„Ein unternehmerischer Weg besteht aus Erfolgen und Misserfolgen“
2017 gründete Giovanni Bruno die fokus digital GmbH, eine Berliner Beratungsagentur für digitale Kreativ-Kommunikation. Das Erfolgsrezept des geschäftsführenden Gesellschafters: Er und sein Team mixen kreative Ideen mit digitalen Medienausspielungen und Performance-Marketing. Ehrenamtlich engagiert sich Giovanni Bruno als Mitglied im Branchenausschuss Digitale Wirtschaft der IHK in Berlin und im Landesvorstand Berlin/Brandenburg der Deutschen Public Relations Gesellschaft
Name: Giovanni Bruno
Geburtsjahr: 1987
Position: Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter / CEO der fokus digital GmbH
Gesellschafterstruktur: 100% in Besitz der Gesellschafter Giovanni Bruno (CEO), Sebastian Schlimper (CIO), Joschka Faust (CCO)
Vita: Giovanni Bruno, geboren 1987, ist als Digital Native mit dem Internet aufgewachsen. 2008 eröffnete er seinen ersten Online-Shop, absolvierte später ein Studium. 2014 eröffnete er seine erste Werbeagentur in Berlin. Heute ist Bruno geschäftsführender Gesellschafter der 2017 gegründeten fokus digital GmbH, der Berliner Beratungsagentur für digitale Kreativ-Kommunikation. Mit seinem Team aus 12 Spezialisten ist die Agentur in Berlin-Mitte auf Suchmaschinenoptimierung, Cross-Media-Marketing, Medienbeobachtung und Content-Entwicklung spezialisiert.
Ehrenamtlich engagiert Giovanni sich als Mitglied im Branchenausschuss Digitale Wirtschaft der IHK in Berlin und als Mitglied im Landesvorstand Berlin/Brandenburg der Deutschen Public Relations Gesellschaft. Sein Engagement spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Lehrämtern und -aufträgen wider: U.a. doziert er im Bereich Big Data, digitale PR und crossmediale Markenkommunikation. Bruno ist auf die Entwicklung von Strategiekonzepten spezialisiert und unterstützt Unternehmen unterschiedlichster Größenordnung in allen Fragen der digitalen Transformation und Cross-Media-Kommunikation.
Lebensmotto: Ein gut durchdachter Plan erspart 50 % Energie.
Über das Unternehmen
Reinhardtstr. 31
10117 Berlin
Wie ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?
Wir sind eine Kommunikationsagentur mit Schwerpunkt Kommunikation im Internet. Mit unserem Expertenteam aus den Segmenten SEO, IT, Design, Redaktion, Strategie und Kreativität kommt bei uns alles zusammen, was man in der Welt des digitalen Marketings benötigt. In eingespielter Abstimmung kreieren wir Ideen und digitale Strategien, die unsere Kunden in der Unternehmenskommunikation oder im Produktmarketing unterstützen. Dabei mixen wir kreative Ideen mit digitalen Medienausspielungen und Performance-Marketing. Das Resultat sind orchestrierte Maßnahmenkataloge, die für jeden Kunden individuell und mit größtmöglichem (und nachweisbarem) Erfolg aufsetzbar sind.
Aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Anzahl als auch Qualität der SEO-Tools, Systeme zum Media Monitoring und Social Listening sowie Analyse-Tools der digitalen Nachfrage, sind wir imstande, digital sehr zielsicher targetierte Kampagnen zu entwickeln und auszurollen. Etliche unserer digitalen „Werkzeuge“ entstehen in hauseigenem Coding. Anhand unserer Analysen können wir identifizieren, wann und welches Potenzial sich für unsere Klienten in der digitalen Kommunikation ergibt. Einer der Gründe, weshalb wir u.a. auf die Gesundheits- und Pflegebranche fokussiert sind. In unseren aktiven Kooperationen erarbeiten wir beispielsweise Lösungen zur Patientenkommunikation, zum Produktmarketing, der Begleitung von Go To Markets, der Krisenkommunikation und weiteren Segmenten.
Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?
Jedes Agentur-Team lebt von der Kreativität und von gemeinsamen Ideen, angestammten und eingespielten Workflows und sehr guten Kontakten. Unser Team ist außergewöhnlich gut abgestimmt und zugleich sehr heterogen. Den verschiedenen Gedanken wird dadurch der zwingend wichtige Raum zum Atmen gelassen. Wir pflegen Kontakte zu zahlreichen wichtigen Medien sowohl aus Online-Redaktionen und digitalen Multiplikatoren als auch Print-Medien. Effekt ist, dass wir die crossmedialen Kampagnen im Sinne unserer Kunden zeitnah, zielgerichtet und an prominenter Stelle im relevanten Werbeumfeld platzieren können. Hinzu kommt die gemeinsame Dynamik, die sich bei uns mit neuen Projekten stets frei entfalten kann. Gerade die Abwechslung motiviert uns immer wieder zu Höchstleistungen.
Ein bedeutender Unterschied ist, dass wir nicht monodirektional denken; den Schubladenfaktor gibt es bei uns nicht. Bei uns steht immer das große Ganze im Fokus. Umsetzen können wir das nur aufgrund der Team-Komposition aus unterschiedlichen Skills und Expertisen, bei der es keine unterschiedlich gewichteten Hierarchien gibt. Weil es die für einen kreativen und kundenorientieren Prozess on- und offline nicht geben darf. Wir sind eine Agentur, die in der digitalen Cross-Media-Kommunikation coacht und berät und zugleich mit eigenem Expertenteam direkt mit anpacken kann. Unsere Kunden lieben unseren Spirit, die Art und Weise, wie wir Inhalte individuell entwickeln und diese multimedial aussteuern. Unseren Klienten ermöglicht das eine medienübergreifende Präsenz und reichweitenstarke Zielgruppenansprache.
Was war Ihre Motivation, Unternehmer zu werden?
Schon immer war es für mich interessant, eigene Projekte ins Leben zu rufen, sie wachsen zu sehen. Ich empfinde es als spannend, Konzepte zu entwerfen, Maßnahmen auszutesten, im Workflow die geeigneten Stellschrauben zu lokalisieren und mit meinem Team erfolgsorientiert zu justieren. Ich war und bin ein digitaler Marketing-Tüftler mit hohem Kommunikationsanspruch und starkem Teamplayer-Mindset.
Gerade das Online-Marketing ist für mich aufgrund der Reichweite und der Real-Time-Response ein faszinierendes Terrain. Permanenter In- und Output: Von der regionalen Begrenzbarkeit bis zur weltweiten Skalierung alles möglich, lediglich budgetabhängig. Vergleichbar mit der identifizier- und interpretierbaren Schwarmintelligenz, aus der man lediglich die sinnhaften Kausalschlüsse ziehen muss.
Als ich gerade knapp 20 Jahre alt war, gefiel mir der Gedanke, dass man online viele Menschen erreichen kann. Und ich hatte wie ein Getriebener zahlreiche Ideen in meinem Kopf, von denen ich überzeugt war, dass es da draußen sehr viele potenzielle Kunden gibt, die meine Kreativität honorieren würden. Bereits mit meiner Vorgänger-Agentur „Bruno Marketing“ nahm das Thema an Fahrt auf. Endgültig ging die Saat der Überzeugung auf, als ich mit meinen Co-Gründern die fokus digital GmbH Anfang 2017 auf die Beine stellte. Klar, ich hätte auch als Freelancer meine Brötchen verdienen können, was Anfangs ja auch der Fall war. Unternehmer zu werden, war nicht das primäre Ziel. Vielmehr ging es um die Sache. Unbedingt wichtig war es für mich, meine Thesen zur digitalen Realität werden zu lassen und mir dafür die richtigen Leute ins Boot zu holen. Als Einzelkämpfer, selbst wenn man mit Branchenkollegen vernetzt ist, bleiben die Möglichkeiten begrenzt. Da wird man leicht mal von den Branchenriesen zum Frühstück verdaut. Nur folgerichtig wurde ich wettbewerbsfähiger Unternehmer und habe – gemeinsam mit meinen Co-Gründern – ein hocheffizientes Team um mich versammelt.
