„Durch die hohe Inflation sind Menschen für Gutscheine und Rabatte empfänglicher“

Name: Ralph Schomaeker-Möller
Geburtsjahr: 1977
Position: Gründer und Geschäftsführer der Mein-Deal.com GmbH und Betreiber des Portals www.mein-deal.com

Ralph Schomaeker-Möller ist Gründer und Geschäftsführer der Mein-Deal.com GmbH. Sein Webportal bietet verschiedene Arten von Schnäppchen an. Foto: ©Mein-Deal.com GmbH

Vita: Erst war Mein Deal für mich nur ein Nebenprojekt, aber schon in den ersten Monaten habe ich sehr viel über den E-Commerce und die Erfolgskriterien im Online Marketing gelernt. Durch meine Tätigkeit als Unternehmer habe ich Erfahrung aus erster Hand gewonnen und mir Fähigkeiten angeeignet, die mir kein Studium der Welt hätte lehren können. Auch mit fast 15 Jahren Erfahrungen lerne ich jeden Tag noch etwas Neues und versuche, neuen Trends gegenüber aufgeschlossen zu sein. Allerdings weiß ich als “alter Hase” im Geschäft inzwischen auch, dass man nicht jedem Hype hinterherlaufen muss. Das gilt für Deals genauso wie für das Unternehmertum an sich.

Onpulson: Wie ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

Ralph Schomaeker-Möller: Die Mein-Deal.com GmbH betreibt mit www.mein-deal.com eines der beliebtesten Schnäppchenportale in Deutschland. Seit dem Start im Jahr 2009 sind wir auf der Suche nach interessanten Deals für unsere Community, die stetig wächst.

Wir verdienen unser Geld hauptsächlich mit Affiliate Marketing. Marktplätze und Shopbetreiber zahlen uns Provisionen, wenn wir Kunden vermitteln. Allerdings schreiben uns die Shops nicht vor, welche Produkte wir bewerben müssen, sondern wir schauen selbst nach den besten Deals. Und wir veröffentlichen nur Deals, die auch welche sind (bester Preis im ganzem Netz), das heißt kein Clickbait.

Onpulson: Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?

Ralph Schomaeker-Möller: Unser Team brennt dafür, jeden Tag die besten Deals zu finden. Vermutlich liegt ein Differenzierungskriterium darin, dass wir dies auch wirklich aus Leidenschaft tun und die Kundenzufriedenheit unser Antrieb ist.

So informieren wir unsere User auch über Deals, an denen wir nichts verdienen können. McDonalds-Gutscheine sind zum Beispiel immer ein sehr nachgefragtes Thema, aber wir können damit keine Umsätze erzielen. Trotzdem möchten wir unserer Community diesen Service bieten.

Gerade rund um den Black Friday oder andere Shopping-Events gibt es Deals wie am Fließband. Hier suchen wir bewusst nach den besten Angeboten und beschränken uns nicht auf Shops, bei denen wir die meiste Provision erhalten. Ich bin überzeugt davon, dass dies der richtige Weg ist.

Darüber hinaus differenzieren wir uns sicherlich über unsere App von unserem Wettbewerb, die in Summe schon über 1.000.000 Mal heruntergeladen wurde und unter anderem von chip.de gelobt wurde, was uns sehr stolz macht.

Onpulson: Was war Ihre Motivation, Unternehmer zu werden?

Ralph Schomaeker-Möller: Tatsächlich hat sich alles zufällig ergeben, weil mich die Schnäppchensuche meiner Frau Jenny, die bis heute ein wichtiger Teil im Team von Mein Deal ist, fasziniert hat. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie hohe Preisunterschiede es teilweise für Markenware im Internet gab und bis heute gibt.

Eines Tages habe ich sie gefragt, ob das Recherchieren von Schnäppchen nicht ein eigenes Geschäftsmodell sein könnte. Wir waren uns zwar erst unsicher, haben es dann aber einfach mal versucht. Je größer die Community wurde, desto mehr hat sich unser Einsatz gelohnt.

Man kann daher sagen, dass ich ins Deal-Unternehmertum eher durch Zufall geraten bin und mir gar nicht sicher war, ob das ein nachhaltiger Weg sein wird. Doch rückwirkend ist die Entwicklung von Mein Deal und das Wachstum der Community die klare Motivation gewesen, um dran zu bleiben.

Onpulson: Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?

Ralph Schomaeker-Möller: Ich denke, dass das Geschäft mit Gutscheinen und Deals weiterhin sehr relevant sein wird. Schnäppchen sind ein wichtiges Marketing-Instrument im E-Commerce und dienen dazu, Kunden mit unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften zu akquirieren.

