Club- und Diskothekenbesitzer schlagen Alarm
Die Folgen der Corona-Pandemie treffen die Discothekenbranche besonders hart. Angesichts steigender Infektionszahlen ist eine Lockerung der coronabedingten Einschränkungen nicht in Sicht. 94 Prozent der Discotheken- und Clubbetreiber stehen kurz vor der Geschäftsaufgabe.
„Die Lage der Clubs und Diskotheken in Deutschland spitzt sich dramatisch zu“, erklärte Knut Walsleben, der neu gewählte Präsident des Bundesverbandes deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT), beim Branchentreffen „Club Convention“ am 20. Oktober 2020 in Osnabrück.
Die Aussichten seien düster. Laut einer aktuellen Umfrage des Dachverbandes DEHOGA stehen 94 Prozent der teilnehmenden Discotheken- und Clubbetreiber kurz vor der Geschäftsaufgabe. „Für unsere existenziell betroffenen Unternehmen reichen die derzeitigen staatlichen Hilfen bei Weitem nicht aus. Den Clubbetreibern und Discothekenunternehmern geht die Luft aus“, sagte Walsleben und forderte für seine Branche weitere Unterstützung der Politik. Die Verlängerung der Überbrückungshilfen sei zu begrüßen. Jedoch müsse hier weiter nachjustiert werden, so der BDT-Präsident. Fixkosten sollten zu einhundert Prozent übernommen werden, die monatliche Höchstgrenze von 50.000 Euro müsse aufgestockt und eine Regelung für verbundene Unternehmen gefunden werden. Außerdem müsse ein angemessener Unternehmerlohn für die Club- und Discothekenbetreiber förderfähig sein. Darüber hinaus sollte die Mehrwertsteuersenkung unter Einbeziehung der Getränke und des Eintrittsgeldes entfristet werden.
Um sich ein Bild von der Betroffenheit der Discothekenbetreiber zu machen, war Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier beim Branchenmeeting den 200 Kongressteilnehmern per Video zugeschaltet und stellte sich den Fragen der Unternehmerinnen und Unternehmer. Bundesminister Altmaier äußerte großes Verständnis für die Sorgen:
„Ab heute kann die neue Überbrückungshilfe II, die bis Ende 2020 zur Verfügung steht, beantragt werden. Hier haben wir noch einmal deutlich nachgelegt und übernehmen jetzt sogar bis zu 90 Prozent der Fixkosten. Das sind gute Nachrichten für alle Unternehmen, die aufgrund behördlicher Anordnungen geschlossen sind oder nur mit halber Kraft fahren können. Bei der heutigen Club Convention mit Unternehmerinnen und Unternehmern wurde der Ernst der Lage für die Clubszene noch einmal sehr deutlich. Ich hoffe deshalb umso mehr, dass viele Clubunternehmerinnen und -unternehmer von den verbesserten Konditionen der verlängerten Überbrückungshilfe profitieren können.“
Neben mehr Unterstützung für die Branche forderten die aus ganz Deutschland angereisten Club- und Discothekenbetreiber einen klaren Fahrplan zur Wiedereröffnung ihrer Betriebe. „Discotheken sind die Lösung, nicht das Problem“, so ist Walsleben der Ansicht. Sein Argument für diese Aussage: „Wir haben große Räume, hochmoderne Lüftungsanlagen und effektive Hygiene- und Nachverfolgungskonzepte.“ Feiern bei den Profi-Gastgebern mit Veranstaltungsfachkräften und umfassenden Schutzmaßnahmen, gegebenenfalls mit praktikablen, bezahlbaren Schnelltests, seien in jeder Hinsicht besser als illegale und unkontrollierte Partys in schlecht belüfteten Privaträumen.
Ein „Stück wichtiges Kulturgut“ ginge verloren ohne schnelle weitere Hilfen und ohne Öffnungsperspektive, mahnte Walsleben. „Clubs und Discotheken tragen maßgeblich zur Attraktivität und Lebensqualität einer Stadt oder Gemeinde bei und sind immer noch die beliebteste Freizeitbeschäftigung der 18-25-Jährigen am Wochenende. Das soll auch nach Corona so bleiben.
Hinweis
Mittelständler und kleinen Unternehmen aller Branchen erhalten über die Überbrückungshilfe II direkte Zuschüsse zu den betrieblichen Fixkosten, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Die Überbrückungshilfe kann hier beantragt werden.
Foto/Thumbnail: © pixabay/ericbarns
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