Wie Corona das Unternehmensmarketing verändert
Trends im Marketing

Wie Corona das Unternehmensmarketing verändert

Cia Kleffman von SIXROOMS
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Welche Auswirkungen hat der weltweite Ausnahmezustand auf zukünftiges Unternehmensmarketing? Schon lange ist es kein Insiderwissen mehr, dass Unternehmen sich nicht gut genug auf eine mögliche Krise vorbereiten können. Doch die aktuelle Pandemie rund um das Corona-Virus stellt alles Dagewesene auf den Kopf, viele Firmen müssen sich neu aufstellen.

Marketing-Zahlen für den Überblick

Um einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen zu erhalten, müssen Experten nicht in ihre Kristallkugel schauen. Bereits jetzt gibt es erste Zahlen und größere Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigen. So hat sich beispielsweise die Anzahl der Projekte, die bei der Agentur Sortlist eingereicht wurden, allein im Zeitraum 09. bis 22. März 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich reduziert. Die Nachfrage nach Eventmarketing sank verglichen mit dem Jahr 2019 um 45 Prozent, Online-Werbung fiel um 30 Prozent.

Gewinner waren hingegen Content-Strategien mit einem Plus von circa 46 Prozent und Webanwendungen mit einem Anstieg von circa 39 Prozent. Vor allem die steigende Nachfrage nach Content-Strategien ist wohl zweifelsfrei auf die aktuelle Pandemie-Situation zurückzuführen, da Menschen in Zeiten von Geschäftsschließungen und Lockdown mehr Zeit im Internet verbracht haben.

Sortlist beobachtete bereits vor der Corona-Krise einen Rückgang von Etats im traditionellen Offlinehandel. Die Entwicklung wurde durch die weltweite Krise stark beschleunigt. Viele Unternehmen sehen sich genötigt, die Digitalisierung von Handel und Marketing deutlich stärker voranzutreiben, um den Kontakt zum Kunden nicht zu verlieren. Hier liegt der Fokus allerdings auf kurzfristigen, Stabilität verleihenden Maßnahmen wie Pressearbeit oder moderne Webanwendungen. Langfristige Projekte wie Relaunch des Grafikdesigns oder Brandings geraten in den Hintergrund.

Im Wettlauf gegen die Zeit und gegen die dringend benötigte Digitalisierung scheinen die Unternehmen zu verlieren, die nicht schnell genug reagieren, um ihre Prozesse und Strukturen anzupassen.

Ausverkauf für traditionelles Unternehmensmarketing

Mit großem Paukenschlag hat das Corona-Virus die Marketing-und Vertriebswelt auf den Kopf gestellt. Von einem Tag auf den anderen brachen Budgets weg, Messen wurden abgesagt und die Markteinführung von Produktneuheiten verschoben. Verantwortlichen wurde deutlich: Klassische Kampagnen wie Außenwerbung, Printanzeigen oder TV-Spots sind kurzfristig kaum anzupassen oder abzusagen, so kostete die Verschiebung des jüngsten James-Bond-Kinoabenteuers MGM vermutlich zwischen 30 und 50 Millionen US-Dollar durch Werbemittel, die nicht mehr zu stornieren waren.

Während Experten bisher auf einen ausgewogenen Mix aus Print-und Online-Marketing gesetzt haben, zeigt dieses Beispiel die Vorteile digitaler Werbemöglichkeiten mehr als deutlich. Diese ermöglichen nicht nur, verhältnismäßig schnell und unkompliziert auf aktuelle Situationen einzugehen, sondern sind zudem vergleichsweise günstig und können auch mit Ideen abseits ausgetretener Pfade den Kundenkontakt intensivieren. Beispiele hierfür sind Live-Streams, Podcasts, Webinare oder auch Virtual-Reality-Erlebnisse.

