Gründerporträt

Anna Müller, Gründerin von Clair Clean Air Solutions

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Anna Müller ist Gründerin des Start-ups Clair. Hiermit hat sie mit ihrem Team das Produkt Aio auf den Markt gebracht, eine wiederverwendbare, transparente Maske Made in Germany. Ursprünglich nicht im Hinblick auf Corona entwickelt, sondern um gegen Luftverschmutzung und CO2 vorbeugen zu können. Unter Corona ist das Produkt erst so richtig relevant geworden und es wurde ein neuer Absatzmarkt geschaffen.

Name: Anna Müller

Geburtsjahr: 1992

Position: Gründerin und Geschäftsführerin der Clair UG und den Produkten von weraio

Weitere Gründungen: Muydozo GmbH zusammen mit Siamak Ghofrani und Florian Eckelmann

Vita: Anna Katharina Müller wurde 1992 in Köln geboren. Während ihres Studiums an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen wurde die Frage, wie Consumer Goods gesellschaftspolitische Probleme lösen können, zum zentralen Fokus ihrer Studienarbeiten. Hieraus entstand 2015 ihre erste Unternehmung – ein nachhaltiges Modelabel, bei dem sich jede Kollektion einem umwelt- oder sozialpolitischen Spannungsthema annahm und dieses im Design verarbeitete. In kurzer Zeit entstanden Editionen zu verschiedenen Themen, die schließlich auch auf der Berlin Fashion Week im Rahmen der Ethical Fashion Show präsentiert wurden. Noch lange vor der 2020 drohenden Pandemie gründete Anna das Smart Textiles Unternehmen Clair und entwickelten einen Schal mit integrierter Filterfunktion, der seinen Träger vor Luftverunreinigungen jeglicher Art zu schützen vermag. Mit diesem innovativen Ansatz konnte das junge Unternehmen mehrere internationale Preise, u.a. auch in China, gewinnen. Jetzt schreiben wir das Jahr 2020 und eine Pandemie hält uns in Atem.

Mit Aio hat Anna ihren Ansatz entlang der aktuellen Situation weiterentwickelt und eine Maske auf den Markt gebracht, die transparent, nachhaltig und 100% Made in Germany ist. Innerhalb kurzer Zeit konnte sie mit ihrem Ansatz über 5.000 Unterstützer aus über 55 Ländern von ihrem Ansatz überzeugen. Aio ist kein Pandemie-Produkt und wurde mit Blick auf all die Gefahrenquellen in der Luft konzipiert. Denn die Vision von Clair lautet, dass jeder Mensch saubere und gesunde Luft atmet. So sollen nicht nur die Nutzer der Masken unmittelbar profitieren, sondern das Problem durch soziales und umweltbezogenes Engagement an der Ursache bekämpft werden.

Anna arbeitet eng mit NGOs wie der Chamäleon Stiftung von Ingo Lies zusammen und plant in Zukunft, in weitere Projekte, vor allem im Bereich der Aufforstung, zu investieren. Sowohl mit Clair als auch Muydozo hat Anna zwei Unternehmen geschaffen, die für eine neue Form des Unternehmertums steht, getreu dem Motto „Do good and do well“.

Lebensmotto: Move fast and fix things.

Über das Unternehmen

Clair UG
Widdersdorfer Straße 190
50825 Köln

Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

Clair steht für Clean Air Solutions und unser Ziel ist es, smarte Produkte im Bereich der Luftfiltration zu entwickeln. Aio ist unser erstes Consumer Good, mit dem wir nun am Markt sind. Es handelt sich dabei um eine wiederverwendbare, transparente Maske Made in Germany. Mit unserer hauseigenen Performance Marketing Agentur entwickeln, testen und skalieren wir unsere Produkte und verfolgen daher einen Ansatz, der sehr nah am Zielkunden ist und sich fortlaufend am Markt orientiert.

Das Team der Clair UG

Das Team von aio (von links): Florian Eckelmann, Anna Müller, Siamak Ghofrani.

Erst kommt die Vision, dann die Gründung. Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?

2018 habe ich das erste Mal von dem globalen Problem der Luftverschmutzung erfahren und hatte als Asthmatiker selber im Stadtverkehr oft die latente Befürchtung, dass die Luft, die wir Städter einatmen, nicht so gesund sein kann. Dann habe ich erfahren, dass in fast allen großen deutschen Städten die Grenzwerte für Feinstaub & Co. jährlich überschritten werden. Ich habe mich gefragt, wie ich mich schützen kann und mein Blick ist Richtung Asien gewandert, wo Masken den Alltag schon seit jeher prägen. Ich war schockiert über die Anzahl an Einwegmasken, die dort genutzt werden und nach kurzer Anwendung ihren Weg in den Müll – und somit leider zu oft in die Natur – finden.

Neben einer guten Idee spielt auch die Team-Zusammensetzung oft eine entscheidende Rolle. Wie setzt sich das Team bei Ihnen zusammen?

Neben Clair betreibe ich mit zwei Freunden erfolgreich eine Performance Marketing Agentur. So können wir für Marketing-Themen auf unser bestehendes Team zurückgreifen. Alles, was wir anpacken, machen wir zusammen, deswegen besteht unser Kern-Team bei Clair aus meiner Schwester, meinen beiden Freunden und mir.

Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?

