Guten Teams gehört die Zukunft
David Beckham vermisst im deutschen Spiel die Typen. Aber die Erfolgsserie der Typen neigt sich ihrem Ende zu, das gilt für Fußball, Politik und Wirtschaft.
Willst du allein gehen, geh schnell; willst du weit kommen, geh mit anderen. Dieses afrikanische Sprichwort bringt es auf den Punkt: Langfristige Ziele erreicht man eher in guten Teams als durch Einzelkämpfer.
Natürlich ist dies Menschen vom Schlage eines Beckham, Ronaldo oder Neymar nicht recht, denn ihre Einzelstellung bringt ihnen unschätzbare Vorteile. Aufgrund der Bedeutung ihrer Position sind sie in der Lage, ihre eigenen Interessen unabhängig von den Interessen ihres Arbeitgebers durchzusetzen. Die Vorteile sind aber nur für diese speziellen Spieler wichtig, nicht für ihre Mannschaft, nicht für ihren Verein oder für ihr Land. In Brasilien hat sich für das deutsche Team der Begriff La-Mannschaft (Zitat FAZ „Die Welt spricht Mannschaft) herauskristallisiert, das bringt es auf den Punkt.
Leider gehen Teams in der öffentlichen Bewertung (Ausnahme natürlich im Moment Deutschland) oft unter. Das liegt daran, dass keine Typen oder Gesichter vorhanden sind, auf die sich die Öffentlichkeit fokussieren kann. Man hat in Brasilien gesehen, dass selbst der Kopf der deutschen Mannschaft, der Trainer, keine Herrschaftsansprüche gestellt hat und sich auf das Zusammenspiel seines Teams konzentriert hat.
Die Merkmale von Typen in Politik und Showbusiness
In Politik und Showbusiness fällt diese Tatsache noch extremer auf. Während die Typen im Teamsport zumindest noch durch Leistungen auffallen müssen, kann dies in Politik und Showbusiness ganz anders sein. Nicht jeder Funktionär, Politiker oder Showstar verfügt über Kompetenz in seinem Bereich, häufig sind eine große Klappe und das richtige Fähnchen im richtigen Wind zur richtigen Zeit ausschlaggebend für den Erfolg.
Das gilt natürlich nicht für alle, aber schon mancher Politiker ist durch die richtigen Beziehungen und schon mancher Showstar durch die richtigen Betten nach oben gekommen. Teams agieren hier nur sehr vereinzelt und die Teammitglieder fungieren eher als Wasserträger im Hintergrund. Erfolgreiche Teams in der Politik bilden sich oft bei speziellen Projekten, wenn mehrere Menschen zusammen arbeiten, um ein Ziel zu erreichen.
Oft Einzelkämpfer statt Teams bei Gründungen
Unternehmen werden durch Innovatoren gegründet, durch Organisatoren weiter entwickelt und durch Buchhalter kaputt gemacht. Die meisten Unternehmen sind durch Einzelkämpfer entstanden. Innovative Köpfe haben Ideen umgesetzt und daraus kleine und große Unternehmen gemacht.
Der größte Hemmschuh dabei ist jedoch der Unternehmer selbst. Wenn er sein Unternehmen wie ein Einzelkämpfer führt, Mitarbeiter nur als Rädchen im Getriebe begreift und keine Kompetenzen neben sich duldet, kommt der Betrieb in der Regel nicht über eine Familiengeneration hinaus. Spätesten in der zweiten Generation ist der Betrieb zerstört oder verkauft.
Einzelkämpfer können sich oft nicht vorstellen, dass jemand anderes auf eine andere Art und Weise den Betrieb genauso oder noch erfolgreicher leiten kann. Mitdenkende Firmengründer machen sich rechtzeitig überflüssig und sorgen dafür, dass kompetente Mitarbeiter alle Bereiche des Unternehmens weiter entwickeln können. Sie ziehen sich dann auf beratende Funktionen zurück und lassen dem Nachfolger Freiraum, sich und das Unternehmen weiter aufzubauen.
Gute Teams bringen Menschen und Unternehmen voran
Heute sind bei Existenzgründern Teams viermal so erfolgreich wie bei Einzelgründungen. Das liegt daran, dass Teams über verschiedene Kompetenzen verfügen, die ein einzelner nicht abdecken kann. Dadurch wird der Blickwinkel weiter, die Fehlerquote sinkt und die Wahrscheinlichkeit am Markt zu bestehen steigt. Der Nachteil der längeren Entscheidungsfindung – Teams müssen sich einigen – wird dadurch mehr als aufgehoben.
Im Gegenteil steigt die Wahrscheinlichkeit, dass durch Abwägung von Entscheidungen Fehleinschätzungen vermieden werden. Teams haben auch keine Schwierigkeiten mit Ausfällen in einzelnen Bereichen, weil weitere Kompetenzen im Betrieb vorhanden und gewünscht sind und die anderen Teammitglieder sich schnell auf die neue Situation einstellen können. Auch hier hat man bei der deutschen Nationalmannschaft gesehen, wie wichtig das ganze Team im Spiel und auf der Bank ist und wie gut die Rädchen dort ineinander greifen können.
Besteht kein Team, fällt beim Ausfall des „Typen“ oder des bekannten Kopfes an der Spitze alles in sich zusammen, im Unternehmen, in der Politik und wie man gesehen hat, auch im Fußball. Wenn es uns gelingt, die praktizierte Teamfähigkeit der deutschen Nationalmannschaft in der freien Wirtschaft umzusetzen und dabei ähnlich gut aufgestellte Teams zu entwickeln, ist mir um unsere weitere Entwicklung nicht bange.
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