pauschale Annahme, dass ältere Kollegen nur aufgrund ihres Alters besondere Unterstützung benötigen, z. B. bei digitalen Prozessen, oder dass sie generell langsamer arbeiten, führt oft zu übertriebener Fürsorge. Diese ungewollte Aufmerksamkeit kann Älteren das Gefühl vermitteln, nicht mehr fit genug für den Job zu sein und bei den Kollegen den Eindruck erwecken, dass Ältere per se mehr Aufwand bedeuten. Diese übertriebene Fürsorge bedeutet so für beide Seiten Stress und kann Verstimmungen im Team auslösen.
Mikroaggressionen erkennen und begegnen
Um den negativen Auswirkungen von Mikroaggressionen entgegenzutreten empfiehlt sich für Führungskräfte die folgende Vorgehensweise:
Eigenes Altersbild hinterfragen
Welche Vorstellung verbindet man selbst mit dem Alter? Ist es das Bild eines aktiven, selbstständigen Menschen oder assoziiert man sinkende Kompetenz, gesundheitliche Beschwerden und weniger Interesse an Innovationen? Das eigene Altersbild beeinflusst das Denken und Handeln und sollte deshalb regelmäßig hinterfragt werden.
Mit und nicht über Menschen reden
Ob und wie Mikroaggressionen gegen Ältere im Unternehmen oder im eigenen Verantwortungsbereich ausgeprägt sind, erfährt man am besten von den Betroffenen selbst. Hierzu sollten Ältere im Rahmen einer anonymen Befragung berichten. Diese Form bietet sich an, da sie für eine höhere Beteiligung und ein ehrliches Stimmungsbild sorgt.
Kommunikation und Haltung
Die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung eignen sich besonders gut, um über Altersdiskriminierung wie auch Mikroaggressionen zu informieren und Bewusstsein für die negativen Auswirkungen für die Betroffenen zu bilden. Eine klare Haltung der Unternehmensleitung gegen Altersdiskriminierung wie auch praktische Tipps, mit denen jeder seine eigenen (un)bewussten Vorurteile gegen Ältere erkennen kann, sollte kontinuierlich Inhalt interner Kommunikation sein.
Unternehmen müssen hier besonders aktiv werden, da Altersdiskriminierung die letzte geduldete Diskriminierungsform in Deutschland ist. Altersdiskriminierung verstärkt Gefühle der Marginalisierung und des Ausschlusses. Wer in einem solchen Umfeld arbeitet, ist eher geneigt, früher in den Ruhestand zu gehen und eine Beschäftigung im Ruhestand für dieses Unternehmen auszuschließen.
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