Managing Director von Wolters Kluwer

Stefan Wahle: „Eine solide Digitalisierungsstrategie beginnt mit einer klaren Vision“

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Onpulson im Gespräch mit Stefan Wahle, Managing Director von Wolters Kluwer Tax & Accounting, einem Anbieter für branchenübergreifende Software, über die größten Stolpersteine bei der Digitalisierung von Unternehmen. Auch macht er deutlich, wo die EU und die Bundesregierung ansetzen sollten, um das Thema digitale Transformation weiter voranzutreiben und um auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben.

Onpulson: Herr Wahle, Sie sind Managing Director von Wolters Kluwer Tax & Accounting in Deutschland und Sie verantworten das gesamte Geschäft im Bereich Steuern und Rechnungswesen. Mit Ihren branchenübergreifenden Softwareangeboten bieten Sie u. a. eine Komplettlösung für das Rechnungs-, Personalwesen und Controlling für KMUs an. Bitte erklären Sie uns, welche Vorteile Ihre Software bietet und weshalb ein Softwarewechsel zu Ihrem Angebot lohnenswert ist?

Porträtfoto von Stefan Wahle, Geschäftsführer von Wolters Kluwer

Stefan Wahle ist Managing Director von Wolters Kluwer Tax & Accounting in Deutschland. Das Unternehmen ist ein führender Anbieter von Software für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und mittelständische Unternehmen und eine wichtige Säule im Bereich Tax & Accounting der weltweit tätigen Wolters Kluwer Gruppe. Bild: ©Wolters Kluwer Tax & Accounting

Stefan Wahle: Mittlerweile ist den meisten Unternehmern bewusst, dass Finanzbuchhaltung mehr ist als lediglich eine gesetzliche Verpflichtung. Eine schnelle Übersicht aller Finanzströme ist ein echter Mehrwert und liefert tagesaktuell ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens, was wiederrum die Grundlage für wichtige unternehmerische Entscheidungen bildet. Mit unseren Softwarelösungen sind tagesaktuelle Auswertungen und Berichte jederzeit und von überall aus abzurufen, sei es auf dem Laptop, Tablet oder Smartphone. Diese Transparenz und die umfassenden Daten aus der Finanzbuchhaltung sind hochrelevant für den Geschäftserfolg.

Wolters Kluwer unterstützt Unternehmerinnen und Unternehmer mit einer leistungsfähigen Software, die skalierbar ist und innovative Lösungen für zukünftige Veränderungen bereithält. Ich würde sagen, das sind überzeugende Gründe für einen Softwarewechsel.

Onpulson: Deutsche Unternehmen werden immer wieder dafür kritisiert, dass sie den digitalen Wandel zu schleppend vorantreiben. Wie steht es um den deutschen Mittelstand? Wie ist Ihre Bestandsaufnahme?

Stefan Wahle: Wie in jedem Projekt sind Investitionsbereitschaft und Führungsstärke gefragt, um den digitalen Wandel erfolgreich und konsequent im eigenen Unternehmen voranzutreiben. Jahrelang etablierte Abläufe werden abgelöst und Neues eingeführt. Da regt sich durchaus Widerstand in der Belegschaft oder die Angst vor Veränderung, die es zu überwinden gilt. Wir stehen unseren Kunden mit professioneller Beratung zur Seite, um den Veränderungsprozess bestmöglich zu unterstützen.

Die Digitalisierungsprodukte von Wolters Kluwer sind sehr gefragt und werden erfolgreich in Unternehmen implementiert. Wir haben festgestellt, dass die Pandemie die Digitalisierung signifikant beschleunigt hat, dennoch ist Luft nach oben für weitere Verbesserungen und Entwicklungen in diesem Bereich. Mit unserer Expertise und Erfahrung können wir Unternehmen dabei helfen, die digitale Transformation effektiv zu gestalten. Wir begleiten unsere Kunden gerne auf ihrem Weg in die digitale Zukunft.

Onpulson: „Digitalisierung ist gleichzusetzten mit der Ablösung von Excel“ – ist das die vorherrschende Meinung in mittelständischen Betrieben?

