Die alten Führungskräfte-Klischees haben ausgedient
Authentizität ist wichtig, doch: Blickt man in die Führungsetagen vieler Unternehmen, so erkennt man schnell einen immer wieder kehrenden Typ Führungskraft, sowohl im Hinblick auf Optik und Aussehen, aber auch auf Verhalten und Arbeitsweisen. Dabei sind wir doch als Menschen alle so unterschiedlich, doch wie bringt man diese Authentizität in den Berufsalltag ein? Mit diesen fünf Tipps wird Ihnen das leicht gelingen.
Eine Führungskraft muss streng sein, schnell Entscheidungen treffen können und rational und langfristig denken. Meetings bestehen aus Zahlen und Tabellen und finanzielle Ziele sind sowieso der einzige Maßstab, den es gibt.
Das hat lange Zeit gut funktioniert und viele Menschen und Unternehmen waren damit sehr erfolgreich. Doch die Zeiten ändern sich: Mit der Globalisierung hat sich der Wettbewerb verschärft, mit der Generation X und der Generation Z der Wunsch nach Individualität und Sinn und Arbeits-Stil-Methoden wie Agile zeigen auf, dass eine hierarchisch orientierte, strenge, disziplinierte und rein rational agierende Führungskraft nicht mehr so gefragt ist, wie früher. Stattdessen stehen Empathie, Nahbarkeit und Befähigung der Mitarbeiter an der Tagesordnung, die Führungskraft wird zum Coach.
Doch wie schafft man es, sich aus diesem grauen Einheitsbrei zu befreien? Wie gibt sich eine „moderne, authentische“ Führungskraft? Die folgenden 5 Tipps können Ihnen dabei helfen, mehr Authentizität und Menschlichkeit ins Unternehmen und Ihr Leben als Führungskraft zu bringen.
1. Finden Sie Ihren Weg
Um Ihnen direkt einmal alle Bedenken und Sorgen zu nehmen: Die perfekte Führungskraft und den einzigen Weg für mehr Authentizität, Farbe und Menschlichkeit gibt es nicht. Wir alle haben unsere Perspektive auf das Leben, andere Menschen und Verhaltensweisen und färben die Umwelt durch unseren eigenen Filter entsprechend ein. Dementsprechend können Sie es ohnehin nie allen recht machen – außer einer Person: Sich selbst.
Verhalten Sie sich so, dass Sie sich abends ohne Bauchschmerzen, Reue oder schlechtes Gewissen im Spiegel anschauen können. Das ist Ihr Weg. Und der mag anders aussehen als der Ihres Kollegen, Ihres Chefs oder Ihres beruflichen Vorbilds. Inspiration von anderen zu haben ist gut – vertrauen Sie letzten Endes aber nur auf Ihr Gefühl, auf Ihr Verständnis von richtig und falsch und auf das, was sich für Sie stimmig anfühlt.
Beachten Sie dies auch beim Durchlesen der weiteren Tipps: Wenden Sie diese in einem Maß an, dass sich für Sie gut und richtig anfühlt. Denn: „It’s a tool, not a rule.“
2. Zeigen Sie echte Wertschätzung und Anerkennung
Man könnte diesen Punkt auch „Komplimente, die von Herzen kommen“ nennen. Aber eigentlich geht es sogar darüber hinaus: Geben Sie echtes Feedback.
Wir alle haben diese eine Person in unserem Leben, die uns und unseren Weg geprägt hat. Sei es eine Lehrerin, ein Sport-Trainer oder eine Führungskraft. Diese eine Person, die uns wirklich sieht. Die Potenziale und Talente sieht, wo wir noch zweifeln, die uns Mut gibt, wo wir unsicher sind und die uns akzeptiert, mit allen Stärken und Schwächen.
Seien Sie diese Person für Ihr Team. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie Ihnen wichtig sind. Dass ihr Erfolg Ihnen wichtig ist. Dass ihr Wachstum Ihnen wichtig ist.
Sehen Sie die Person hinter der Funktion und geben Sie ihr Feedback. Nehmen Sie sich dafür etwas Zeit und bereiten Sie sich vor. Überlegen Sie sich dabei:
- Was möchte ich wirklich für diese Person?
- Wovon möchte ich mehr sehen?
- Wenn diese Person mein Kind / ein enger Freund / mein Partner wäre, was möchte ich ihr mitgeben auf dem weiteren Weg?
