Über ein Drittel der Kandidat:innen ghostet Unternehmen im Bewerbungsprozess
Ob der „Perfect Match“ zwischen Bewerbenden und Arbeitgebern gelingt, entscheidet sich zunehmend spontan. Denn auf beiden Seiten wird häufig „geghostet“, das heißt der Bewerbungsprozess wortlos abgebrochen.
Zusammenfassung der Studie
- 37% der Bewerbenden haben schon einmal den Kontakt wortlos abgebrochen,
- unter den 16- bis 29-Jährigen ist es sogar fast jede:r Zweite (46%).
- 43% der Bewerbenden wurden schon einmal von einem Unternehmen geghosted.
Bewerbung abgeschickt, erste Rückmeldung erhalten, doch irgendwie will sich kein positives Gefühl einstellen? Mehr als jede:r dritte Bewerber:in (37%) hat in einem solchen Fall schon einmal den Bewerbungsprozess abgebrochen – und zwar ohne eine Rückmeldung zu geben. Dieses Phänomen des „Ghosting“ ist jedoch auch auf Unternehmensseite verbreitet: 43% der befragten Bewerber:innen sind bereits von einem Unternehmen geghosted worden. Das zeigt die aktuelle Befragung von Randstad und Mente>Factum, deren Ergebnisse in den Randstad New Work Trendreport zum Thema Employer Branding eingeflossen sind.
Bewerbungsabbruch nach Erstkontakt – junge Bewerbende ghosten am häufigsten
In der Regel erfolgt der Abbruch durch die Bewerbenden sofort: 19% aller Befragten haben den Kontakt zum Unternehmen nach dem ersten Erfahrungsaustausch abgebrochen. 9% haben sich vor und ebenso viele nach dem Vorstellungsgespräch umentschieden. Am weitesten verbreitet ist Ghosting in der jungen Altersgruppe. Fast jede:r Zweite (46%) der 16-29-Jährigen hat einen dann doch nicht mehr ganz so attraktiven Arbeitgeber schon einmal geghostet.
„Dass es heute auch auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr stocksteif zugeht, ist grundsätzlich eine gute Entwicklung“, so Richard Jager, CEO Randstad Deutschland: „Schließlich gehört es zu den wichtigsten Entwicklungsschritten im Leben, sich auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Eine Chance zu ergreifen und nach Kurzem die Reißleine zu ziehen, setzt klare Erwartungen und Ziele voraus.“
Denn Bewerbende ghosten in den seltensten Fällen, weil sie kein echtes Interesse an der Stelle haben. Lediglich 14% aller Befragten führen das als Grund für den Abbruch an. Bei der jungen Generation sind es sogar nur halb so viele wie der Durchschnitt (7%). Brechen Bewerbende zwischenzeitlich den Kontakt ab, liegt das hingegen in 35% der Fälle daran, dass das angebotene Gehalt zu niedrig ist. In 30% der Fälle passen die Rahmenbedingungen nicht. In 29% erhielten die Kandidat:innen zwischenzeitlich ein besseres Angebot. Für 16-29-Jährige ist Letzteres mit 37% der Hauptgrund.
Bewerbende finden Ghosting unhöflich – aber zeitsparend
Wird der Kontakt im laufenden Bewerbungsprozess ohne Begründung abgebrochen, findet das knapp 19% der Kandidaten:innen in Ordnung, weil es Zeit für beide Seiten spart. Bei der Generation Z (16-29 Jahre) sind es sogar 28%. Die Mehrheit aller Befragten findet Ghosting jedoch unhöflich (51%). 32% finden es nicht in Ordnung, weil gegenseitiges Feedback wichtig für die eigene Weiterentwicklung ist. So auch Richard Jager: „Der Austausch mit potenziellen Mitarbeitern ist für Unternehmen sehr wertvoll, auch wenn es kein Perfect Match wird. Aus dem Feedback von Kandidat:innen lassen sich wichtige Rückschlüsse für den Auftritt als Arbeitgeber und die eigenen Recruitingstrategien ziehen.“
Fast ein Drittel der Unternehmen antwortet innerhalb einer Woche auf Bewerbung
Wenn Unternehmen auf eine Bewerbung antworten, erfolgt die Rückmeldung relativ rasch. 29% der Befragten erhalten in weniger als einer Woche eine Antwort. Bei 39% der Befragten lassen sich Unternehmen 1-2 Wochen, bei 17% 3-4 Wochen Zeit für ein Feedback.
„Dass es auf dem Arbeitsmarkt dynamischer zugeht, kann Segen und Fluch sein. Kandidat:innen bewerben sich schneller, springen aber auch schneller wieder ab“, so Richard Jager: „Deshalb sollten Arbeitgeber daran arbeiten, Kandidat:innen schon beim ersten Kontakt persönlich abzuholen, und sie mit echtem Interesse überzeugen. Nah am Bewerbenden zu sein, Zeit- und Informationslücken zu schließen, darauf kommt es an. Schließlich kann es sich beim branchenübergreifenden Arbeitskräftemangel kein Unternehmen mehr leisten, Talente an Mitbewerber zu verlieren.“
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