90 Prozent der Büroangestellten in Deutschland möchten ihr Home-Office auch künftig nicht missen
90 Prozent der Büroangestellten in Deutschland wollen auch künftig mindestens einen Tag pro Woche Remote – etwa von zuhause aus – arbeiten. 76 Prozent bevorzugen sowohl Büro als auch Remote-Work, das ist auch der Arbeitgeber-Favorit, 14 Prozent nur Remote-Work.
Das ist ein Kernergebnis einer repräsentative Umfrage für die Civey im Auftrag von EY Real Estate rund 1.000 Arbeitnehmer zum Thema remote work befragt hat. Rund die Hälfte der Büroarbeiter möchte demnach auch mehrmals wöchentlich vom Home-Office aus tätig werden und 14 Prozent sogar ständig. Dabei unterscheiden sich die Ergebnisse weder beim Geschlecht der Umfrageteilnehmer noch bei der Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder. Auch das Alter der Befragten hatte lediglich marginalen Einfluss auf die Zustimmungsraten zur Remote-Tätigkeit. Allerdings nahm die Flexibilität mit zunehmendem Alter ab: Je älter die Studienteilnehmer, desto stärker fiel ihre Tendenz aus, entweder nur im Büro oder aber nur von zuhause ausarbeiten zu wollen.
„Die örtliche Flexibilisierung des Arbeitens wird quer durch die Gesellschaft befürwortet. Weder handelt es sich, wie oft angenommen, um eine Modeerscheinung in jüngeren Bevölkerungsgruppen, noch um teils unterstellten Opportunismus“, sagt Anna Schümann, Partner bei EY Real Estate und Autorin der Studie. „Wir erleben gerade einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt, der nicht zuletzt dadurch begünstigt wird, dass die Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichgerichtet sind.“ Für die Erfassung der Arbeitgeberseite führte man qualitative Interviews mit Vertretern der öffentlichen Hand und von privaten Unternehmen.
Büro punktet mit Begegnung sowie Trennung von Beruf und Privatem
76 Prozent der Befragten möchten – bei aller Zustimmung zum Remote Working – nicht auf das Büro verzichten. Als ausschlaggebendsten Grund dafür gaben 59 Prozent der Umfrageteilnehmer die klare Trennung von Arbeits- und Privatleben an. Aber auch soziale Beweggründe informeller Natur wie Pausen- und Flurgespräche sind 51 Prozent der Befragten wichtig. Die Gewichtung verschiebt sich bei geographischer Differenzierung. Befragte aus ländlichen Gebieten suchen das Büro eher wegen der besseren individuellen Strukturierung auf. Während jenen aus urbanen Gebieten die persönlichen Begegnungen besonders wichtig sind.
„Es gibt keine Pauschallösung für die ideale Arbeitswelt. Wir brauchen mehr Flexibilität – insbesondere mit Orten und Räumen, die für die jeweilige Tätigkeiten maßgeschneidert sind“, sagt Anna Schümann. „Das wünschen sich nicht nur Arbeitnehmer – auch viele Arbeitgeber wollen diese Flexibilität und Vielfalt ermöglichen und sehen den Wandel als unabdinglich an.“
Digitale Infrastruktur noch dringend ausbaufähig
Die schnellere und stabilere Internetverbindung spielt für 13 Prozent und eine im Büro optimalere Strukturierung von Aufgaben für 19 Prozent der Umfrageteilnehmer als Argumente für das Büro eine untergeordnete Rolle. So gaben aber 41 Prozent den Zugriff auf Unterlagen und Materialien als Grund für die Arbeit im Büro an. Gleichzeitig bewerten 35 Prozent die für Remote-Arbeiten gestellte Ausstattung als sehr und eher schlecht. Ein Drittel der Befragten schätzen auch die Qualität ihrer Software für die virtuelle Zusammenarbeit als sehr und eher schlecht ein.„Die örtliche Flexibilisierung der Arbeit muss von adäquaten Digitalisierungsmaßnahmen flankiert werden, sonst droht sie zu scheitern und führt zu Frustration“, sagt Anna Schümann.
Umstellung auf moderne Arbeitswelt kann sich schon nach drei Jahren rentieren
Um die Rentabilität des Umbaus zu modernen Arbeitswelten abzuschätzen, die auf Kollaboration und sozialen Austausch abzielen und gleichzeitig weniger Gesamtfläche verbrauchen, hat EY Real Estate verschiedene Szenarien unter Annahme aktueller Marktbedingungen aufgestellt und analysiert. So kann sich beispielsweise für ein Unternehmen mit 1.000 Beschäftigten in einer A-Lage der Umbau zu modernen Arbeitswelten bereits nach drei bis sieben Jahren rentieren. Im gegenzug sollte man über den Zeitverlauf 20 bis 40 Prozent der dadurch nicht mehr benötigten Fläche abmieten. Auch für ein kleineres Unternehmen mit 100 Beschäftigten in einer B-Lage kann sich ein entsprechender Umbau bei geringeren Investitionskosten bereits ab dem dritten Jahr lohnen.
Jedoch sind Kosteneinsparungen nicht die primären Treiber: „Arbeitgebern geht es nicht prioritär um Kostenersparnisse. Sie erkennen zunehmend, dass entsprechende Flächen- und Arbeitskonzepte die Motivation, Identifikation, Kreativität und damit letztlich die Produktivität ihrer Belegschaft steigern und moderne Arbeitsplatzkonzepte Unternehmen damit Wettbewerbsvorteile um Fachkräfte bringen“, erläutert Anna Schümann.
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