Wirtschaftskriminalität: Jedes dritte Unternehmen betroffen
Datensicherheit im Fokus

Wirtschaftskriminalität: Jedes dritte Unternehmen betroffen

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Die Wirtschaftskriminalität befindet sich in Deutschland auf Rekordniveau. Das von kriminellen Handlungen ausgehende Risiko sowie die tatsächliche Betroffenheit steigen stetig an. Ersteres erkennt auch die Mehrheit der deutschen Unternehmen. Allerdings: Vor allem für die anderen.

Zusammenfassung der Studie

  • 81 % der befragten Unternehmen sehen Risiko für Wirtschaftskriminalität bei anderen Unternehmen.
  • 34 % waren selbst betroffen.
  • In der Mehrheit wurden größere anstelle kleinere Betriebe zum Opfer.

Das Risiko für wirtschaftskriminelle Handlungen im eigenen Haus wird lediglich in jedem dritten Fall als hoch oder sehr hoch eingeschätzt, wohingegen 81 Prozent der befragten Unternehmen angaben, dass sie ein hohes oder sehr hohes Risiko für Wirtschaftskriminalität bei anderen Unternehmen sehen.

Insbesondere mit Blick darauf, dass sich die befragten Unternehmen mehrheitlich selbst gute, bzw. sehr gute Schutzvorkehrungen gegen Wirtschaftskriminalität attestieren, stellt sich die Frage, wie diese Divergenz zwischen tatsächlicher Betroffenheit und Risikoeinschätzung zu erklären ist.

Die Studie „Wirtschaftskriminalität in Deutschland“ zeigt die aktuellen Entwicklungen und Trends.

Die Betroffenheit von Wirtschaftskriminalität ist nach wie vor hoch

In der aktuellen Studie zur Wirtschaftskriminalität gaben 34 Prozent der Unternehmen an, von Wirtschaftskriminalität betroffen gewesen zu sein. Wie bereits in der vorhergehenden Studie besteht ein Zusammenhang zwischen der angegebenen Betroffenheit und der Größe der Unternehmen. Dabei wird deutlich, dass größere Unternehmen häufiger angeben, von wirtschaftskriminellen Handlungen betroffen zu sein, als kleine Unternehmen: Bei kleinen Unternehmen lag die Betroffenheitsrate bei 30 Prozent, bei großen Unternehmen bei 45 Prozent.

Für Täter bietet sich aufgrund der oftmals vorliegenden komplexen Unternehmensstruktur, unterschiedlichen Prozesslandschaften und nicht immer aufeinander abgestimmten Zuständigkeiten eine breite Angriffsfläche. Die Umstellung auf Remote Work als Folge der Covid 19-Pandemie und das damit potenziell verbundene Sicherheitsrisiko innerhalb der IT-Landschaft ist ein verstärkender Faktor.

Eine weitere Erklärung für die höhere Betroffenheit von großen Unternehmen bietet das Kontrollparadoxon; je ausgeprägter das interne Kontrollsystem, desto höher die Zahl der entdeckten Verstöße.

Hohe Risikowahrnehmung bei Datenschutz und Datensicherheit

Besonders häufig betroffen waren die Befragten von Diebstahl und Unterschlagung (39 Prozent) sowie Betrug und Untreue (36 Prozent). Dennoch sehen die Befragten hierin ein Risiko im mittleren Bereich.

Das Hauptaugenmerk der deutschen Unternehmen liegt in der aktuellen Befragung erneut auf dem Schutz von Daten und Informationen. Mit deutlichem Abstand sieht die Mehrheit (87 Prozent) der Unternehmen in Datendiebstahl bzw. -missbrauch ein besonders hohes Risiko, dicht gefolgt von Datenschutzverstößen (78 Prozent). Diese können sich in dem unberechtigten Zugriff auf, der Manipulation von oder der Verletzung des Schutzes (personenbezogener) Daten äußern.

Einen Erklärungsansatz liefert der durch Datendelikte potenziell entstehende Schaden für Unternehmen. Durch Reputationsschäden, Bußgelder, dem Aufwand zur Wiederherstellung und Aufarbeitung als auch durch Umsatzeinbußen liegen die Schäden oftmals im Millionenbereich. Daher überrascht es nicht, dass immer mehr Unternehmen einen Gesamtschaden von mehr als 1 Million Euro als Folge von Wirtschaftskriminalität melden. Waren es 2020 noch 10 Prozent, liegt der Wert nun bei 15 Prozent.

Auffallend ist ebenfalls, dass es Unternehmen zunehmend schwerer fällt, den durch wirtschaftskriminelle Handlungen entstandenen Schaden zu beziffern: 26 Prozent geben an, keine Kenntnis über den monetären Gesamtschaden zu haben (2020: 18 Prozent).

Kombination aus Präventionsmaßnahmen

Wie bereits in der Vorgängerstudie werden auch diesmal Unachtsamkeit bzw. Nachlässigkeit als häufigste Ursache für die Begehung von wirtschaftskriminellen Handlungen benannt. Es überrascht daher nicht, dass Unternehmen dem mit der Definition von Verhaltensgrundsätzen und Leitbildern entgegenwirken. Diese Maßnahme bildet einen neuen Spitzenwert (79 Prozent), dicht gefolgt von der systematischen Erfassung und Bewertung besonders schützenswerter Daten bzw. Informationen (76 Prozent).

Unternehmen vertrauen zudem auf die Formulierung von Richtlinien und die Implementierung und Optimierung von Prozessen und Kontrollen. Reaktive Maßnahmen auf Wirtschaftskriminalität ergreifen Unternehmen vor allem in Form der Durchführung von Interviews sowie Hintergrundrecherchen (70, bzw. 56 Prozent). Es zeichnet sich erneut ab, dass die Mehrheit der kriminellen Sachverhalte zufällig entdeckt wird (50 Prozent), wenn auch die Entdeckung von Handlungen durch die interne Revision, bzw. Ermittlungsabteilungen einen Anstieg verzeichnet. (2022: 41 Prozent, 2020: 35 Prozent).

Bildnachweis: ©Depositphotos.com

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