Als Plattform nehmen wir hier eine wichtige Funktion ein, weil derartige Deals nicht unbedingt durch den Newsletter der Brands und Shops kommuniziert werden. Außerdem möchten die Online-Händler und Marken ja auch neue Kunden erreichen. Hier wirken wir als Multiplikator.

Weil ich daran glaube, dass das Geschäftsmodell in Zukunft auch noch funktionieren wird, geht es für Mein Deal primär darum, bekannter zu werden und sich mehr Marktanteil zu sichern. Aggressives Skalieren über große Werbekampagnen haben wir aber nicht vor. Stattdessen möchten wir mit Leistung überzeugen und einfach den besten Deal- und Gutschein-Service bieten.

Was aktuell sehr relevant ist, sind Reviews für sogenannte Gadgets, die den europäischen Markt fluten. Menschen sind verunsichert, was sie kaufen können und was nicht. Hier können wir Aufklärungsarbeit leisten und gleichzeitig für mehr Nachhaltigkeit sensibilisieren.

Onpulson: Wie wirken sich der Ukraine-Krieg und der Krieg im Nahen Osten auf Ihr Unternehmen aus und wie wollen Sie diese Herausforderungen meistern?

Ralph Schomaeker-Möller: Man liest viel darüber, dass den Menschen weniger Geld zum Shoppen zur Verfügung steht, weil die weltpolitischen Herausforderungen ihre Probleme mit sich bringen, die auch bei uns ankommen. Durch die hohe Inflation sind die Menschen für Gutscheine und Rabatte empfänglicher, denn sie hat immense Preiserhöhungen mit sich gebracht.

Als rein digitales Unternehmen sind wir aber natürlich nicht von Lieferketten abhängig. Außerdem sind wir nicht in Krisenregionen unternehmerisch tätig. Insofern würde ich sagen, dass wir lediglich mittelbar von den Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen sind.

Onpulson: Mit welchen weiteren Herausforderungen hat Ihre Branche in den nächsten Jahren zu kämpfen?

Ralph Schomaeker-Möller: Ich bin überzeugt davon, dass unsere Community uns mittlerweile vertraut, was uns eine stabile Marktposition beschert hat. Trotzdem könnte es jederzeit passieren, dass ein neuer Anbieter in unserem Segment in den Markt drängt und aggressiv Werbung macht.

Vermutlich könnte hierbei auch die Künstliche Intelligenz (KI) eine Rolle spielen. Die Recherche nach den besten Deals funktioniert bei uns immer noch sehr manuell, wenn man die besten Angebote finden möchte. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Einsatz von KI zumindest Effizienzgewinne bei der Recherche versprechen könnte.

Eine weitere Bedrohung für unser Geschäftsmodell ist die schrittweise Einstellung des Cookie-Trackings, das im Affiliate-Marketing von großer Relevanz ist. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass es auch hier Lösungen geben wird.

Onpulson: Was war Ihr größter unternehmerischer Erfolg?

Ralph Schomaeker-Möller: Mein Deal überhaupt zu gründen, war schon ein ziemlich mutiger Schritt, besonders als daraus ein Vollzeit-Geschäftsmodell wurde. Auch die Entwicklung der App war unternehmerisch sehr wichtig, um uns unabhängiger vom organischen Google-Traffic zu machen.

Letztlich war mein bzw. unser größter unternehmerischer Erfolg aber vermutlich das interne Verständnis dafür zu entwickeln, dass die Nutzererfahrung vor ökonomischen Kennzahlen steht. Wären wir immer nur danach gegangen, welche Deals für Mein Deal am meisten Profit versprechen, hätten wir niemals den Trust der Community aufgebaut, den wir heute haben.

Onpulson: Was war Ihr größter unternehmerischer Misserfolg?

Ralph Schomaeker-Möller: Ich bin der Meinung, dass jeder Schritt wichtig war, um mich als Unternehmer voranzubringen. Natürlich habe ich meine Lektionen gelernt – egal, ob in den Bereichen Buchhaltung, Kundensupport oder Technik. Manchmal muss man erstmal einen Fehler machen, um wertvolle Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln.

Isoliert betrachtet gab es keinen unternehmerischen Misserfolg für mich, der bis heute negativ anhalten sollte. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich perfekt bin. Ich gehe einfach nur davon aus, dass Fehlentscheidungen etwas ganz Normales sind und deshalb nicht überdramatisiert werden sollten.