Unser Ansatz ist nicht der eines Pandemie-Produktes, sondern wirklich langfristig einen Mehrwert zu schaffen – für den Anwender, die Gesellschaft und unsere Umwelt. Daher ist unser Produkt auch sehr modular konzipiert, sodass durch fortlaufende Optimierungen und Ergänzungen ich meine Maske perfekt auf meinen Lifestyle und Bedürfnisse anpassen kann. Genau so flexibel und anpassungsfähig wie unser Produkt sind wir auch als Unternehmen von Anbeginn agil aufgestellt.

Was war Ihre Motivation Unternehmer zu werden?

Ich habe nie wirklich aktiv darüber nachgedacht, Unternehmerin werden zu wollen. Was mich antreibt, sind möglich Lösungen zu entwickeln für Herausforderungen, die Konsequenz unserer hochzivilisierten Lebensweise sind. Der Klimawandel und das Thema Luftverschmutzung geht zu großen Teilen auf unsere Kappe und ich möchte dem etwas entgegensetzen.

Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?

Neben der Weiterentwicklung von Aio, unserem ersten Produkt, mit dem wir live gegangen sind, stehen weitere spannende smarte Produkte in der Pipeline. Ich wünsche mir, diese in den nächsten 3 Jahren erfolgreich launchen und international vertreiben zu können und dabei unter Beweis zu stellen, dass erfolgreiches Unternehmertum und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein Hand in Hand gehen können.

Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?

Ich komme aus einem digitalen Umfeld und in unserer Agentur haben wir naturgemäß eher aus Dienstleistungsperspektive gearbeitet. Jetzt haben wir mit Aio unser erstes physisches Produkt auf den Markt gebracht und sind mit ganz neuen Themen und Aufgabenfeldern konfrontiert. Vieles kann man nicht planen oder vorhersehen, daher besteht die größte Herausforderung meines Erachtens nach im Ad hoc Lösungen finden und priorisieren von Aufgaben.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen aus und wie wollen Sie diese meistern?

Die Corona-Krise hat uns wie jedes andere Unternehmen auch komplett überrascht und viele Anpassungen gefordert. Natürlich ist unser Produkt unter Corona erst so richtig relevant geworden und hat eine ganz neue Dynamik geschaffen, unter der wir sehr schnell wachsen konnten. Für uns stellt sich natürlich die Frage, was nach Corona passiert und die Menschen nun stärker für das Tragen von Masken sensibilisiert sind – bei der nächsten Grippewelle, bei Allergien im Frühjahr und Smog-Alarm in großen Städten.

Ein Unternehmen zu gründen und zu expandieren kostet Geld. Wie finanzieren Sie sich?

Im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo konnten wir in einem Monat über 400.000 € einsammeln. Allerdings warten wir hier nach wie vor auf die Zahlung der Fundingsumme und führen die Vorbestellungen bisher auf eigenes finanzielles Risiko durch. Zu Beginn bei der Entwicklung von Prototypen und den ersten Schritten haben uns kleine Darlehen bei Familienmitgliedern und das NRW Gründerstipendium geholfen.

Ist für Sie eine Partnerschaft mit Venture-Kapitalgebern eine Option?

Wir sind tendenziell für Partnerschaften offen, allerdings kommen wir bisher mit unserem Bootstrapping-Ansatz gut weiter und sind daher nicht zwangsläufig auf eine Finanzspritze in Form von Fremdkapital angewiesen. Wenn, dann sollte die Chemie passen und ein Partner mit an Board kommen, der nicht nur finanziell, sondern auch durch Netzwerk und Know-How die Zukunft von Clair positiv mitgestalten kann.

Welchen Tipp möchten Sie an andere Gründer gerne weitergeben?

Rückschläge gibt es immer. Wenn ich einen Rat geben kann, dann auch dann durchzuhalten und weiterzumachen, wenn es unangenehm ist und man den Wald vor lauter Problem-Bäumen nicht mehr sieht.

Ist Ihr Team bereits vollständig oder suchen Sie aktuell noch freie und/oder feste Mitarbeiter?

Wir sind immer offen für frische Talente, aktuell haben wir auch noch zwei Praktikumsstellen frei im Bereich Performance Marketing und Business Development.

Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?

Ich würde mir vor allem den Abbau von bürokratischen Hürden wünschen. Vieles ist meines Erachtens nach überreguliert und das bremst einen als junge Unternehmerin schnell aus, gerade am Anfang. Im Bereich Mund-Nasen-Schutz ist es besonders schlimm, da sich die Verfahren, Regulierungen etc. ständig ändern. Aufgrund der sehr starren Vorgaben werden innovative Ansätze „out of the box“ komplett außer Acht gelassen. Da fällt man schlichtweg durch’s Raster.

Welche Person hat Sie in der Gründungs-und Wachstumsphase besonders unterstützt? Bei wem möchten Sie sich bedanken?

In erster Linie möchte ich mich bei meinen beiden Mitgründern Flo und Siamak bedanken, die ich 2018 auf einem Start-up Camp in Ägypten kennengelernt habe. Die beiden wurden schnell zu meinen Mentoren, dann zu engen Freunden und schließlich zu Partnern, mit denen ich gegründet habe. Wir drei sind total unterschiedlich, aber genau dieser wilde Mix aus unterschiedlichen Talenten und Charakterzügen ist enorm wertvoll.

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?

Das ist eine tolle Frage! Da ich viel zu selten aus meiner Meinungsblase herauskomme, wäre das auf jeden Fall jemand, der ein ganz anderes Leben führt als ich und dessen Ansichten wohl eher konträr zu meinen sind. Larry Fink, der CEO von Black Rock, wäre für mich eine spannende Wahl, oder Jeff Bezos. Männer mit Macht, deren Biographie denen ich gerne mal auf denZahn fühlen würde.

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