Im Gründerportrait

Vincent Hoursch, Co-Founder und Geschäftsführer von GetSteps

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Vincent Hoursch ist Co-Founder von dem Start-up GetSteps, ein moderner Online-Anbieter für maßgefertigte Schuheinlagen. Der studierte Produktdesigner verfolgt das Ziel, in drei Jahren Deutschlands größter Anbieter von orthopädischen Einlagen zu sein. Die Corona-Krise hat den Unternehmer gelehrt, Kapital noch effizienter einzusetzen und neue Investitionen kritischer zu hinterfragen.

Name: Vincent Hoursch

Geburtsjahr: 1993

Position: Co-Founder von GetSteps

Vita: Von 2012-2015 hat Vincent Hoursch das Studium “Produktdesign” an der Central Saint Martins in London absolviert. Von 2015-2017 war er Junior Designer bei PearsonLloyd in London und von 2017-2019 war er Senior Strategic Designer bei BCG Digital Ventures.

Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

GetSteps ist ein moderner Online-Anbieter für maßgefertigte Einlagen. Unsere Vision ist es, Menschen zu helfen, ein gesünderes Leben zu führen – angefangen bei den Füßen. Denn unsere Füße sind die Basis unserer Gesundheit: 70% der Erwachsenen haben eine Fußfehlstellung, die zu Schmerzen und Beschwerden in Füßen, Knien, Hüften, Rücken, oder sogar im Kopf führen kann. Das effektivste Hilfsmittel dagegen sind orthopädische Einlagen aber nur etwa 20% der Erwachsenen tragen sie. Wir ändern das: Kundenn können unabhängig von Öffnungszeiten bei uns einfach Einlagen online bestellen – Schuhtyp und Oberflächenmaterial wählen, Abdrücke Zuhause machen und die Maßeinlagen erhalten.

Erst kommt die Vision, dann die Gründung. Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?

Ich trage Einlagen seit dem ich 16 bin. Da man Einlagen von Zeit zu Zeit erneuern sollte, war ich regelmäßig über den nervigen, veralteten Beschaffungsprozess frustriert: Arzttermin besorgen, dann ein Besuch in der Praxis, der oft mit Wartezeiten verbunden ist, um ein Rezept zu bekommen, Fußabdrücke im verstaubten Sanitätshaus oder beim Schuhmacherbetrieb abnehmen lassen und eine Woche später die Einlagen abholen. Das Ganze natürlich während der Sprech- und Öffnungszeiten werktags zwischen 09:00-17:00 Uhr. Meiner Mitgründerin Annik habe ich dazu geraten, Einlagen mal zu testen, nach dem Sie eine Marathonvorbereitung wegen Knieproblemen abbrechen musste. Sie hatte gar keine Ahnung, was Einlagen bringen können. Wir haben folglich Verbesserungspotenzial auf zwei Ebenen gesehen: Der allgemeinen Aufklärung über die Vorteile von Einlagen und dem folgenden, einfacheren Beschaffungsprozess.

Über das Unternehmen

Ortho-Pes GmbH
Danziger Straße 3
10435 Berlin
Gründungsjahr: 2019

Neben einer guten Idee spielt auch die Teamzusammensetzung oft eine entscheidende Rolle. Wie setzt sich das Team bei Ihnen zusammen?

Meine Mitgründerin, Annik Wolf, und ich haben GetSteps gegründet. Wir haben uns bei BCG Digital Ventures kennengelernt und dort auf einigen Projekten zusammengearbeitet. So kannten wir die Arbeitsweise des anderen schon sehr genau und konnten sicher sein, dass es passt. Sie ist unter uns beiden für Marketing, Business Development, und Partnerschaften zuständig. Ich decke den Gesamtbereich Operations ab, das heißt Produktion, Logistik, Packaging etc.. Unser erster Mitarbeiter war Frank, unser Orthopädieschuhmachermeister. Es war von vornherein klar, dass wir unsere Einlagen selbst Inhouse produzieren wollen – nur so können wir 100% sicher sein, unsere Qualitätsstandards bei jedem einzelnen Paar zu decken. Mittlerweile sind wir elf Personen, darunter Produktmanager, Operationsmanager, PR Verantwortliche, Grafikerin und Praktikanten.

