Folgen des Fachkräftemangels für mittelständische Betriebe
Personal

Folgen des Fachkräftemangels für mittelständische Betriebe

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand
Am

Das Thema Fachkräftemangel begleitet viele Unternehmen in Deutschland bereits seit Jahren. Immer mehr Betriebe haben Probleme damit, das passende Fachpersonal zu finden. Das kann zu Engpässten im Betrieb führen. Besonders stark spüren das die Mittelständler.

In dem DZ Bank und BVR Mittelstandsbericht vom Herbst 2019 gaben gut 79 Prozent der Befragten Mittelständler an, dass der Fachkräftemangel es für sie schwierig mache, Stellen zu besetzen. Das kann unangenehme Konsequenzen haben, die den Geschäftsablauf beeinflussen können.

1. Mehr Aufwand für Personalakquise

Der Fachkräftemangel bedeutet mehr Aufwand bei der Akquise – gerade für mittelständische Unternehmen. Während große Konzerne häufig von ihrem Ruf, ihrer Bekanntheit, ihrem Netzwerk und auch ihrem Standort – viele befinden sich in angesagten Metropolen wie Berlin oder München – profitieren, müssen sich Mittelständler mühsam auf dem Arbeitsmarkt behaupten. Das erfordert viel Aufwand – und nicht jedes Mittelstandsunternehmen hat die Ressourcen für umfassendes Employer Branding.

Die kleinen Unternehmen haben einen geringeren Bekanntheitsgrad und sind oft nicht in den großen Städten, in die es gerade junge Menschen zieht, sondern in weniger attraktiven Gegenden in der Provinz. Wenn Bewerber die Wahl haben, wo sie wohnen und arbeiten möchten, entscheiden sich viele für die großen Konzerne. Personaler im Mittelstand müssen deshalb wesentlich aktiver vorgehen und interessante Kandidaten proaktiv anschreiben und für das eigene Unternehmen werben.

2. Mehr Arbeitsaufwand

Wenn die Fachkräfte fehlen oder die Besetzung vakanter Stellen lange dauert, bedeutet das auch, dass die vorhandenen Mitarbeiter den Mangel abfangen müssen. Ihr Arbeitsaufwand steigt – und das kann für Unzufriedenheit sorgen. Ist die Personaldecke zu eng, kann ein zusätzlicher, unvorhergesehener Mitarbeiterausfall, etwa durch eine längere Erkrankung, schnell für Probleme sorgen.

Auch neu eingestellte Mitarbeiter sind nicht von Anfang an produktiv, denn sie müssen zuerst eingearbeitet werden. In dieser ersten Zeit bringen sie nicht nur selbst weniger Leistung, sondern binden oft noch weitere Arbeitskräfte, die die Einarbeitung übernehmen. Oft entsteht auch ein erhöhter Arbeitsaufwand, weil die Neulinge noch stärker kontrolliert werden müssen, damit ihre Arbeitsergebnisse stimmen. Der Fachkräftemangel hat zur Folge, dass oft Personen eingestellt werden, die nicht ganz auf die Stelle passen und erst nach einer längeren Lernphase oder sogar Aus- und Weiterbildungen die Stelle komplett ausfüllen. Auch das bedeutet einen Mehraufwand.

3. Gestiegene Arbeitskosten wirken sich negativ auf die Marge aus

Ein Faktor, der ein Jobangebot attraktiv machen kann, ist das Gehalt. Das gilt nicht nur für potenzielle Bewerber, sondern auch für Mitarbeiter, die bereits im Unternehmen sind. Durch den Fachkräftemangel bieten sich letzteren oft attraktive Chancen, zu einem Mitbewerber zu wechseln. Wer hier mit wettbewerbsfähigen Gehältern finanzielle Anreize setzen möchte, erhöht allerdings seine Arbeitskosten. Das wiederum kann sich negativ auf die Marge auswirken, denn oft können Lohnsteigerungen nicht auf die Preise für die eigenen Dienstleistungen oder Produkte umgelegt werden – zumindest nicht sofort. Die Folge: Die Marge sinkt. So kann sich der Fachkräftemangel indirekt auch auf die Umsätze auswirken.