Stefan Wahle: In vielen Unternehmen war Excel über viele Jahre hinweg das Standardwerkzeug für Kalkulationsaufgaben. Heute sehen wir einen Zwiespalt: Die einen verharren in bestehenden Werkzeugen, andere mittelständische Unternehmen erfahren eine neue Emanzipation und treffen ganz selbstbewusst Entscheidungen für Software-Anbieter und Dienstleister.

Die Definition von betrieblicher Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert und mittlerweile ist nicht mehr die Ablöse von Excel das Hauptziel. Stattdessen stehen Themen wie Transparenz, Automatisierung und Fehlerminimierung, Archivierung und Digitalisierung von Belegen bis hin zum papierlosen Büro im Vordergrund.

Bei größeren Unternehmen geht die digitale Transformation noch einen Schritt weiter, indem sie die Optimierung von Workflow-Prozessen bis hin zum vollautomatisierten Workflow- und Rechnungsfreigabeprozess umfasst. Sie sehen, Excel als Tool der mittelständischen Finanzbuchhaltung ist längst überholt.

Onpulson: Gibt es branchenspezifische Unterschiede beim Digitalisierungsgrad? Welche Branchen spielen ganz vorne mit, welche tendenziell eher weiter hinten?

Stefan Wahle: Das Thema ist branchenübergreifend von großer Relevanz für alle Unternehmen und hat einen festen Platz auf der Agenda. In Zeiten von Fachkräftemangel und Kapazitätsengpässen erweist sich jedoch häufig der Faktor Zeit als entscheidend. Insbesondere kleinere Unternehmen aus den Bereichen Produktion, Verkehr und Logistik, Handel und Tourismus zögern bei der Umsetzung weiterer Digitalisierungsprojekte. Den höchsten Digitalisierungsgrad erreicht unsere eigene Branche, die Informations- und Kommunikationstechnik, aber auch Fahrzeugbau und unternehmensnahe Dienstleistungen sind in dieser Hinsicht führend.

Onpulson: Was sind die Motive hinter der Zurückhaltung mancher Unternehmen, wenn es um den Einstieg in den digitalen Wandel geht?

Stefan Wahle: Die Zurückhaltung mancher Unternehmen beim Einstieg in den digitalen Wandel hat viele Gründe. Zu den am häufigsten genannten gehören vermeintlich hohe Kosten, die Komplexität der Umstellung, Widerstand gegen Veränderungen und Datenschutzbedenken.

Zusätzlich tragen mangelnde Fachkenntnisse, die Unsicherheit über zukünftige Technologieentwicklungen und das Fehlen klar definierter Strategien dazu bei, diese Zurückhaltung zu verstärken.

Es ist jedoch dringend zu empfehlen, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern vielmehr die Initiative zu ergreifen und in die digitale Zukunft zu investieren. Digitalisierungsprojekte tragen entscheidend dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, die Rentabilität zu verbessern und die langfristige Existenz eines Unternehmens zu sichern. Daher nicht zögern, sondern handeln! Mit einem kompetenten Partner an der Seite lassen sich auch die oben genannten Gründe ausräumen. Der digitale Wandel ist eine Chance, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.

Onpulson: Was sind die Erfolgsfaktoren, auf die es bei der Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie ankommt?

Stefan Wahle: Wichtige Erfolgsfaktoren für eine Digitalisierungsstrategie sind Professionalität und Sorgfalt. Eine solide Digitalisierungsstrategie beginnt mit einer klaren Vision, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt und sich in erster Linie an den Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden orientiert.

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg sind datenbasierte Entscheidungen, das heißt die gesammelten Daten sinnvoll zu analysieren und zu interpretieren, um fundierte strategische Entscheidungen zu treffen, die dann auch nachvollziehbar sind.

Darüber hinaus ist ein effektives Change-Management unerlässlich. Die Einführung neuer digitaler Prozesse kann Widerstand und Ängste hervorrufen. Ein professionelles Change-Management hilft dabei, diese Hindernisse zu überwinden und sicherzustellen, dass Mitarbeitende und Unternehmen reibungslos in die digitale Ära übergehen. Skalierbarkeit und messbare Ziele sind ebenfalls zu nennen, um den digitalen Wandel sicherzustellen. Eine gute Digitalisierungsstrategie erfordert daher nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine strategische Ausrichtung, unternehmerische Führung und die Bereitschaft, sich ständig anzupassen und zu verbessern. So werden die Chancen der Digitalisierung bestmöglich genutzt.

