Von Kollegen zum Chef: Tipps für junge Führungskräfte
Nach der Beförderung

Von Kollegen zum Chef: Tipps für junge Führungskräfte

Porträtfoto von Henryk Lüderitz, Führungskräftetrainer
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Sie haben schon länger auf die Beförderung hingearbeitet und jetzt sind sie Chef. Junge Führungskräfte haben schon einiges in ihrem Beruf richtig gemacht und freuen sich auf die neue Herausforderung. Anbei einige hilfreiche Tipps, was sie während ihrer ersten Zeit als Vorgesetzte unbedingt beachten und was sie lieber lassen sollten.

Die ersten Tage als neuer Chef sind sehr aufregend – schließlich haben junge Führungskräfte einiges in der Vergangenheit für die Beförderung getan und wollen jetzt richtig durchstarten. Nun stehen neue Aufgaben an, der Fokus liegt nicht mehr allein auf den eigenen Tätigkeiten, sondern auch auf der Führung und dem Management der eigenen Mitarbeiter. Die Situation ist völlig neu und am Anfang auch überfordernd. Dass da die eine oder andere Sache schiefläuft, ist verständlich. Aus Fehlern lernt man schließlich. Um jedoch einen entspannteren Start zu haben, sind im Folgenden ein paar typische Fehler aus der Praxis, die Sie vermeiden sollten, sowie einige Tipps, wie man es als junge Führungskraft besser machen kann.

Typische Fehler, die junge Führungskräfte begehen

Viele junge Führungskräfte gehen davon aus, dass sie jetzt Menschen an der Seite haben, denen sie ihre Aufgaben delegieren können und die ihnen bei der Bewerkstelligung der eigenen Arbeit unter die Arme greifen können. Hiermit liegen sie jedoch komplett falsch. Das eigene Team stellt keine verlängerte Werkbank dar. Es geht folglich nicht darum, dass man jetzt Menschen hat, die für einen die eigene Arbeit erledigen. Es geht vielmehr um einen wertschätzenden Umgang, die Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen und ihre kreativen Ideen zu fördern. Dazu gehört, sich gerade zu Beginn genug Zeit für die Mitarbeiter zu nehmen, sie kennenzulernen und deren Werte und Stärken zu identifizieren und nicht sofort mit dem Team in die fachlichen Aufgaben einzutauchen.

Viele junge Menschen kennen aus den Studienbüchern noch das ergebnisorientiere Führen mit relativ viel Druck. Das ist die klassische Rolle eines „Managers“. Die Rolle einer Führungskraft aber geht über die alleinige Organisation des Hier und Jetzt hinaus. Eine gute Führungskraft gestaltet die Zukunft, nimmt dabei die Mitarbeiter mit und lässt sie ihr Potenzial auf dem Weg in die Zukunft einbringen.

Auch das Selbst- und Zeitmanagement ist für junge Führungskräfte wichtig, denn wenn ich mich selbst nicht organisieren kann, endet die Aufgabenbearbeitung des gesamten Teams im Chaos und die Leistung nimmt rapide ab. Das heißt es vor allem als Chef: Fokussieren, Prioritäten setzen, das Team mitnehmen, sowie Ideen und Zielen mit dem Vorgesetzten abstimmen.

Tipps für die ersten Tage als junge Führungskraft

Der erste Tag steht an. Jetzt heißt es nicht gleich in wilden Aktionismus verfallen, sondern strukturiert die ersten Tage vorbereiten. Holen Sie sich vorher beim direkten Vorgesetzten Informationen bzgl. Zielen, bisheriger Team-Performance und allgemeiner Entwicklung des Teams ein. Um vom ersten Tag an einen möglichst guten Eindruck beim Team zu hinterlassen, studieren Sie das Organigramm inklusive der Bilder, damit Sie die Mitarbeiter ab dem ersten Tag direkt persönlich ansprechen können. Junge Führungskräfte sollten sich bei den Mitarbeitern so vorstellen, wie sie es beim ersten Date auch tun würden: Wer sind Sie? Was ist Ihnen persönlich wichtig? Was benötigen Sie, um gut arbeiten zu können?

