Wie Sie Ihre Karrierehindernisse überwinden
Es kommt einfach nicht zum nächsten Karriereschritt? Sie fühlen sich nicht anerkannt und ausgebremst? Die übliche Reaktion darauf ist: „Das liegt an meinen Vorgesetzten. Die verkennen mich total und verstehen meine Expertise nicht. Ich suche mir eine neue Firma und steige gleich eine Stufe höher ein.“ Das mag durchaus gelingen. Doch kann es auch sein, dass Sie das Hindernis, das es schon in der letzten und vorletzten Firma gab, mitnehmen.
Wir sind von unseren Glaubenssätzen und Antreibern geprägt und sind in unseren Handlungsmustern gefangen. Genau diese drei Aspekte können jedoch zum Verhängnis einer Karriere werden.
Anbei ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag:
Herr Schmidt wechselt sehr häufig den Arbeitgebenden. Bei jeder neuen Firma verkauft er sein Wissen und Engagement, seine räumliche und zeitliche Flexibilität sehr gut und bringt seine sympathische Art mit ein. Was er jedoch nicht mitteilt, ist, dass er die Stellenausschreibung gar nicht komplett bedienen kann. Salopp würden wir sagen, er beweist „Mut zur Lücke“. Das ist erst einmal nicht verwerflich, solange allen Beteiligten klar ist, dass die Lücke durch Weiterbildung geschlossen werden kann.
Problematisch ist, wenn der Mangel an geforderten Kenntnissen nicht kommuniziert, sondern von Firma zu Firma mitgenommen wird. Das hat im Falle von Herrn Schmidt zur Folge, dass er in kurzer Zeit immer wieder an die gleichen Grenzen stößt, mit den immer gleichen Konsequenzen: Missbilligung, Degradierung oder gar Entlassung. Dieses Beispiel ist nur exemplarisch für Hindernisse, Mängel und Handlungsweisen, die nicht bearbeitet, sondern mitgenommen und immer wieder zum Verhängnis werden.
Der Blick aus der Chef:innen Perspektive
Bevor Sie daher den Schritt tun und sich in einer anderen Firma bewerben, wäre es ratsam, analytisch, kritisch und ehrlich auf sich selbst zu schauen. Das ist nicht einfach und erfordert Kraft. Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Was würden Sie wahrnehmen, wenn Sie aus den Augen Ihrer/s Chef:in auf sich selbst und die Situation blicken würden?
- Wie würden Sie mit dem Mitarbeitenden umgehen, wenn Sie der Entscheider wären?
- Welche Maßnahmen oder Entscheidungen würden Sie als Vorgesetze:r treffen?
Auf die Metaebene zu treten und von dort aus auf sich selbst zu blicken, kostet Mut und Disziplin. Denn Sie könnten etwas sehen, was Sie nicht wahrhaben möchten.
Durch Selbstreflexion den nächsten Schritt tun
Es führt kein Weg an einer Selbstreflexion vorbei. Zunächst gilt es, sich klar zu machen:
- Was kann ich richtig gut?
- Was sind meine wirklichen Interessen?
- Was sind meine Stärken?
- Was kann ich so la-la?
- Und was kann und will ich überhaupt nicht?
- Wofür brennt mein Herz? Denn wenn es für die richtige Aufgabe brennt, werden Sie auch erfolgreich sein.
- Was ist mein Ziel und was tue ich aktuell dafür?
- Was interessiert mich, was würde ich gern dazulernen?
- Kann ich zusätzliches Lernen leisten? Und wenn ja, in welchem Zeitraum?
- Wo kann ich meine Fähigkeiten optimal einsetzen und zur Entfaltung bringen?
Haben Sie diese Fragen für sich durchgearbeitet und eindeutig beantwortet, sind Sie ein großes Stück weiter. Denn hier schon zeigt sich, ob die bisherigen Aufgaben, Positionen und Firmen überhaupt die richtigen für Sie waren. Vielleicht führt Sie Ihre Leidenschaft und Ihr Können in eine andere Richtung.
