KMUs haben große Sorgen vor dem Winter
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KMUs haben große Sorgen vor dem Winter

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Unternehmen fürchten hohe Energiekosten, Inflation und Personalausfälle – Hilfsmaßnahmen der Regierung nicht ausreichend? „Atomkraft, ja bitte“: 58 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Atomkraft als bisher beschlossen.

Eine Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag des B2B-Plattformbetreibers Visable unter Entscheidern in kleinen und mittleren Unternehmen ergibt: Die deutschen Unternehmen sorgen sich vor einem schwierigen Winter mit steigenden Energiekosten, Inflation und Personalausfall.

Der „Doppel-Wumms“, das Hilfspaket der Regierung, wird nur von 8 Prozent der Befragten als „gut und ausgewogen“ beurteilt. Peter F. Schmid, CEO von Visable, Betreiber von B2B-Plattformen und Auftraggeber der Umfrage, sieht klare Anzeichen einer Rezession: „Wenn sich die Befürchtungen der KMU bewahrheiten, hätte das ernste und nachhaltige Schäden für die deutsche Wirtschaft zur Folge.“

Die Umfrage „Wie kommen KMU durch den Winter 2022/23?“ wurde vom 11.-18. Oktober 2022 durchgeführt und berücksichtigt die aktuellsten Entwicklungen in der deutschen Politik – etwa den „Doppel-Wumms“ und die Frage der Laufzeiten der Atomkraftwerke. Bei beiden Themen weicht die Meinung der Unternehmen offenbar stark von den aktuellen politischen Weichenstellungen ab: Das Hilfspaket der Regierung überzeugt nicht, und die Atomkraft soll nach Meinung der Befragten nicht nur kurzfristig als Krisenbrecher eingesetzt werden, sondern länger verfügbar bleiben.

Die Umfrage wurde vor dem Machtwort von Kanzler Scholz durchgeführt, mit dem er die Laufzeit der noch nicht abgeschalteten Atomkraftwerke bis Mitte April 2023 verlängert und den Streit in der Ampelkoalition beendet hatte.

Vernetzung unterschiedlicher Krisen sorgt für schlechte Aussichten

Insgesamt schätzt jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) das Risiko einer Einschränkung der Betriebstätigkeit im kommenden Winter als „hoch“ oder „eher hoch“ ein. Fast eines von zwanzig Unternehmen (4 Prozent) hält das Risiko einer Insolvenz für „hoch“, jedes zehnte (10 Prozent) immerhin noch für „eher hoch“. Mit 46 Prozent machen die steigenden Energiekosten ganz klar die größten Sorgen. Es folgen die Inflation mit 36 Prozent und Personalausfälle wegen Krankheit / Quarantäne mit 30 Prozent – Corona ist immer noch ein ernstzunehmender Risikofaktor.

Auch der Einbruch der Nachfrage (27 Prozent), steigende Preise von Rohstoffen und Vorprodukten (26 Prozent) und Lieferkettenprobleme (24 Prozent) werden häufig als besorgniserregende Problemfelder genannt.

Wir sehen eine starke Verkettung verschiedener Krisenfelder: Die Energieproblematik, verschärft durch die Folgen des Ukraine-Kriegs, die Inflation, nach wie vor ein Stocken der globalisierten Lieferketten sowie die Auswirkungen einer noch nicht überwundenen Corona-Krise führen zu einer sehr schwierigen kurzfristigen wirtschaftlichen Perspektive.

Peter F. Schmid

CEO von Visable

 

Quelle: ©Visable

Gegenmaßnahmen, Forderungen: So reagieren KMU auf die Situation

Dabei sind die KMU sehr engagiert dabei, Gegenmaßnahmen zu ergreifen und sind definitiv im „Team Energiesparen“: 43 Prozent haben Energiesparmaßnahmen geplant. Das ist der mit Abstand am häufigsten genannte Ansatz zur Kostenreduktion. 12 Prozent wollen die Energieversorgung außerdem auf erneuerbare Energien umstellen. 19 Prozent planen die Reduktion von Dienstreisen, 16 Prozent wollen die Digitalisierung vorantreiben.