Sie sollten sich außerdem Teambuilding-Maßnahmen für die erste Zeit überlegen, mit denen Sie das Zusammenwachsen und den Aufbau von gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung unterstützen können. Hierzu gehören beispielsweise Einzel- und Teamgespräche und die Entwicklung einer Vision, von Zielen und Strategien. Diese Maßnahmen sollten junge Führungskräfte ihrem Team möglichst in der ersten Woche vorstellen, damit die Mitarbeiter genau wissen, wie es weitergeht. Die erste Orientierungs- und Teamentwicklungsphase muss spätestens nach acht Wochen abgeschlossen sein, damit danach die ersten Ergebnisse entstehen.

Was eine gute Führungskraft heutzutage ausmacht

Eine gute Führungskraft steht heute vor vielen Herausforderungen und muss persönlich vor allem strukturiert, organisiert aber auch flexibel und empathisch sein. Sie sollte ihren Mitarbeitern Raum für Offenheit und Authentizität geben, indem sie diese Werte selbst lebt. Dadurch zeigen Vorgesetzte ihren Mitarbeitern gegenüber Wertschätzung und fördern ihre Kreativität. Führen ist People Business: Das heißt nicht in seine eigene Projektarbeit vergraben, sondern auch ein offenes Ohr für die Belange der Mitarbeiter haben.

Außerdem sollte vom Micromanagement und unnötigen Kontrollen abgesehen werden. Beides ist nicht nur unnötige Arbeit für die junge Führungskraft selbst, sondern nervt und demotiviert die Mitarbeiter auf Dauer. Viel wichtiger ist es klare, gemeinsame Ziele zu formulieren und Hilfestellung zu geben, wenn benötigt. Und last, but not least: Fehler machen ist menschlich und in Ordnung. Keinem wird der Kopf abgerissen, wenn er als junge Führungskraft nicht von Anfang an perfekt läuft. Das Ziel muss sein, sich regelmäßig zu hinterfragen, Feedback anzunehmen, sich Fehler einzugestehen und an der persönlichen Entwicklung zu arbeiten.

Wie Sie gute Führungskraft werden und auch bleiben

Als junge Führungskraft sollten Sie über den Tellerrand hinausschauen und überlegen, wie Sie dem Unternehmen einen Mehrwert bieten können, „out-of-the-box“-Denken ist das Stichwort. Sie sollten sich immer fragen: Welche Rolle spielt meine Position im Gesamtunternehmen und wie kann ich das Beste für das Unternehmen hieraus machen? Es ist wichtig, hier auch mal die Vogelperspektive einzunehmen und Maßnahmen für eine bessere Gesamtperformance einzuleiten. Auf der anderen Seite sollten auch die Kollegen und Vorgesetzten gefordert werden: Junge Führungskräfte sollten die Ziele, die ihnen nicht klar sind, hinterfragen. Es kommt immer gut an Vorschläge zu unterbreiten, wie ein bestimmtes Ziel effizienter erreicht werden kann.

Um nicht nur ein guter Chef zu sein, sondern auch zu bleiben, sollten sich junge Führungskräfte regelmäßig Feedback zu der eigenen Performance einholen, nur so können sie kontinuierlich gewährleisten ein guter Chef zu bleiben. Dieses kann sowohl vom Vorgesetzten kommen, als auch von den Kollegen und dem Team.

Und ganz wichtig bei den eigenen Mitarbeitern: Ihnen zuhören, sie wertschätzen, sie auch zu Wort kommen lassen und ihre Ideen evaluieren. Wenn Mitarbeiter den Raum bekommen, mit Leidenschaft, Kompetenz und Selbstverantwortung an einem gemeinsamen Weg zu arbeiten, entstehen die guten Ergebnisse fast von allein.

Foto/Thumbnail: ©nd3000/Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto von Henryk Lüderitz, Führungskräftetrainer

Henryk Lüderitz Führungskräftetrainer und XING-Insider Henryk Lüderitz unterhält, provoziert und begeistert  in seinen Seminaren, Vorträgen und Einzelcoachings durch eine Kombination aus Fachwissen, Erfahrung und Humor. Er beschreibt die Herausforderung von jungen Führungskräften aus eigener Erfahrung. Zu seinen Kunden gehören VW, P&G bis hin zu mittelständischen Unternehmen.  www.luederitz.eu
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