„Wir begleiten Menschen dabei, ihre Konsumgewohnheiten zu verändern“

Name: Federica Moreno

Titel: Managing Director

Geburtsjahr: 1998

Position: Gründer und Gesellschafter von El Green Mall

Vita: Ich bin in Caracas, Venezuela, geboren und aufgewachsen. Aufgrund der politischen Situation in meinem Land zog ich 2016 nach Madrid, wo ich fast zwei Jahre lang wohnte. Während ich dort lebte, erhielt ich ein Jobangebot, als Community Manager bei einer Firma aus der Gaming-Branche in Berlin. Ich entschied mich, diese Chance wahrzunehmen, um meine Marketing-Karriere voranzutreiben. Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene Positionen in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Geschäftsstrategie in unterschiedlichen Unternehmen bekleidet.

Als Kind wollte ich immer im Bereich Kunst oder Geisteswissenschaften arbeiten. Als Immigrantin schien dieser Traum jedoch in weite Ferne gerückt zu sein. In den letzten Jahren habe ich nach Möglichkeiten gesucht, meine Leidenschaft für die Geisteswissenschaften mit meiner Karriere in Marketing und Wirtschaft zu verbinden. El Green Mall ist die Krönung dieser Reise oder der Anfang?

Federica Moreno ist Mitbegründerin von EL Green Mall. Die E-Commerce-Plattform bietet nachhaltige Produkte an. Bildnachweis. ©El Green Mall

Lebensmotto: This is hard, but I can do hard things. Eva Zu Beck

Onpulson: Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

Federica Moreno: Wir arbeiten mit einem Marktplatz-Geschäftsmodell. Wir bieten nachhaltige Produkte (Mode, Schönheit, Selbstpflege, Heim und Accessoires) von kleinen und mittleren Unternehmen für bewusste Verbraucher in Europa an, dadurch unterstützen wir diese nachhaltigen KMUs bei Ihrem Wachstum.

Onpulson: Erst kommt die Vision, dann die Gründung. Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?

Federica Moreno: Das Projekt ist aus unserer persönlichen Erfahrung entstanden. Als ich und mein Partner nach Berlin zogen, waren wir fasziniert von der Menge an Bewusstsein und nachhaltiger Infrastruktur in der Stadt. Wir fingen schnell an, einen nachhaltigeren Lebensstil anzunehmen und merkten, dass es nicht so einfach war. Jedes Mal, wenn wir etwas kaufen wollten, verbrachten wir Stunden damit, Marken und Produkte zu recherchieren, um die nachhaltigsten Angebote zu finden, die am besten mit unseren Werten übereinstimmten.

Wir waren uns einig, dass es nicht so schwierig sein sollte ökosoziale Marken zu finden. Denn das hält die Menschen davon ab, einen bewussteren Weg einzuschlagen. Daher begannen wir, über mögliche Lösungen nachzudenken. Nachdem wir verschiedene Optionen in Betracht gezogen hatten, beschlossen wir, die Lücke zwischen den Verbrauchern, die bereit sind, mit ihrer Kaufkraft mehr zu bewirken, und kleinen und mittleren nachhaltigen Marken zu schließen.

Onpulson: Neben einer guten Idee spielt auch die Team-Zusammensetzung oft eine entscheidende Rolle. Wie setzt sich das Team bei Ihnen zusammen?

Federica Moreno: Unser Gründungsteam besteht aus zwei Personen, ich und mein Partner Nacho. Er ist der Grund dafür, dass dieses Projekt überhaupt zustande gekommen ist. In diesem Anfangsstadium unseres Unternehmens haben wir beide mehrere Aufgaben. Im Großen und Ganzen kümmere ich mich um die geschäftlichen und vertrieblichen Aspekte, während Nacho für die Infrastruktur und Technologie zuständig ist. Für den kreativen Part bringen wir beide Ideen mit ein, aber ich bin für die Umsetzung dieser kreativen Konzepte verantwortlich.

Onpulson: Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?

Federica Moreno: El Green Mall beruht auf einer anderen Idee, als die, die es vorher gab: Wir sind ein Ökosystem, das Nachhaltigkeit aus einer ganzheitlichen Sicht betrachtet. Wir machen nicht nur nachhaltige Produkte zugänglicher, sondern helfen auch nachhaltigen Unternehmern, zu wachsen.

Onpulson: Was war Ihre Motivation Unternehmerin zu werden?

Federica Moreno: Meine persönliche Verwirklichung stand im Mittelpunkt. Im Laufe meiner beruflichen Laufbahn in den Bereichen Marketing und Wirtschaft wurde mir die Verantwortung bewusst, die mit dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen verbunden ist. Leider konnte ich mich in der Vergangenheit nicht mit den Firmen identifizieren, für die ich gearbeitet habe. Dies veranlasste mich dazu, meinen beruflichen Werdegang zu hinterfragen. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich zusammen mit Nacho ein Startup zu gründen, das unsere persönlichen Werte widerspiegelt.

Onpulson: Welches unternehmerisches Ziel haben Sie für die nächsten 3 Jahre?

Federica Moreno: Unser Ziel für die nächsten drei Jahre ist die Nachhaltigkeit für alle zugänglich zu machen, damit sich immer mehr Menschen mit diesem Lebensstil identifizieren können. Letztendlich wollen wir unsere Marke etablieren und zur Anlaufstelle für bewusste Verbraucher werden, indem wir kleinen und mittleren ökosozialen Marken beim Wachstum helfen, umfassende Informationen und Aufklärung bieten und nachhaltige Produkte zugänglicher machen.