Kein gutes Zeichen für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland ist jedoch, dass 17 Prozent der Unternehmen geplante Investitionen vorerst aussetzen wollen. Immerhin fast jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) hat zudem angegeben, dass sie keine besonderen Maßnahmen ergreifen wollen.

Bei den Forderungen an die Politik dominieren der Strompreisdeckel mit 41 Prozent sowie der Gaspreisdeckel mit 32 Prozent. Trotz der Diskussion um die steigenden Gaspreise im Winter ist den Unternehmen scheinbar der Strompreis noch wichtiger.

Frühere Einschätzungen aus der Politik, Deutschland hätte ein Gas- und kein Stromproblem, sind damit offensichtlich überholt. Es folgen auf den Plätzen drei und vier klassische Unternehmensforderungen wie Steuersenkungen (26 Prozent) und Bürokratieabbau (25 Prozent).

Atomkraft und Doppel-Wumms: KMU gehen in die Opposition, Bevölkerung unzufrieden

Nach dem Betrieb von Atomkraftwerken befragt, stimmen 28 Prozent der Befragten mit der Position von Kanzler Scholz überein und möchten die Laufzeit der noch nicht abgeschalteten Atomkraftwerke um einige Monate verlängern. Insgesamt wünschen sich jedoch 58 Prozent eine darüber hinaus gehende Laufzeit (30 Prozent), Verlängerungen für weitere Atomkraftwerke (12 Prozent) oder sogar die Planung neuer Meiler (16 Prozent). Nur 9 Prozent wollen alle AKW wie ursprünglich geplant zum Jahresende 2022 abschalten.

Eine völlig von der Position der Regierungskoalition abweichende Einschätzung haben die KMU zur Wirksamkeit des Hilfspaketes, das Bundeskanzler Scholz den „Doppel-Wumms“ genannt hat. Nur 8 Prozent halten es für „gut und ausgewogen“. 29 Prozent halten die Hilfen für nicht zielgenau genug, 22 Prozent für nicht  ausreichend, und 15 Prozent kritisieren, dass es zu wenig Anreize zum Sparen setze. Für 30 Prozent ist das Wichtigste eine schnelle Umsetzung. Die Frage nach der Einschätzung des Hilfspakets wurde vom 17.-19. Oktober auch einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe gestellt: Hier empfinden sogar nur 4 Prozent der 2040 Befragten die Maßnahmen als „gut und ausgewogen“. In Summe eine schallende Ohrfeige für die Ampelregierung.

Keine große Hoffnung auf 2023

Abschließend wurden die Unternehmen nach den erwarteten Gewinneinbußen im Jahr 2022 durch Inflation und steigende Energiepreise befragt. Jeweils 19 Prozent rechnen mit Einbußen in Höhe von 1-10 Prozent und von 11-20 Prozent. Fast drei Viertel der Unternehmen (71 Prozent) glauben, dass sie ihr Ergebnis von 2021 bestenfalls halten, aber nicht steigern können. Ein „Silberstreif am Horizont“ ist auch für 2023 kaum sichtbar – nur 19 Prozent der Unternehmen rechnen dann mit etwas (16 Prozent) oder stark steigenden Gewinnen (3 Prozent).

Es sind immer noch 68 Prozent, die auch für 2023 glauben, dass sie ihr Vorjahresergebnis bestenfalls halten, aber nicht steigern können. Immerhin sinkt der Anteil der Unternehmen, die für 2023 mit Gewinneinbußen rechnen, im Vergleich zu 2022 leicht von 46 Prozent auf 39 Prozent.

Bildnachweis: ©istockphoto.com/Christian Horz

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