Porträtfoto von Vincent Hoursch, Co-Gründer von GetSteps

Vincent Hoursch, Co-Founder und Geschäftsführer von GetSteps

Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?

Aktuell werden orthopädische Schuheinlagen über traditionelle Sanitätshäuser oder orthopädische Schuhmacherbetriebe bezogen. Dort muss man, wie gesagt, dann persönlich zur Bestellung und Abholung erscheinen. Das Ganze ist unglaublich zeitaufwendig! Diesen Ablauf gestalten wir modern und zeitsparend. Außerdem wollen wir natürlich vielen Menschen zeigen, wie gesund es sich mit Einlagen lebt – das heißt den Markt vergrößern. Unsere Konkurrenten sind hauptsächlich andere Online-Anbieter von orthopädischen Maßeinlagen; davon gibt es jedoch nicht viele. Wir unterscheiden uns natürlich auch von denen – vor allem in einem Punkt signifikant: Unsere Konkurrenten arbeiten ausschließlich mit Trittschaum, der nur per Paket versendet werden kann. Das hat zur Folge, dass die Kunden Zuhause sein müssen, um das Paket entgegen zu nehmen und die Abgabe nur in einer (Post-)Filiale erfolgen kann. Klarer Nachteil, da Kunden wieder an Öffnungszeiten gebunden sind. Die Kundenansprache ist außerdem sehr technisch.

Wir hingegen arbeiten mit einem flachen Abdruckset, welches auf den Briefversand optimiert ist. Unser Abdruckset besteht aus verschiedenen Schichten – Trägerpapier, Klebefolie und Kohlepapier. Das Kohlepapier ist das wichtigste Werkzeug unseres Abdrucks – je nachdem wie viel Druck beim „Drüberlaufen“ ausgeübt wird bleiben mehr oder weniger Kohlepartikel auf der Klebefolie hängen. Aus dem resultierenden Fußabdruck können wir dann mit einer intern-entwickelten Software eine Druckanalyse konstruieren. Es gibt also bei dem versandkompatibleren Abdruckset keinen Abstrich in der Qualität – im Gegenteil.

Was war Ihre Motivation Unternehmer zu werden?

Mir war schon früh klar, dass ich später gerne selbstständig sein möchte. Einfach, weil ich gerne Entscheidungen treffen und es mich motiviert, Projekte signifikant voran zu bringen. Das geht am besten, wenn man eigenverantwortlich arbeitet. Komplett neu war für mich die Einsicht, wie wichtig eine komplementäre Mitgründerin ist. Wir haben viele Freunde und Bekannte in der Berliner Start-Up Szene, die sich gerade selbstständig gemacht haben oder den Schritt planen. Die Suche nach einem passenden Mitgründer ist dabei eine große Herausforderung. Bei uns hat es sich total natürlich ergeben und ich habe großes Glück mit Annik an meiner Seite.

Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?

In drei Jahren wird GetSteps der größte Anbieter von orthopädischen Einlagen in Deutschland sein. Darüber hinaus wollen wir unsere unsere Einlagen in weiteren verschiedenen EU-Ländern verfügbar wissen. Unser Team wächst natürlich seit Gründung auch stetig und wir bekommen immer neue Talente dazu, das ist natürlich einer der schönsten Aspekte des Wachstums.

Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?