Onpulson: Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?

Federica Moreno: Wir befinden uns noch in der Gründungsphase. Die größte Herausforderung besteht darin, alles, was getan werden muss, rechtzeitig und mit sehr geringen Mitteln zu tun.

Onpulson: Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf Ihr Unternehmen aus und wie wollen Sie diese meistern?

Federica Moreno: Der Krieg in der Ukraine berührt uns ganz persönlich, ebenso wie andere Konflikte in der Welt, wie der Konflikt in Israel und Palästina, der Krieg in Afghanistan und der Kampf gegen den Drogenhandel in Lateinamerika. Diese Ereignisse bringen uns dazu, über die Bedeutung unseres Handelns im globalen Kontext nachzudenken. Man fragt sich auch, ob das, was man tut, im Großen und Ganzen wirklich sinnvoll ist?

Was unser Geschäft als solches betrifft, so hat der Krieg in der Ukraine besondere Auswirkungen, da die Verbraucher immer preisbewusster werden, was sich durch die steigenden Preise in anderen Branchen noch verschärft hat. Im Bereich der Nachhaltigkeit ist der Preis oft ein entscheidender Faktor, da manche Menschen nachhaltiger Produkte aufgrund ihrer scheinbar höheren Preise nicht kaufen.

Wir wissen jedoch, dass das Preisbewusstsein gegenüber nachhaltigen Produkten oft nur einer falschen Wahrnehmung entspricht. In vielen Fällen geben Menschen, die sich nicht für nachhaltige Produkte entscheiden, am Ende doch mehr für Online-Einkäufe aus. Niedrigere Preise verleiten sie dazu, häufiger und in größeren Mengen nicht nachhaltige Produkte zu kaufen. Deshalb halten wir es für wichtig, die Menschen aufzuklären, damit sie bewusste Entscheidungen treffen können.

Letztlich zielt unsere Strategie, dass wir Menschen dabei begleiten, ihre
Konsumgewohnheiten zu verändern. Wir wünschen uns, dass viele bestimmte Werten und Prinzipien verfolgen.

Onpulson: Ein Unternehmen zu gründen und zu expandieren kostet Geld. Wie finanzieren Sie sich?

Federica Moreno: Wir sind noch dabei, das herauszufinden. Bis jetzt haben wir alles mit Bootstrapping gemacht, aber es gibt Grenzen, wie viel man allein durch Bootstrapping wachsen kann. Deshalb sind wir jetzt auf der Suche nach unserer ersten Finanzierungsrunde und einem Investor.

Onpulson: Ist für Sie eine Partnerschaft mit Venture-Kapitalgebern eine Option?

Federica Moreno: Risikokapitalgeber sind eine großartige Option, um uns beim Wachstum unseres Unternehmens zu unterstützen. Durch eine Partnerschaft mit dem richtigen VC könnten wir unsere Ziele besser verwirklichen.

Onpulson: Welchen Tipp möchten Sie an andere Gründer gerne weiter geben?

Federica Moreno: Das Wichtigste für mich ist, ein vertrauensvolles Verhältnis zu den anderen Mitgründern zu haben. Ansonsten gilt: Konsequent sein, so viel wie möglich testen und Spaß haben.

Onpulson: Ist Ihr Team bereits vollständig oder suchen Sie aktuell noch freie und/oder feste Mitarbeiter?

Federica Moreno: Ja, wir sind noch dabei, das Team aufzubauen, aber wir müssen erst unsere Finanzierungsrunde gesichert haben.

Onpulson: Warum sollten Fach- und Führungskräfte sich bei Ihrem Unternehmen bewerben?

Federica Moreno: El Green Mall ist ein idealer Arbeitsplatz für alle, die an einer aktiven Beteiligung von Unternehmen mit sozialen und ökologischen Aspekten glauben. Als junges Startup erwarten wir in den nächsten zwei Jahren ein Wachstum von 500 %. Wer jetzt in unser Team einsteigt, hat die Chance mit uns zu wachsen.

Onpulson: Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminster. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?

Federica Moreno: Schwierige Frage – wenn ich mit Robert Habeck sprechen könnte, würde ich ihn bitten, auf das richtige Gleichgewicht zwischen Globalisierung, technologischer Innovation und lokaler Kultur und Handarbeit zu achten.

Onpulson: Welche Person hat Sie in der Gründungs- und Wachstumsphase besonders unterstützt? Bei wem möchten Sie sich bedanken?

Federica Moreno: Der Person, der ich am meisten danken möchte, ist mein Mitbegründer, Nacho. Er hat von Anfang an mich geglaubt und alles getan, was in seiner Macht stand, um dieses Projekt zum Erfolg zu führen. Außerdem hatten wir das unglaubliche Glück, von unserer Familie und unseren Freunden große Unterstützung zu erhalten. Einige von ihnen haben uns über das übliche Maß hinaus geholfen, vor allem, als unsere Arbeitsbelastung zu groß wurde.

Onpulson: Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?

Federica Moreno: Residente, ein Künstler aus Puerto Rico. Für mich war er immer eine Referenz, wenn es darum ging, eine berufliche Karriere, ein Musikgenre oder ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, ohne in Fundamentalismus zu verfallen, was für das Wachstum der nachhaltigen Bewegung entscheidend ist.

^{Bildnachweis: ©istockphoto.com/Miodrag Kitanovic}

(cf)