Gehaltserhöhung nach Probezeit – wie verhandeln?
Die halbjährige Probezeit ist die Bewährungszeit für neue Mitarbeiter, die gerade frisch in ein Unternehmen eingestiegen sind. Spätestens, wenn diese Zeit vorüber ist, sind die meisten gängigen Abläufe im Betrieb bekannt und die neuen Mitarbeiter sind bereits fester Bestandteil des Teams. So mancher Angestellter fragt sich nach diesen sechs Monaten, ob es angebracht ist, eine Gehaltserhöhung anzusprechen.
Grundsätzlich sollte jedem bewusst sein, dass das reine Beenden der Probezeit kein Argument für eine Gehaltserhöhung direkt im Anschluss darstellt. Eine solche Forderung müsste schon mit anderen Mitteln untermauert werden. Eventuell gibt es jedoch Faktoren, die dazu führen, dass es angebracht ist, die Arbeitsbedingungen neu zu verhandeln oder in manchen Fällen sogar einen neuen Arbeitsvertrag aufzusetzen.
Argumente für Gehaltsverhandlungen nach der Probezeit
1. Veränderter Aufgabenbereich
Durchaus kann es verschiedene Argumente und Faktoren geben, die auch schon nach der halbjährigen Probezeit für eine Neuverhandlung der Arbeitsbedingungen oder die Forderung einer Gehaltserhöhung sprechen. Ein Faktor kann beispielsweise darin bestehen, dass sich das Aufgabenfeld durchaus anders entwickelt hat als ursprünglich angenommen. Oft kommt es vor, dass eine Person zwar für eine Stelle aufgenommen wird, es sich dann aber bald herausstellt, dass ihre Fähigkeiten in einem anderen Bereich weit besser genutzt werden können.
2. Erhöhter Arbeitsaufwand
Auch wenn andere Mitarbeiter im Team wegfallen und die neue Person deren Arbeiten übernehmen muss, ändert sich damit das Aufgabenfeld. Durchaus kann sich auch der generelle Arbeitsanfall bzw. die Arbeitslast als weit höher herausstellen als zu Anfang im Vorstellungsgespräch besprochen. Vor allem, wenn mit neuen Aufgabenfeldern auch eine deutlich höhere Verantwortung übernommen wird, kann dies in jedem Fall ein Argument sein, das Gehalt neu zu verhandeln.
3. Vereinbarte Konditionen im Arbeitsvertrag
Ein weiterer Punkt, bei dem der Start der Verhandlung natürlich deutlich leichter vonstatten geht, ist, wenn vom Unternehmen im Arbeitsvertrag bereits vermerkt wurde, dass nach der Probezeit ein höheres Gehalt ausgezahlt wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich bereits im Vorstellungsgespräch für künftige Gehaltserhöhungen zu positionieren. Dazu kann man mit dem künftigen Chef besprechen, wann die erste Gehaltserhöhung greifen soll, zum Beispiel bereits nach der Probezeit. Auf diese Weise kann man die Weichen für die nächsten ein bis drei Jahre stellen und im Arbeitsvertrag fixieren lassen. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels haben Sie von vorn herein gute Chancen eine Gehaltserhöhung entsprechend im Arbeitsvertrag zu berücksichtigen.
4. Überzeugen mit guten Verkaufszahlen
Der persönliche Beitrag eines Arbeitnehmers ist die objektivste Möglichkeit dem Chef aufzuzeigen, welchen Wert man für das Unternehmen hat. Haben Sie zu den Umsatzsteigerungen des Unternehmens beigetragen oder haben Sie vielleicht neue Kunden angeworben, mit denen die Erträge für mehrere Jahre gesichert sind? Das sind gute Gründe für eine Gehaltserhöhung.
Aber auch für Menschen, die nicht im Verkauf tätig sind, gibt es Erfolgsfaktoren, die ein guter Grund für eine Gehaltserhöhung sein können. Überlegen Sie, woran Sie Ihre Leistung messen können, und stellen Sie die entsprechenden Zahlen, die das belegen, bereit.
Ist eine Gehaltserhöhung immer sinnvoll?
Eine Gehaltserhöhung klingt im ersten Moment nach einer positiven Veränderung und sorgt natürlich für Freude, wenn sie tatsächlich erreicht werden kann. Doch nicht immer ist sie tatsächlich auch sinnvoll. Denn oft kommt am Konto des Arbeitnehmers nach der Gehaltserhöhung deutlich weniger an als erwartet. Denn auch wenn der Bruttobetrag hoch klingt, muss er sich netto nicht unbedingt bemerkbar machen. Wie viel tatsächlich von der Gehaltserhöhung übrig bleibt, hängt z.B. stark von der Steuerklasse ab. Gerade im Bereich von Fachkräften herrschen bereits hohe Gehälter vor, sodass sich die Arbeitnehmer oft sogar kurz vor der Schwelle zur höheren Steuerklasse befinden. Eine Gehaltserhöhung könnte dazu führen, dass sich die Steuerbelastung erhöht und das wirkt sich negativ auf den ausgezahlten Nettobetrag aus. Eine Alternative können hier steuerfreie Sachbezüge sein, die häufig eine größere Ersparnis ermöglichen, als wenn der Arbeitnehmer in die kalte Progression rutscht.
Wie funktioniert die Leistung von Sachbezügen an Mitarbeiter?
In Fällen, bei denen sich herausstellt, dass eine Gehaltserhöhung aufgrund der Steuerklasse keinen Sinn macht, aber der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer dennoch einen Anreiz geben möchte, profitieren beide vom steuerfreien Sachbezug 2022 in Höhe von 50 Euro monatlich. Bis zu dieser Höhe können Sachbezüge an die Angestellten weitergegeben werden, ohne dass eine zusätzliche Steuerbelastung befürchtet werden muss. Gerade in der Anfangsphase, wenn Mitarbeiter noch nicht lange im Unternehmen sind, ist diese eine gerne genutzte Möglichkeit, um dem Neuling ohne großen Aufwand zu vermitteln, dass er ein wichtiges Teammitglied ist und es auch gewünscht ist, dass er weiterhin im Unternehmen bleibt.
Die jeweilige Sachbezugsleistung kann in Form von geldwerten Mitteln an die Arbeitnehmer übergeben werden. Dies können Gutscheine für konkrete Leistungen und Angebote sein, aber sogar Guthabenkarten, die wie Geld bei vielen Akzeptanzstellen verwendet werden können. So hat der Mitarbeiter fast dieselbe Flexibilität wie mit einem höheren Gehalt.
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