5 Trends für die Personalentwicklung 2022
Ganze Jobrollen werden obsolet, während auf der anderen Seite dringend notwendige Qualifizierungen für neue Aufgaben fehlen. Im folgenden Beitrag werden aktuelle Bedürfnisse und Entwicklungen im Bereich HR und Talent Management genauer dargelegt und die 5 wichtige Trends für 2022 zusammengefasst.
Das Institut der deutschen Wirtschaft betont, dass 79 Prozent der Unternehmen erwarten, dass Mitarbeiter in den kommenden fünf Jahren aufgrund veränderter Tätigkeiten neue Kompetenzen benötigen. Die Herausforderungen liegen für viele Verantwortliche jedoch in der Umsetzung der dafür notwendigen Schulungsmaßnahmen und deren Integration in den Arbeitsalltag. Anbei 5 wichtige Trends für 2022.
1. Hybrides Lernen für hybride Arbeitsmodelle
Die Nachfrage nach digitalen Trainings- und Lernangeboten ist in den beiden vergangenen Jahren enorm gestiegen. Nicht nur aus der Notwendigkeit während der Corona-bedingten Lockdowns und Home-Office-Phasen heraus haben viele Unternehmen entdeckt, welche Möglichkeiten es heute für digitales Lernen gibt und wie effektiv sie sein können. Das heißt nicht, dass es gar keine Präsenzschulungen mehr geben wird. Es gibt viele Möglichkeiten des sogenannten „Blended Learnings“, die das Beste aus beiden Welten vereinen. Wo eine Präsenzschulung notwendig oder am effektivsten ist, kann diese durch zusätzliche digitale Angebote zur Vorbereitung oder Vertiefung des Wissens ergänzt werden.
Für andere Schulungsbedürfnisse kann digitales Lernen der effizienteste Weg sein, um sicherzustellen, dass jeder Mitarbeiter eine Schulung erhält, die wirklich auf seine individuellen Bedürfnisse und seinen Wissensstand zugeschnitten ist. Genauso, wie das hybride Arbeiten gekommen ist, um zu bleiben, können wir daher auch erwarten, dass sich dieser Trend beim Thema Fortbildung, Umschulung und Karriereförderung durchsetzt.
2. Convenience is Key – Warum die Bereitstellung von Lernangeboten entscheidend ist
Bequemlichkeit ist ausschlaggebend für viele unserer Entscheidungen. Wir kaufen bei dem eCommerce-Portal, bei dem wir bereits registriert sind und das einfache Zahlungsoptionen bietet. Wir zahlen häufig teurere Tarife, weil es zu unbequem ist, den Anbieter zu wechseln oder kaufen Convenience Food damit das Kochen schnell und einfach geht. Die passenden Lernangebote oder Kurse zu suchen, die die eigene Karriere voranbringen und Fähigkeiten aufbauen, mit denen man sich für gefragte Tätigkeiten qualifiziert und Kompetenzlücken im Unternehmen schließt, war bisher häufig einfach zu kompliziert. Wer hat im stressigen Arbeitsalltag Zeit, mehr als die Pflichtschulungen zu absolvieren und sich Gedanken um zukünftig sinnvolle Skills zu machen?
Der Boom im digitalen Lernen ist sicher auch damit zu begründen, das Lernmanagement-Systeme (LMS) und eine neue Generation von Learning Management Experience Plattformen (LMXP) den Zugriff auf geeignete Kurse und Lerninhalte sehr viel einfacher und ansprechender machen. Sogenannte „Predictive Learning Journeys”, das heißt Lernreisen mit kuratierten Inhalten für geeignete Karrierepfade und Fortbildungen, die sowohl dem Mitarbeiter als auch dem Unternehmen zugutekommen, geben eine gute Orientierungshilfe, die jeder Lernende nutzen und individuell anpassen kann. Gleichzeitig werden Lerninhalte durch Plattformintegrationen besser in den Arbeitsalltag eingebunden und sind über gewohnte Tools und Oberflächen leicht zu nutzen. Auch die Formate der Kurse und Lerninhalte zielen auf eine bessere Nutzung im Arbeitsalltag ab. Mit bedarfsgerechten Micro Learning-Einheiten, interaktiven Kursen, Videomaterial und mobilem Zugriff kann jeder genau dann lernen, wenn es am besten passt.
