So ist die Stimmung bei Selbständigen nach einem Jahr Corona-Krise
Um die Corona-Pandemie in Deutschland einzudämmen, beschlossen Bund und Länder Mitte März 2020 weitgehende Einschränkungen für das öffentliche Leben. Seither ist ein Jahr vergangen, das vor allem Kleinunternehmer und Selbstständige vor große Herausforderungen gestellt hat. Doch welche Auswirkungen hat die Pandemie auf Unternehmer und wie sind die staatlichen Hilfe bisher ankommen?
Dieser Frage ist das Freiburger Softwareunternehmen Lexware im März 2021 nachgegangen und hat dazu 5.651 Selbstständige und Unternehmer befragt.
Wenn der Umsatz sinkt: Fast jeder Dritte greift auf Altersvorsorge zurück
Das wirtschaftliche Resultat nach einem Jahr mit Corona? Auf den ersten Blick überraschend positiv: Rund 85 Prozent (84,9 %) der befragten Unternehmer sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig. Nicht allerdings ohne dabei auf private finanzielle Rücklagen zurückzugreifen. 30,5 Prozent der aktuell noch zahlungsfähigen Selbstständigen gehen davon aus, in den nächsten 12 Monaten auf die für ihre Altersvorsorge vorgesehenen Ersparnisse zurückgreifen zu müssen. Rund jeder Neunte (10,9 %) rechnet sogar damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit komplett aufgeben zu müssen. Junge Unternehmen trifft es dabei besonders hart. Über die Hälfte der Selbstständigen (56,4 %), deren Existenzgründung nach 2018 erfolgte, mussten privat finanzielle Einbußen erleiden.
Umsatzrückgang bis zu 75 Prozent
Ein Grund dafür sind die Umsatzeinbußen: Jeder fünfte Selbstständige (19,8 %) verzeichnet einen monatlichen Umsatzrückgang von über 75 Prozent. In den vom Lockdown besonders betroffenen Branchen liegt der Anteil deutlich darüber: Bei den Gastronomen etwa geben 6 von 10 (58,1 %) einen Umsatzrückgang über 75 Prozent an, davon rund die Hälfte hat aktuell sogar keinerlei Umsätze. Auch Unternehmen im Bereich Touristik, Sport und Freizeit müssen deutlich mehr Einbußen hinnehmen: 58,5 Prozent haben Umsatzeinbußen über 75 Prozent.
Weiterhin zu spät und wenig hilfreich: Note 3,9 für Corona-Hilfen
Mit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 bietet die Regierung Selbstständigen unterschiedliche staatliche Hilfen zur Unterstützung an. Als hilfreichstes Instrument zur Schadensbegrenzung gilt dabei das Kurzarbeitergeld, das am häufigsten mit der Note sehr gut (11 %) oder gut (8 %) bewertet wurde. In Summe scheint die staatliche Unterstützung für Selbstständige aber eher ernüchternd zu sein. So bewerten alle Befragten, die mindestens eine staatliche Hilfsmaßnahme beantragt haben, die angebotenen Hilfen durchschnittlich mit Note 3,9.
Ein wenig überraschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass über die Hälfte der Befragten die staatliche Corona-Hilfen bis dato noch gar nicht oder nur teilweise erhalten hat (57,3 %). Allein die Novemberhilfe hat 47,2 Prozent der Befragten noch nicht oder nur teilweise erreicht. Um dennoch weiterhin zahlungsfähig zu bleiben, haben Unternehmer selbst einige praktische Maßnahmen ergriffen – die Top 3:
- Rechnungen schreiben (15,5 %) und Kurzarbeit einführen (15,2 %)
- Eingangsrechnungen später bezahlen (12,6 %)
- Steuervorauszahlungen (11,5 %)
Damit kommen nach einem Jahr Corona-Krise rund 2 von 3 Befragte (63 %) zu dem Ergebnis, dass es der Politik weitestgehend nicht gelungen sei, mit ihren Maßnahmen wirtschaftliche Sicherheit zu vermitteln. In einer vergleichbaren Befragung während des ersten Lockdowns im April 2020 sagte das jeder zweite (51,3 %) Selbstständige. Somit ist der Anteil binnen eines Jahres um rund 24 Prozent gestiegen. Nur einer von acht Selbstständigen (13,2 %) ist hingegen der Meinung, die Vermittlung wirtschaftlicher Sicherheit sei der Politik „eher schon“ oder „vollkommen“ gelungen – 2020 waren dieser Überzeugung noch 25,8 Prozent und somit knapp doppelt so viele.
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