Selbstsicherheit und Mut
Sich gut verkaufen zu können ist eine Fähigkeit, die in vielen Situationen weiterhilft und je nach Aufgabe für das Unternehmen von großem Vorteil sein kann. Auch Herr Schmidt im Beispiel profitiert davon, denn er bekommt jedes Mal den neuen Job und erfährt darüber jedes Mal eine Bestätigung. Problematisch wird es erst, wenn sich herausstellt, dass er den Anforderungen und dem suggerierten Können gar nicht gerecht wird. Dann endet die Karriereentwicklung in diesem Unternehmen und die Wege trennen sich.
Besser wäre es den Mut aufzubringen, die Karten auf den Tisch zu legen und gemeinsam mit dem potentiellen Arbeitgeber zu beraten, wie die Lücke zu füllen ist bzw. ob die Position passt? Wenn Sie sich im Klaren geworden sind, wo Ihre Stärken liegen und wo Sie diese am besten einbringen können, werden Sie sehr wahrscheinlich andere Positionen ansteuern und sich dort entfalten können. Dann steht der Karriere auch kein Hindernis mehr im Weg.
Raus aus der Komfortzone
Andere, neue Wege einzuschlagen bedeutet, die altbekannten Handlungsmuster und Pfade zu verlassen. Das gilt für uns alle. In unserer Komfortzone kennen wir uns aus, da fühlen wir uns sicher und nehmen deshalb z.T. auch schlechte Behandlung bis hin zu Mobbing in Kauf. Die Perspektive, auf unbekanntes Terrain zu wechseln, nicht zu wissen, was uns dort erwartet und ob und wie wir damit umgehen können, führt zu Unsicherheit und bremst aus. Es ist weit bequemer, bei Altbewährten zu bleiben, als sich ins Unbekannte zu stürzen.
In dem oben geschilderten Fall ist Herr Schmidt auf der für ihn sicheren Seite, wenn er wie gewohnt vorgeht. Er weiß, er bekommt den Job. Dass er wieder scheitern wird, wird durch Euphorie und Selbstbewusstsein verdrängt. Wenn er, wie vorgeschlagen, die Tatsachen auf den Tisch legen und seine Lücken preisgeben würde, verlässt er sicheres Terrain. Gern „betrügen“ wir uns selbst, indem wir uns Dinge schönreden, wie: Dieses Mal klappt es. Der Job ist der richtige. Ich mache das mit links. Wir sind ja jetzt schon „best buddys“, alle mögen mich.“ So und so ähnlich. Und schon ist derjenige wieder in die Falle getappt und bedient das gleiche (scheiternde) Muster, wie bisher.
Wir können nicht per Knopfdruck umschalten und Gewohnheiten verändern. Das braucht Vorbereitung, die Einsicht, den Willen es zu tun und Übung. Hilfreich ist, das eigene Ziel ganz klar vor Augen zu haben und zu wissen, was Sie brauchen, um dort hinzukommen.
Glaubenssätze und Antreiber
Glaubenssätze und Antreiber gehören zu uns und unserem Alltag. Sie haben über viele Jahre eine Prägung hinterlassen. Oftmals sind wir uns dieser nicht bewusst. Im Falle eines Karriereknicks wäre es sehr ratsam, sich auf Spurensuche zu begeben und beide kennenzulernen. Denn nur dann können wir sie verändern und uns aus unseren Fesseln befreien.
Glaubenssätze könnten folgende sein:
- Wenn ich sicheres Terrain verlasse, scheitere ich.
- Wenn ich meine Lücken offenlege, mache ich mich angreifbar und verletzlich.
- Das halte ich nicht aus.
- Nur wenn ich strahle, energetisch bin und überaus selbstsicher, bekomme ich den Job und kann Personen für mich einnehmen. Schwäche zu zeigen ist keine Option, das ist vernichtend.
Fünf Antreiber, die uns durchs Leben begleiten:
- Sei stark!