3. Lernen von Experten – Social Learning ist mehr als Spielerei
Social Learning mit Formaten, die an TikTok, Instagram und Youtube erinnern, wird international von Analysten als großer Trend für die kommenden Jahre präsentiert. Wenn man viel mit Unternehmen zu tun hat, die technische Qualifizierungen und Fähigkeiten in einem Geschäftsumfeld aufbauen möchten, das von den hippen Startups und Scale-Ups dieser Welt recht weit entfernt ist, klingt das zunächst nach einem Hype in der Welt der Digital Natives. In vielen Geschäftsfeldern gehört das geistige Eigentum zudem zum wichtigsten Kapital, und Inhalte würden auf keinen Fall über öffentliche Plattformen geteilt.
Bei genauerer Betrachtung lassen sich aber bereits heute auch bei Kunden aus Branchen wie der Fertigung oder der Automobilindustrie Ansätze für einen Trend in Richtung „User Generated Content“ finden. Beispielsweise können Mitarbeiter, die bestimmte interne Qualifizierungen erwerben möchten, zum Abschluss eines Kurses ein Video davon auf eine gesicherte LMXP oder Lernplattform hochladen oder streamen, wie sie einen Motor warten oder eine technische Tätigkeit in der Produktion ausführen. Der zuständige Vorgesetzte kann so eine praktische Prüfung auch auf Distanz durchführen. Im Zuge des Social Learnings könnte er aber auch eine besonders gelungene Demonstration als Lernmaterial nutzen und anderen Mitarbeitern innerhalb des eignen Unternehmens bereitstellen. So lernen die Kollegen statt aus generischem Kursmaterial direkt vom echten Experten aus der Praxis – sozusagen Peer-to-Peer.
4. Demokratisierung des Lernens – vergessene Mitarbeitergruppen einbinden
Die Digitalisierung im Bereich Fortbildung und Karriereplanung macht es nicht nur möglich, Lernangebote individuell auf einzelne Nutzer anzupassen. Sie öffnet auch die Türen für ganze Mitarbeitergruppen, die bisher bei diesem Thema fast vergessen wurden. Waren teure Fortbildungen zunächst häufig auf Führungskräfte beschränkt, so hat gerade das weniger aufwändige digitale Lernen in den letzten Jahren immer mehr Mitarbeitergruppen mit einbezogen. Denn beispielsweise digitale Kompetenzen werden in fast allen Ableitungen benötigt. Trotzdem war es bisher vor allem ein Thema für „Schreibtischtäter”, die sogenannten „White Collar Worker“. Die „Blue Collar“ Kollegen in der Fertigung oder anderen Unternehmensbereichen waren häufig losgelöst von solchen Schulungsanboten. Da Lerninhalte heute jedoch auch mobil abrufbar sind, muss der Mitarbeiter nicht mehr am Schreibtisch mit PC oder Laptop sitzen, um Schulungen für neue Anforderungen zu erhalten. Gerade Video-Content wird heute bereits zu 75 Prozent über Smartphones konsumiert. Diese Entwicklung wird sich auch beim Thema Lernen und Weiterbildung etablieren.
Durch den Zugriff auf immer mehr Lerninhalte und den zuvor beschriebenen Trend zum Social Learning, wächst gleichzeitig auch der Einfluss der Lernenden. Während früher meist die Unternehmensleitung bestimmte, welche Fortbildungen angeboten wurden, haben die Mitarbeiter heute selbst die Chance, auf die für sie aktuell dringend notwendigen Inhalte zuzugreifen oder sich selbst und damit das eigene Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.
5. Karriereförderung und Weiterbildung als Weg, um Mitarbeiter zu motivieren
Die Motivation und das Halten benötigter Mitarbeiter wird gerade in Zeiten des Fachkräftemangels für Unternehmen immer wichtiger. Aktuelle Analysen sehen Corporate Learning mehr als jeden anderen Bereich im Talentmanagement als entscheidend für HR und die Mitarbeiterbindung. Weltweit denkt fast die Hälfte aller Mitarbeiter darüber nach, ihren aktuellen Job zu kündigen. Zu den Top 5 Gründen gehören die Unzufriedenheit mit den aktuellen Aufgaben und fehlende Weiterbildungs- und Karrierechancen. 94 Prozent der Mitarbeitenden berichten, dass sie länger bei einem Unternehmen bleiben würden, wenn dieses in sie investieren würde. Ein Unternehmen sollte daher die persönlichen Ziele und Karriereerwartungen seiner Mitarbeiter mit den Unternehmenszielen verbinden. So kommt die Investition in Lernen und Entwicklung sowohl den einzelnen Mitarbeitenden als auch dem Unternehmen als Ganzes zugute.
Einer der schnellsten Wege, um die Leistung eines Unternehmens zu steigern, besteht darin, das operative Wissen der Belegschaft zu verbessern. Dadurch wird das Lernen viel stärker als je zuvor zu einem strategischen Schwerpunkt.
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