Wunsch nach Weiterbildung groß, doch oft Mangel an Zeit
Die Mehrheit (94%) der Befragten findet, dass Weiterbildung eine positive Auswirkung auf die persönliche Entwicklung hat. Männer hindert aber Zeitmangel, Frauen die finanzielle Situation daran, sich weiterzubilden.
Zusammenfassung
- 48 % der Deutschen möchte sich gerne weiterbilden.
- 42 % haben nicht die finanziellen Mittel.
- Männern fehlt oft Zeit dazu.
Die Hälfte der Deutschen (48%) möchte sich gerne mehr weiterbilden, hat dazu aber entweder nicht genug Zeit oder genügend Geld. Das ist das Ergebnis einer Meinungsumfrage, die das Job-Netzwerk XING gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Appinio durchgeführt hat.
Demnach geben 42 % der „Weiterbildungswilligen“ an, nicht genug finanzielle Mittel für Weiterbildung zu haben. Ein Drittel derjenigen, die sich weiterbilden wollen, beklagen fehlende Zeit, um sich stärker weiterbilden zu können. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen beklagen vor allem fehlende finanzielle Mittel (47%), Männer dagegen hindert hauptsächlich fehlende Zeit im Job daran, Weiterbildungsangebote zu nutzen (38%).
Wertschätzung für Weiterbildung stark ausgeprägt
Grundsätzlich ist die Wertschätzung für das Thema Weiterbildung in Deutschland groß: Rund 94 % der Befragten geben an, dass Weiterbildung eine positive Auswirkung auf die persönliche Entwicklung habe. Mehr als die Hälfte schätzt das Erlernen neuer Fähigkeiten (53%). Auch hier gibt es geschlechterspezifische Unterschiede: Insbesondere Frauen geht es um die eigene, persönliche Entwicklung (58%), wohingegen für Männer (40%) auch die Aussicht auf mehr Gehalt ein Grund ist, sich weiterzubilden. „Bildungszeit ist eine Investition in die eigene Entwicklung. Gerade in Zeiten scheinbar unbegrenzter Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt ist es wichtig, sich über die eigenen Ziele klarzuwerden und die persönliche Weiterbildung daran auszurichten“, sagt Dr. Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte bei XING.
In diesen Themen bilden sich die Deutschen weiter
Vor allem das Interesse an Sprachen ist laut Appinio-Befragung bei den Deutschen stark ausgeprägt (39%), dicht gefolgt vom Interesse, sich in Führungs- und Management-Skills (35%) weiterzubilden. Dabei sind es besonders Frauen, die sich in den Bereichen Sprachen (41%) und Soft Skills (35%) weiterbilden, wohingegen Männer vor allem ihr technisches Wissen (44%) und ihre Führungs- und Management-Skills (38%) schulen möchten. Immerhin: Mehr als die Hälfte gab an (56%), ihr aktueller Arbeitgeber fördere Weiterbildung.
Beschäftigte nehmen sich kaum Zeit für Weiterbildung
Derzeit fällt die wöchentliche Bildungszeit der Deutschen aber noch gering aus. Ein Viertel der Befragten gibt demnach an, sich gar nicht weiterzubilden. Jeder zweite Befragte räumt sich immerhin mindestens 30 Minuten pro Woche für Weiterbildung ein. Dabei gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem Karrierelevel und dem Umfang der Bildungszeit. So nehmen sich 36 % der Befragten, die in ihrer aktuellen Position eine Führungsverantwortung innehaben, wöchentlich zumindest ein bis zwei Stunden Zeit für Weiterbildung – im Vergleich sind es bei Befragten ohne leitende Funktion lediglich 18 %.
Deutsche haben keine Ahnung von Recht auf Bildungsurlaub
Auch beim Thema Bildungsurlaub klaffen Anspruch und Wirklichkeit in Deutschland auseinander. Obwohl in vielen deutschen Bundesländern Beschäftigte die Möglichkeit haben, unbezahlten Bildungsurlaub von bis zu zehn Tagen in Anspruch zu nehmen, nutzen diese Option die wenigsten: Drei Viertel der Befragten geben an, dass sie bisher noch nie Bildungsurlaub in Anspruch genommen haben. Bei der Gruppe der Berufseinsteiger sind es sogar 89 %.
Der häufigste Grund hierfür ist, dass die Befragten schlicht und einfach nicht wussten, dass sie einen Anspruch darauf haben (36%). Einzig in der Berufsgruppe der Befragten mit Führungsverantwortung haben immerhin 41 % ein- oder mehrmals Bildungsurlaub genommen. „Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit beim Thema Weiterbildung kann sich ein Land wie Deutschland in Zeiten fortschreitenden Fachkräftemangels nicht weiter leisten. Jetzt sind die Unternehmen gefordert, massiv in die Förderung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren, um im Kampf um Talente wettbewerbsfähig zu bleiben und Beschäftigte auch langfristig ans eigene Unternehmen zu binden“, resümiert Dr. Julian Stahl, zu den Ergebnissen der Befragung.
Studienrahmen
Für die XING Learning- & Skills-Studie 2023 befragte Appinio im Februar 2023 insgesamt 1.000 Berufstätige in Voll- oder Teilzeit, Personen in Umschulung und vorübergehend Arbeitslose sowie Arbeitssuchende im Alter zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage.
Bildnachweis: ©istockphoto.com/EtiAmmos
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