4. Umsatzchancen werden verpasst

Der Fachkräftemangel kann sich jedoch auch direkt auf die Umsätze auswirken. Wenn Stellen nicht adäquat besetzt werden können, kann das auch bedeuten, dass Aufträge abgelehnt oder eine bestehende Nachfrage nicht erfüllt werden kann. Gerade in Branchen, die eigentlich florieren, verpassen Unternehmen so wertvolle Chancen. Das gilt zum Beispiel für die Baubranche. Aktuell wird in Deutschland sehr viel gebaut. Gleichzeitig fehlen gerade im Handwerk immer mehr Fachkräfte. Das führt dazu, dass Aufträge nicht angenommen oder verschoben werden.

Der Fachkräftemangel wirkt sich in diesem Fall nicht nur auf das Unternehmen selbst aus, sondern kann auch weitere Mittelständler treffen, die auf andere Unternehmen oder Dienstleistungen angewiesen sind. Der deutsche Badarmaturen-Hersteller Grohe beispielsweise profitiert aktuell davon, dass mehr gebaut und renoviert wird. Armaturen wie Wasserhähne oder Duschbrausen, aber auch Keramiken wie WCs oder Waschbecken müssen jedoch oft fachmännisch installiert werden. Dass gerade das Handwerk unter dem Fachkräftemangel leidet, spürt auch Grohe. Denn wenn die Handwerker fehlen oder lange Wartelisten haben, um die Badprodukte zu montieren, wirkt sich das auch bei den Zulieferern auf die Umsätze aus.

5. Imageverlust aufgrund nicht eingehaltener Termine

Wenn die Personaldecke knapp ist, können geplante Termine oft nicht eingehalten werden. Neben den fehlenden Fachkräften können geplante oder unvorhergesehene Ausfälle, etwa durch Urlaub, Krankheit oder Elternzeit, die Zeitpläne zusätzlich ins Wanken bringen. Wenn die fehlende Manpower nicht mehr durch Überstunden und ähnliches aufgefangen werden kann, platzen unweigerlich Deadlines. Projekte müssen nach hinten verschoben werden, Kunden sind enttäuscht. Das kann unweigerlich dazu führen, dass das Unternehmen als wenig zuverlässig gilt und einen schlechten Ruf bekommt – und das kann wiederum potenzielle Bewerber beeinflussen.

6. Erhöhter Kommunikationsaufwand

Eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel zumindest auszugleichen, ist das Anwerben von Fachkräften aus dem nahen Ausland. Doch auch wenn man passende Bewerber findet, die zudem bereit sind, in ein anderes Land zu ziehen, ist dies oft nicht optimal: Nicht jeder Bewerber aus dem Ausland ist des Deutschen mächtig und auch wenn er oder sie die neue Sprache schnell lernt, gibt es am Anfang Sprachbarrieren. Aufgaben und anderes müssen deutlich erklärt werden, möglicherweise in Deutsch und in Englisch. Das kostet nicht nur Zeit, sondern kann auch für Missverständnisse sorgen.

Foto/Thumbnail: ©depositedhar/Depositphotos.com

Über den Autor

Porträtfoto vonPorträtfoto vonPorträtfoto von Carolin Fischer, Content-Managerin und Redakteurin für onpulson.de, einem Fachportal für Unternehmer und Führungskräfte aus dem Mittelstand

Carolin Fischer Carolin Fischer ist Content-Managerin und Redakteurin bei onpulson.de. Sie ist spezialisiert auf die Themen "Personal", "Mittelstand" und "Karriere". Zuvor hat sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München gearbeitet und ist heute noch u.a. im PR-Bereich tätig.
Zum Autorenprofil

Kommentare

Kommentar schreiben:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X