Der Ausbruch von Corona in der westlichen Welt war definitiv die größte Herausforderung für uns seit Gründung. Dabei ging es in erster Linie um die Ungewissheit, was neues Kapital von Investoren angeht – das hat natürlich für viel Aufregung und Ungewissheit gesorgt. Nachdem wir die nötigen Maßnahmen getroffen haben, um unseren Runway maximal zu verlängern, hat uns Corona sicherlich gelehrt noch Kapital effizienter zu sein und neue Investitionen kritischer zu hinterfragen. Wir haben die Zeit genutzt, um eine sehr solide Basis für die nächsten Monate zu schaffen und blicken insofern positiv nach vorne. Eine andere große Herausforderung für uns ist die Zusammenarbeit mit den gesetzlichen Krankenkassen – diese hat sich als sehr viel schwieriger entpuppt, als ursprünglich gedacht. Existierende Rahmenverträge, welche eine persönliche Abgabe vorsehen, können nicht ansatzweise so schnell geändert werden, wie wir es als Start-Up gewohnt sind. Hier lässt leider auch die Offenheit gegenüber neuen, digitalen Prozessen zu wünschen übrig.

Ein Unternehmen zu gründen und zu expandieren kostet Geld. Wie finanzieren Sie sich?

Zu Beginn haben wir gebootstrapped, im Dezember 2019 dann eine Runde mit den zwei Business Angels, Benedikt Franke & Felix Jahn, gemacht.

Welchen Tipp möchten Sie an andere Gründer gerne weiter geben?

Einfach machen. Vor allem der Anfang ist schwierig: Man muss seinen ganzen Mut zusammen nehmen und einen großes Schritt ins Ungewisse wagen. Mein erster Arbeitgeber sagte mal zu mir “Vincent, du musst erstmal laufen lernen, bevor du rennen kannst” – daran glaube ich im übertragenen Sinne nicht wirklich, weil ich bisher meistens über mich hinaus gewachsen bin, wenn ich unter Druck stand und Entscheidungen treffen musste. Am Ende des Tages hilft es vielen einfach wirklich, ins kalte Wasser zu springen.

Ist Ihr Team bereits vollständig oder suchen Sie aktuell noch freie und/oder feste Mitarbeiter?

Die richtigen Leute zu finden dauert immer länger als geplant und häufig ist man schon spät dran mit der Suche, da sich bei einer neuen offenen Position ja bereits eine Lücke im Team ergeben hat. Deswegen halten wir immer Ausschau nach motivierten und talentierten neuen Mitarbeitern. Wir sind aktuell dabei unsere Produktionskapazitäten in Berlin auszubauen und suchen händeringend nach Unterstützung in der Produktion und Logistik aber auch im Customer Support und Marketing.

Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminster. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?

Wir würden lieber den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn treffen und mit ihm darüber diskutieren, wieso die Digitalisierung im Gesundheitswesen so viele bürokratische Barrieren aufweist und wie sich das ändern lässt.

Welche Person hat Sie in der Gründungs- und Wachstumsphase besonders unterstützt? Bei wem möchten Sie sich bedanken?

Mir fällt da sofort unser guter Freund und Mentor, Moritz Werner (CCO von Tier Mobility und ehemaliger BCG Digital Ventures Partner) ein. Moe hat uns von Anfang an unterstützt, immer gut zugeredet und wahnsinnig ermutigt den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Schon bevor wir die Idee von GetSteps hatten, haben wir mit ihm immer wieder über verschiedenste Business Ideen gesprochen. Großer Dank gilt natürlich auch unseren unseren Business Angels, Felix und Bene. In ein Early Stage Startup zu investieren, erfordert extrem viel Vertrauen in die Gründer. Dieses haben die beiden zu einem Zeitpunkt aufgebracht, in dem wir zwar schon erste Kunden hatten, Bestellungen jedoch noch von uns beiden aus dem Wohnzimmer verschickt wurden…

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?

Mit Jens Spahn. Er hat bereits vieles im Gesundheitswesen positiv umgesetzt, ich würde gerne seine Erfahrungen hören und über die verbleibenden Barrieren reden, die uns auch einige Schritte massiv erschweren.

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