Verbindungen werden zwischen Menschen gemacht, nicht zwischen Rollen. Sehen Sie Ihr Team als Menschen. Menschen, die tagein tagaus ihr Bestes geben, genauso wie Sie.
3. Nehmen Sie sich Zeit, Erfolge zu feiern
Hand aus Herz – wann haben Sie zum letzten Mal einen Erfolg mit Ihrem Team gefeiert? Sich Zeit genommen, vielleicht sogar einen Abend oder Nachmittag, und haben den Gewinn eines Mandats, den erfolgreichen Abschluss eines Projekts oder ein großartiges Kunden-Feedback gefeiert? Man hört oft: „Wenn ich ihnen auf den Rücken klopfe, werden sie träge und langsam. Deswegen feiere ich nicht.“
Oft zeigt die Erfahrung das komplette Gegenteil – und vermutlich kennen Sie das auch von Ihren Kindern oder Partnern: Wenn ich für etwas gelobt werde, mir signalisiert wird, dass das gut war, dass es gut ankam oder dass es wertgeschätzt oder gemocht wird – dann mache ich automatisch mehr davon. ‚Positive Verstärkung‘ nennt dies die Wissenschaft.
Menschen haben Emotionen. Und Menschlichkeit zu zeigen heißt auch, diese Emotionen zu zeigen. Sich zu freuen. Stolz zu sein. Sich Zeit dafür zu nehmen. Und nicht nur den Punkt abzuhaken und weiter auf das nächste Ziel zu fokussieren. Das kommt noch früh genug. Geben Sie Ihren Mitarbeitern einen Moment frei von diesem Fokus, vom nächsten Ziel, und feiern Sie mit Ihnen den Erfolg und das Hier und Jetzt. Das macht Sie menschlich und enorm sympathisch. Denn wer lässt sich nicht gerne feiern?
4. Entwicklern und teilen Sie eine mitreißende Vision
Was macht Leader wie Richard Branson, Elon Musk oder Mark Zuckerberg so anziehend? Losgelöst von irgendwelchen Arbeitsweisen oder Methoden, die einige auch zurecht als fragwürdig oder zweifelhaft ansehen, so vereint diese Personen eines: Die Leute wollen für sie arbeiten. Weil sie eine Vision haben. Weil sie groß denken. Und weil sie die Mitarbeiter an dieser Vision teilhaben lassen. Weil sie zeigen, woran sie glauben und wohin sie wollen. Wofür ihr Herz schlägt. Was ihre Mission ist.
Als Mitarbeiter arbeitet man dann nicht, um die KPIs zu erreichen oder Kosten einzusparen, sondern um die Vision zum Leben zu erwecken. Das motiviert – und das verbindet.
Teilen Sie mit Ihren Mitarbeitern, worum es Ihnen geht. Warum Sie diesen Job machen. Wohin sie mit Ihrem Team oder mit Ihrem Unternehmen möchten. Träumen Sie groß und zeigen Sie Ihre Begeisterung ungefiltert. Und Sie werden sehen, wie mitreißend und authentisch Sie sind – und wie viel Farbe Sie damit in Ihr Unternehmen bringen.
5. Zeigen Sie Verletzlichkeit
Was bedeutet das für Sie? Zeigen Sie gerade als Führungskraft Verletzlichkeit – in Maßen. Das heißt nicht, dass Sie Ihren Mitarbeitern alles offenlegen und ihnen jede Unsicherheit direkt beichten müssen. Gar und gar nicht! Aber zeigen Sie, dass auch Sie Mensch sind, mit Emotionen, Zweifeln und Ängsten und nicht immer sofort die perfekte Lösung parat haben. Denn das müssen Sie auch nicht.
Und Verletzlichkeit zu zeigen, bedeutet auch, dass man Emotionen Raum gibt und einen sogenannten ‚safe space‘ kreieren können. Zeigen Sie, dass Sie verstehen, dass gewisse Situationen wie die Corona-Krise, eine Umstrukturierung oder eine anstehende Budget-Kürzung Unsicherheit und vielleicht sogar Angst hervorrufen. Signalisieren Sie, dass es okay ist, diese Emotionen zu fühlen, und bieten Sie gleichzeitig einen Raum, darüber zu sprechen. Fragen Sie, inwiefern Sie die Mitarbeiter in dieser Situation unterstützen können.
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