Unternehmensnachfolge gestaltet sich weiterhin schwierig
Unternehmer, die sich zur Ruhe setzen möchten, haben immer größere Schwierigkeiten, jemanden für die Unternehmensnachfolge zu finden. Das gilt nach einer neuen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) besonders für Ostdeutschland.
Der DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2019 stützt sich auf mehr als 26.000 Kontakte der Experten in den Industrie- und Handelskammern (IHKs) mit Senior-Unternehmern und Übernahme-Interessenten.
In Ostdeutschland gibt es besonders wenig potentielle Nachfolger
Dabei zeigte sich für das Berichtsjahr 2018 ein unerfreulicher Rekord: Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels wandten sich so viele Alt-Inhaber wie noch nie an ihre IHK. Jeder zweite hatte zum Zeitpunkt der Beratung noch keinen Nachfolger in Aussicht. „Besonders im Osten fällt die Suche nach neuen Chefinnen und Chefs schwer“, berichtet DIHK-Präsident Eric Schweitzer von den Ergebnissen der Umfrage.
„Mit 54 Prozent sind dort sogar mehr als die Hälfte der Senior-Unternehmer beim Erstbesuch der IHK noch ohne Nachfolgerin oder Nachfolger.“ Betroffen seien vor allem Einzelhändler sowie Hotel- und Gastronomiebetriebe. „30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist damit in vielen Regionen Ostdeutschlands die Unternehmensnachfolge auch eine große regionalpolitische Herausforderung“, betont Schweitzer.
Die Politik ist bei Unternehmensnachfolge gefragt
Die aktuelle Umfrage zeige, dass die Politik mehr für einen erfolgreichen Generationenwechsel tun müsse, in erster Linie mit Blick auf den nach wie vor hohen bürokratischen Aufwand. Die Mehrheit der an einer unternehmerischen Zukunft Interessierten bewerte Bürokratie als „große Hürde“, berichtet der DIHK-Präsident. Seine Schlussfolgerung: „Die Unternehmensnachfolge muss insgesamt einfacher werden, und sie muss deutlich schneller möglich sein.“
Wichtige Antworten seien digitale Lösungen und E-Government
„Erforderliche Genehmigungen sollten an einer zentralen Stelle abrufbar sein und jegliche Doppelmeldungen der Vergangenheit angehören“, schlägt Schweitzer vor. „Positive Anreize für potenzielle Unternehmer würden gesetzt, wenn die Bundesregierung konsequent schnell die 100 wichtigsten Verwaltungsleistungen für Unternehmen online zur Verfügung stellen würde.“
Ein Ärgernis für immerhin etwa 20 Prozent der Alt-Inhaber und der Nachfolge-Interessenten sind der Umfrage zufolge Unsicherheiten bei der Anwendung des neuen Erbschaftsteuergesetzes. „Die inzwischen im Bundesrat beschlossene Richtlinie zur Umsetzung des neuen Gesetzes in der Verwaltungspraxis darf nicht zu noch höheren steuerlichen Belastungen bei der Unternehmensnachfolge führen“, mahnt Schweitzer.
Unternehmensbewertung nach Ertragswertverfahren
Deshalb solle „bei der Unternehmensbewertung die Nutzung des vereinfachten Ertragswertverfahrens auch von der Finanzverwaltung akzeptiert werden – ohne weitere aufwendige Begutachtungen und ergänzende andere Bewertungsverfahren“. Auch bei der Wegzugsbesteuerung und der Reform der Grunderwerbsteuer drohten Hürden für die Unternehmensnachfolge, die laut Schweitzer „mit einer mittelstandsfreundlichen Ausgestaltung der jeweiligen Regelungen vermieden werden könnten“.
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