Steigende Unternehmensinsolvenzen – Nachholeffekt statt Insolvenzwelle
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist Ende letzen Jahres erneut gestiegen. Betroffen sind vor allem Unternehmen mit einem bereits geschwächten Geschäftsmodell. Eine Insolvenzwelle ist dies weiterhin nicht.
Das Statistische Bundesamt hat in einer Pressemitteilung die Zahlen insolventer Unternehmen für Oktober 2023 sowie eine Prognose für Dezember 2023 veröffentlicht.
1.481 Unternehmen haben im Oktober 2023 Insolvenz beantragt. Dies entspricht einem Anstieg um 19,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Für den zurückliegenden Monat Dezember 2023 weist die amtliche Statistik nach vorläufigen Angaben einen Anstieg um 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat aus.
„Auch wenn die Insolvenzzahlen von Monat zu Monat steigen, markieren sie nicht den Beginn einer Insolvenzwelle. Zuletzt haben wir dieses Insolvenzniveau im Dezember 2017 gesehen – einem Zeitraum vor der Coronapandemie, in dem die deutsche Wirtschaft gut aufgestellt war“, meint Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).
Wie sieht es 2024 aus?
Setzt sich der Trend 2024 fort? „Wir werden weiterhin Unternehmensinsolvenzen auf einem erhöhten Niveau sehen, das aber nicht mehr die Spitzenwerte der Nullerjahre erreicht“, so Niering. „Wir beobachten bei den aktuellen Insolvenzen immer noch vorrangig einen Nachholeffekt. Dass Galeria Karstadt Kaufhof nun zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren Insolvenz angemeldet hat, überrascht nicht“, so der VID-Vorsitzende weiter.
Niering meint damit vor allem Unternehmen mit erodiertem Geschäftsmodell oder Branchen mit strukturellen Problemen wie z.B. Krankenhäusern oder die Immobilienbranche. „Unternehmen können nicht auf Dauer langfristigen Trends der strukturellen Veränderung trotzen. Die staatlichen Interventionen wie die Coronahilfen oder die Pandemiegesetzgebung haben die Auswirkungen nur aufgeschoben. Es ist sehr bedauerlich, dass die Mitarbeitenden von Galeria nun zum dritten Mal um ihren Arbeitsplatz bangen müssen, aber verändertes Konsumverhalten und Online-Handel haben ihre Wirkung schon deutlich vor der Pandemie gezeigt.“
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