Näher am Kunden

In Zeiten von Social Distancing verlängern sich die Wege von der Werbebotschaft zum Kunden. Außenwerbung wird von weniger Personen gesehen, Printanzeigen aufgrund sinkender Auflagenzahlen oder eingestellter Zeitungen und Magazine ebenfalls. Der Trend zum Streaming sorgt ohnehin für schlechtere Reichweiten von TV-Programmen. Welche Kanäle sollten daher genutzt werden? Konsumenten fühlen sich auch ohne Quarantäne tendenziell eher einsam und isoliert. Je länger dieser Zustand andauert, desto stärker wird das Bedürfnis nach sozialen Kontakten.

Klar ist: Wer im digitalen Zeitalter weniger Kontakte zur realen Außenwelt hat, baut umso stärker auf das Internet. Hier müssen Unternehmen daher ansetzen, um mit innovativen Werbeformen ihre Zielgruppe zu erreichen. Denn im Marketing geht es nicht nur um die reinen Vertriebszahlen, sondern auch um Imagetransport und Markenaufbau. Wer jetzt beispielsweise passende Social-Media-Kanäle und andere Communities nutzt, vernetzt sich mit seinen Kunden, baut eine persönliche Verbindung auf und präsentiert sich als ansprechbar und interessiert.

Verändern sich die Bedürfnisse der Zielgruppe, müssen sich Marketingkonzepte parallel mit ihnen gemeinsam bewegen. Ähnlich wie bei der Innovationsgeschwindigkeit von neuen Technologien geschehen diese Veränderungen immer schneller, ein Ende ist nicht abzusehen.

Den „Werte-Trend“ sollten Marken berücksichigen

Während in den ersten Wochen der Corona-Krise noch ein starkes Gefühl des Zusammenhalts spürbar war, hat sich diese Entwicklung wieder etwas verflüchtigt. Aufeinander zu achten und zum Wohle der Gesellschaft zu handeln ist dennoch nach wie vor ein wichtiges gesellschaftliches Thema geblieben. Die Pandemie hat vielen Menschen vor Augen geführt, dass Werten wie Rücksicht, Mitgefühl und Verantwortung eine besondere Bedeutung zukommt. Werbetreibende sollten dies zukünftig berücksichtigen, wenn sie am Nerv der Zeit bleiben möchten. Marken benötigen mehr denn je die richtige Ausgewogenheit zwischen Relevanz und Kaufanreiz. Auf Social-Media-Plattformen werden die veränderten Bedürfnisse von potenziellen Kunden deutlich, ein starkes Engagement kann jetzt einen positiven Einfluss auf die Verbraucher haben. Sie möchten wissen, ob Lebensmittel nachhaltig produziert wurden oder wie das Unternehmen seine Mitarbeiter während der Pandemie behandelt hat. In dieser Zeit das Richtige zu tun und es vorteilhaft zu kommunizieren, ist wichtiger denn je.

Die Zukunft beginnt morgen

Eines sollten sich Unternehmen und ihre Marketingagenturen stets vor Augen führen: Die Corona-Krise darf nicht als Problem betrachtet werden. Sie sollte als Chance angesehen werden, die Weichen für eine erfolgreiche, digitale Zukunft zu stellen. Hat sich ein Produkt, ein Vertriebsweg oder eine Marketingstrategie in den letzten Monaten als unverkäuflich oder undurchführbar gezeigt, so ist nun die Zeit gekommen, dem Problem auf den Grund zu gehen. Die digitale Transformation ist weder aufzuhalten noch zu verlangsamen. Mit Kreativität und Einfühlungsvermögen können Verantwortliche jetzt neue Potenziale für das Unternehmensmarketing entdecken und überholte Strukturen auf den Prüfstand stellen.

Foto/Thumbnail: ©Depositphotos.com

Über den Autor

Cia Kleffman von SIXROOMS

Cia Kleffmann 2017 machte sich die Grafikdesignerin Cia Kleffmann mit ihrer Werbeagentur SIXROOMS in München selbstständig, weil ihr statt eines beliebigen Marketingeinerleis überraschende und quergedachte Projekte am Herzen liegen. Das Unternehmen ist vor allem im B2B-Bereich tätig. www.sixrooms.de
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