Selbstwirksamkeit: Für Innovatoren in einem Unternehmen essenziell
Innovatoren und Übermorgengestalter werden dringend gebraucht, damit einem Unternehmen der Sprung in die Zukunft gelingt. Mehr Spielraum und Selbstwirksamkeit sind wesentliche Bausteine auf dem Weg zu diesem Ziel. Was ist hierbei wirklich wichtig?
Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, brauchen wir Übermorgengestalter im Unternehmen. Superagil, vielseitig interessiert, global geprägt, blitzgescheit, digital fit und ständig auf der Suche nach neuartigen, guten Ideen erkennen sie Potenziale sehr schnell, können Marktdifferenzen rasch identifizieren und Lösungen völlig neu kombinieren. Sie sind Zukunftsversteher, und Transformationsexperten per se.
Die wichtigste Aufgabe eines Unternehmens, das den Sprung nach vorn schaffen will, ist dann die vielversprechenden Flugversuche ihrer Innovatoren und Übermorgengestalter nicht zu verhindern. Ein Vogel kann nur zeigen, wie hoch und wie weit er fliegt, wenn man ihn aus seinem Käfig entlässt.
Neuerungen können insofern nur dort entstehen, wo es den passenden Nährboden gibt:
- die Erlaubnis zum Widerspruch,
- ein freizügiges Teilen guter Ideen,
- eine ergebnisoffene Lernkultur und
- Freiraum zum Experimentieren.
Aus der Motivationsforschung wissen wir längst, dass Menschen dann am Engagiertesten sind, wenn sie sich selbst gegebenen, angemessenen Zielen stellen können, die zwar herausfordernd, aber dennoch erreichbar sind. Eine überaus wichtige Voraussetzung dafür ist Selbstwirksamkeit.
Fremdbestimmung lähmt und macht uns krank
Nicht Fremdbestimmung, sondern Eigenantrieb ist ein zentraler Treiber für Höchstleistungen und Umsetzungserfolg.
Der Mensch ist nur da wirklich Mensch, wo er sich die Geschichte seines Lebens nicht diktieren lässt, sondern sie selber schreibt.
Nur wer frei ist, kann sich voll entfalten. Wer hingegen in eine Statistenrolle gedrängt wird, reagiert darauf mit einem lähmenden Ohnmachtsgefühl.
Ohnmächtig, das heißt fremdbestimmt und ohne Macht zu sein, das macht einen klein, unsicher und krank. Hingegen blühen die Menschen auf und beginnen, eigenverantwortlich zu handeln und Großes zu wollen, wenn man ihnen Frei- und Experimentierraum dafür gibt. Am besten definieren die Mitarbeitenden daher ihre Ziele selbst, bestimmen die dazu notwendigen Mittel und Wege gemeinsam und übernehmen Verantwortung für die erbrachten Ergebnisse. So entsteht Selbstwirksamkeit.
Bestleistung entsteht durch Selbstwirksamkeit
Unter Selbstwirksamkeit versteht man das Ergreifen von Möglichkeiten aufgrund der Überzeugung, mithilfe eigener Kompetenzen und eigenen Tuns Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können. Wenn wir selbstwirksam arbeiten, erleben wir uns als effektiv und kompetent. Das erhöht nicht nur unser Hoffnungsniveau, unseren Optimismus und das Selbstbewusstsein, sondern macht uns auch überaus glücklich. Dann geben wir Gas und drücken auf die Tube.
Konzept der Selbstwirksamkeit
Das Konzept der Selbstwirksamkeit geht auf den kanadischen Psychologen Albert Bandura zurück. Er analysierte menschliches Verhalten über Jahre hinweg und kam zu dem Ergebnis: Um überhaupt mit einer Handlung zu beginnen, müssen Menschen der festen Überzeugung sein, diese auch tatsächlich erfolgreich ausführen zu können.
Erhält jemand fortlaufend die Möglichkeit dazu, sich zu beweisen, entsteht im Laufe der Zeit ein Durchhaltevermögen, das eine Person dazu befähigt, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Je mehr Selbstwirksamkeit, desto mehr steigen Willenskraft, Leistungsbereitschaft und der Wunsch nach dem Aufbau weiterer Fähigkeiten. Zudem macht Selbstwirksamkeit widerstandsfähig gegen Stress und Burnout.
Erhöht den Erfolg: Die Pflicht zum Widerspruch
Besonders die Neudenker, Innovatoren und Übermorgengestalter brauchen Rahmenbedingungen, die auf Selbstwirksamkeit basieren, um eine Arbeit zu tun, die sie für bedeutungsvoll halten. Nicht Vorgaben von oben, sondern kollegial miteinander erstellte Vereinbarungen über die Art und Weise der Zusammenarbeit werden dabei favorisiert. Dies geschieht im Rahmen einer Wertewelt aus Vertrauen, Heiterkeit, Transparenz, Verlässlichkeit und Commitment.
Auch Fehlertoleranz, Kritikvermögen und Widerspruchsmöglichkeiten gehören dazu. Die Pflicht zum Widerspruch eröffnet weiteren Handlungsspielraum. Abweichungen sind wertvoll, weil sie Varianten aufzeigen: zusätzliche Optionen und bessere Wege zum Ziel. Dort hingegen, wo man keinen Widerspruch duldet, werden die Chancen, die sich aus dem Andersdenken ergeben, völlig versanden. Den Oberen dort geht es nicht um Erkenntnisgewinn, sondern vor allem darum, ihre eigene Meinung durchzuboxen.
Selbstwirksamkeit: Werbewirksam für das Unternehmen
Eine Führungskraft mag es einfach finden, wenn sie Mitarbeitende hat, die zu allem Ja und Amen sagen und sich nicht widersetzen. Natürlich helfen durchdeklinierte Prozesse, eine Mindestqualität sicherzustellen. Wer aber alles in vorgeformte Schablonen gießt, verwandelt seine Beschäftigten in Handlanger, die sich selbst den blödesten Anweisungen willenlos beugen. Wie Aufziehpuppen reden sie mit einem am Telefon, wenn sie ihre festgeschriebenen Sätze aufsagen. Wie erfrischend hingegen, wenn man – etwa in der Bahn oder im Flieger – eine unkonventionelle Borddurchsage hört.
Beispiel: Kreative Ansagen im Flugzeug
Auf dem Flug in einen Urlaub, bis auf den letzten Platz ausgebucht, sagt unser Purser: „Ich begrüße Sie ganz herzlich bei uns an Bord und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind.“ Am Morgen nach dem Nachtflug weckt er uns so: „Schön, dass Sie alle noch bei uns sind.“ Wunderbar!
Richtig schräg wird es bei Southwest Airlines, die für ihre originellen Aktionen weltberühmt sind. Einer ihrer Flugbegleiter, David Holmes – ja, er darf das – rappt dort die Sicherheitshinweise. Das YouTube-Video dazu hat mehr als 700.000 Klicks. Das nenne ich selbstwirksam, unkonventionell, kreativ – und zugleich höchst werbewirksam für sein Unternehmen.
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Dazu passt der Artikel „Die Schwierigen“ von Brandeins aus 2015 – den besten jemals gelesenen Artikel im Kontext der Geschichte. Die Frage bleibt, ob (Übermorgen)-Gestalter
nicht doch als unbequem und störend empfunden werden. Gerade wenn überall die nicht ausrottbare Floskel „teamfähig“ erwartet wird. Sollte sich die Geschichte ändern ?
Jürgen Rathje, Kiel, Unternehmensberatung Unternehmenskultur – Personalentwicklung