- Sei perfekt!
- Mach es allen recht!
- Streng Dich an!
- Mach schnell!
Wie so häufig im Leben, gibt es auch hier kein Schwarz-Weiß. Wir können durchaus von mehreren Antreibern etwas in uns vereinen. Jedoch gibt es meist einen, der überwiegt.
Systematisch zum Ziel
Und wieder gibt es Fragen zu bearbeiten. Dabei zeigt sich, wie präzise Sie diese beantworten können, wie klar, wie strukturiert und zielfokussiert Sie sind. Je besser Ihnen das gelingt, desto eher überwinden Sie Hindernisse, befreien sich von Fesseln und kommen zum gewünschten Erfolg.
- Was ist mein Ziel?
- Warum möchte ich das erreichen?
- Wie kann ich es erreichen?
- Wie kann ich Etappenziele definieren?
- Wann werde ich mein Ziel erreichen?
- Was ist anders, wenn ich mein Ziel erreicht habe?
- Woran werden andere feststellen, dass ich mein Ziel erreicht habe?
Das Wording gibt den Ausschlag
Wenn Sie die beiden Aspekte des Glaubenssatzes und des Antreibers durchleuchtet haben, zu einer Erkenntnis gekommen sind und wissen was Ihr Ziel ist, dann wenden Sie sich dem Wording zu. Wie können Sie in einem Gespräch darlegen, dass Sie der richtige Kandidat sind, obwohl Sie nicht alle geforderten Aspekte bedienen können, vielleicht sogar einer der wichtigsten Aspekte nicht?
Grundsätzlich ist es besser und weise einzuräumen, wo die Schwachstellen sind, denn die Wahrheit kommt früher oder später ans Licht und damit die Verärgerung und möglicherweise die Entlassung.
Sie könnten die Sandwich-Methode anwenden, indem Sie mit Ihren Stärken, Erfahrungen und Leidenschaften beginnen und diese mit Enthusiasmus darlegen. Der Mittelteil wäre der Teil mit den Themen, die Sie nicht oder nicht gut genug bedienen können. Sie sollten allerdings an diesen Themen Interesse haben und kommunizieren, dass Sie sich dazu mehr Wissen und Erfahrung aneignen möchten und dies als persönliches Wachstum und Chance sehen.
Schwieriger wird es, wenn Sie an den Themen, die Ihnen fehlen, kein Interesse haben. Dann ist es vermutlich nicht die richtige Stelle für Sie und Sie sind nicht der richtige Kandidat für das Unternehmen.
Im dritten Teil können Sie darstellen, welchen Gewinn das Unternehmen hat, wenn es in Sie investiert und die Wissenslücke füllt. Sie sollten stets den Nutzen für das Unternehmen im Blick haben und entsprechend sollte Ihre Wortwahl sein. Ihre Begeisterung und Ihr Engagement, Ihr Wissen zu erweitern und die zusätzlichen Mühen auf sich zu nehmen, runden das Gespräch ab und Sie schließen mit positiven Aspekten und einer positiven Haltung.
Die Karten liegen nun auf dem Tisch und der Arbeitgebende wird überlegen, ob er sich auf Ihre Weiterbildung einlassen kann und will.
Fazit
Zeichnen sich Problem in Ihrer Karriereentwicklung ab, dann schauen Sie hin und versuchen zu analysieren, woran es liegt. Suchen Sie bei sich, nicht beim Arbeitgebenden, denn den können Sie nicht ändern.
Wenn Sie bereit sind, den Spiegel in die Hand zu nehmen, seien Sie sich bewusst, dass Sie sehr wahrscheinlich die ausgetretenen und sicheren Pfade verlassen sollten, um weiterzukommen. Das kostet Kraft, Zeit, birgt Risiken und Unsicherheiten. Mehr vom Gleichen führt Sie allerdings nirgendwo hin. Nehmen Sie die Zügel in die Hand, sonst tut es jemand anderes.
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