Onpulson: Und wo sind die größten Stolpersteine vorzufinden, wenn es um die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie geht?

Stefan Wahle: Die größten Stolpersteine sind häufig ein Mangel an Ressourcen, ein zu knapp bemessenes Budget und der Widerstand gegen Veränderungen innerhalb der Belegschaft. Zusätzlich bereiten die Integration neuer Technologien sowie die zu berücksichtigenden Sicherheitsrisiken oft Schwierigkeiten.

Um diese Hindernisse erfolgreich zu bewältigen und die digitale Transformation reibungslos umzusetzen, ist eine klare und schrittweise Vorgehensweise von entscheidender Bedeutung. Hierbei sollte die Strategie kontinuierlich an die technologischen Entwicklungen und geänderte Anforderungen angepasst werden. Dieser proaktive Ansatz erleichtert nicht nur die Digitalisierung, sondern hilft auch dabei, potenzielle Stolpersteine bei der Umsetzung zu vermeiden.

Onpulson: Wie ist Ihre Einschätzung seitens der Gesetzgebung. Gelingt es der EU und der Bundesregierung, die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Digitalisierung zu erstellen?

Stefan Wahle: Die Gesetzgebung und die Schaffung angemessener gesetzlicher Rahmenbedingungen sind für die Digitalisierung von entscheidender Bedeutung. Die EU und die Bundesregierung haben in den letzten Jahren Schritte unternommen, um Regelungen und Gesetze zu entwickeln, die die digitale Transformation fördern und gleichzeitig Datenschutz, Sicherheit und Fairness gewährleisten. Allerdings sind die Herausforderungen in der digitalen Welt komplex und entwickeln sich ständig weiter.

Es ist wichtig, dass die Gesetzgebung agil und flexibel ist, um auf rasche   echnologische Veränderungen reagieren zu können. Datenschutz- und Cybersicherheitsstandards sollten weiter gestärkt werden, um das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen zu gewährleisten. Gleichzeitig sollten regulatorische Hürden für Innovationen nicht zu hoch sein.

Zusammenarbeit zwischen der Regierung und der Industrie ist von entscheidender Bedeutung, um angemessene Gesetze zu schaffen. Dies kann dazu beitragen, eine ausgewogene Balance zwischen der Förderung der Digitalisierung und der Wahrung von öffentlichen Interessen zu finden.

Insgesamt ist die Schaffung geeigneter gesetzlicher Rahmenbedingungen ein laufender Prozess, der kontinuierliche Anpassungen erfordert, um den digitalen Wandel erfolgreich zu unterstützen und die Chancen, die er bietet, optimal zu nutzen.

Ganz aktuell macht die Ratifizierung des Wachstumschancengesetzes Mut, im Besonderen die verpflichtende Einführung der E-Rechnung ab 2025 wird die Digitalisierung im Mittelstand nach vorne treiben.

Onpulson: Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland von ihm wünschen?

Stefan Wahle: Eine gute Frage, die dazu einlädt, den Rahmen zu sprengen. Ich nenne daher nur die meines Erachtens wichtigsten Themen als Stichpunkte:

  1.  Deutlicher Bürokratieabbau und klare, stabile Regulierungen von Staatswegen, sofern notwendig.
  2. Erhöhung der Investitionen in Bildungswesen, Innovationen und Technologien (konkretes Beispiel: Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland).
  3. Förderung für internationalen Handelsbeziehungen und den Themenkomplex Nachhaltigkeit.
  4. Umfassende und passgenaue Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen.
  5. Modernisierung und Digitalisierung des öffentlichen Sektors.

Die richtige Umsetzung dieser Maßnahmen wird dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland deutlich zu stärken. Wir sollten endlich handeln!

Bildnachweis: ©istockphoto.com/little_honey

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