Onpulson: Warum sollten Fach- und Führungskräfte sich bei Ihrem Unternehmen bewerben?

Ralph Schomaeker-Möller: Die Mein-Deal.com GmbH ist ein kleines Unternehmen, so dass es bei uns keine großen Teams oder Hierarchien gibt. Wir punkten mit Flexibilität und Zusammenhalt. Wenn sich ein Talent bei uns bewirbt, das besondere Vorstellungen hat (z.B. hinsichtlich Remote-Arbeit), dann müssen wir das möglich machen, wenn wir glaubwürdig sein möchten.

Tatsächlich bekommen wir die meisten Bewerbungen von Personen, die selbst schon unseren Service genutzt haben. Diese Verbundenheit und der Wunsch „mal auf die andere Seite zu schauen“ sind oft mehr Wert als ein allgemeiner Abschluss im Bereich Marketing.

Denn „Wie suche ich die geilsten Deals im Internet“ gibt es nunmal nicht als Bachelor-Studiengang. Hier ist die Differenzierung zwischen Fachkraft und Nicht-Fachkraft gar nicht so einfach, wenn man ein so spezialisiertes Geschäftsmodell hat.

Onpulson: Was ist Ihr Rezept zur Mitarbeitermotivation?

Ralph Schomaeker-Möller: Jeder bei uns weiß, was er (oder sie) zu tun hat. Wir unterstützen uns alle gegenseitig und versuchen, eine tolle gemeinsame Zeit zu haben. Es gibt keine ausschließliche Top-Down-Kultur, in der ich als Geschäftsführer alle Ansagen mache.

In vielen Unternehmen wird auf schillernden Karriereseiten mit vermeintlichen Benefits geworben, die aber darüber hinwegtäuschen können, dass das Arbeitsklima vergiftet ist. Bei uns ist es genau umgekehrt: Wir haben keinen strategischen Obstkorb, sondern versuchen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das zu ermöglichen, was ihnen wirklich wichtig ist – z.B. viel Homeoffice und flexibele Arbeitszeiten.

Onpulson: Welchen Tipp möchten Sie anderen Gründern gerne weiter geben?

Ralph Schomaeker-Möller: „Done is better than perfect“ – dieser Spruch sagt nicht aus, dass man ungenau arbeiten sollte. Aber er erinnert daran, dass die Umsetzung wichtiger ist als ein perfekt ausgearbeiteter Masterplan, der immer in der Schublade bleibt.

Als Mein Deal gegründet wurde, war das Internet noch anders als heutzutage. Es gab praktisch kein Social Media und auch kaum mobile Traffic. Hätten wir mit Perfektionsanspruch an einem Konzept gearbeitet, das auf die “alte Internetwelt” zugeschnitten war, würde es Mein Deal heute vielleicht nicht geben, weil wir die Pläne zwischenzeitlich verworfen hätten. Insofern lautet mein Rat: Einfach mal machen!

Onpulson: Bei welcher Person möchten Sie sich für Ihren unternehmerischen Erfolg besonders bedanken?

Ralph Schomaeker-Möller: Auf jeden Fall bei meiner Frau. Denn ohne Jenny würde es weder Mein Deal geben, noch wäre mein Leben auch nur ansatzweise so verlaufen, wenn ich sie nicht an meiner Seite hätte.

Allerdings darf nicht vergessen werden, dass ich gerade in der Anfangszeit auch viel Unterstützung von Freunden und Verwandten hatte, die mir Feedback gegeben und teilweise operativ mitgearbeitet haben. Das werde ich niemals vergessen und bin damit jeder Person sehr dankbar, die mich auf diesem Weg unterstützt hat. Ebenfalls geht mein Dank auch an die Mitarbeiter, die fast seit der Gründung immer noch an Board sind.

Onpulson: Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?

Ralph Schomaeker-Möller: Ich denke, Richard Branson (Virgin Group) wäre ein sehr spannender Gesprächspartner. Er hat aus einem Schallplattengeschäft ein Unternehmen mit zweistelligem Milliardenumsatz und diversen Geschäftsmodellen gemacht.

Wir haben uns auch weiterentwickelt, aber sind im Kern immer beim gleichen Prinzip geblieben. Deshalb fände ich es interessant, mit jemandem zu sprechen, der sich immer wieder neu erfunden hat. Wer weiß? Vielleicht verändert sich nach dem Dinner bei Mein Deal auch auf einmal alles?

^{Bildnachweis: ©istockphoto.com/Miodrag Kitanovic}

(cf)