Und wenn ich im richtigen Team arbeite, entfalten sich neue Kräfte. Daher arbeite ich in Teams bzw. Units. An unseren beiden Standorten in Berlin und Hannover haben wir jeweils solche Units aufgestellt, beispielsweise die Unit „Patientenkommunikation“. Auf diese Weise können wir die Synergie aus Spezialisierung und konstantem Erfahrungszuwachs innerhalb fest definierter Units bzw. Teams gewährleisten.
Hinzu kommt, dass ich ebenso gerne von anderen Menschen lerne, so wie ich mein Wissen an andere weitergebe. Alles andere, empfinde ich als nicht zeitgemäße Wissensverschwendung. Diese Gesellschaft kann sich nur entwickeln, wenn Know-how vom geheimnisumwobenen Hinterzimmer in die Öffentlichkeit transformiert wird. Übrigens auch ein Beweggrund dafür, dass wir in unserem Unternehmen Nachwuchs ausbilden und ich immer wieder als Keynote-Speaker über die aktuellen Entwicklungen der Branche referiere.
Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?
Unsere Azubis gut ausbilden und ein ebenso konstantes wie gesundes Wachstum zu erreichen. Das heißt keine 100 Mitarbeiter, aber eine gute zweistellige Zahl, von jedem Experten mit jeweils individuellen Skills einige im Boot. Ich befinde mich in einem Umfeld von proaktiven Machern, Kreativen, SEOs, Redakteuren und zahlreichen höchst verantwortlichen Menschen aus unterschiedlichsten Branchen und Lebensbereichen. So soll es sein und daran wird sich auch künftig sicherlich nichts ändern. Bestimmt werden wir in naher Zukunft noch weiter expandieren, um unsere Dienste auch außerhalb der Bundeshauptstadt direkt vor Ort anbieten zu können. Selbstverständlich hoffe ich, dass ich innerhalb der nächsten 3 Jahre unternehmerisch weiterhin erfolgreich bin und die Kennzahlen sich nachhaltig auf hohem Niveau stabilisieren.
Mit welchen Herausforderungen hat Ihre Branche in den nächsten Jahren zu kämpfen?
Unsere Branche arbeitet immer mehr mit Daten. Wir analysieren Nachfrage und Potenziale im Internet und schaffen damit das Fundament der Kampagnen, die wir für Unternehmen unterschiedlichster Größenordnung vom Klein- und Mittelständler bis zu namhaften Unternehmen und Konzernen durchführen. Tatsache aber ist: Diese immense Datenmenge muss auch richtig interpretiert und verstanden und mit kreativen – gerne auch querdenkenden – Ideen kombiniert werden. Diese Daten bestehen aus SEO-KPIs, Sentiment- und Semantik-Analysen und sonstigen Kennzahlen, die von geschulten Data-Spezialisten in Korrelation gebracht werden müssen. Vor diesem Hintergrund wird unsere Branche Daten-lastiger. Wir benötigen daher Zahlenspezialisten.
Andererseits wollen wir im crossmedialen Marketing keine stumpfen (datengetriebenen) Inhalte mehr sehen. Wir wollen Action in der Werbung. Tatsächlich muss unsere Branche demnach kreativer werden. Kreativer in der Markenführung, in den Medien und in der Ansprache der Zielgruppen. Schon ist klar, welchen Spagat die künftigen Anforderungen verlangen: Wir müssen lernen, zunächst trockene Daten und kreative Kommunikation zu verbinden. Eigentlich zwei Protagonisten, die sich widersprechen. Die stimmige Gewichtung der beiden vermeintlichen Gegensätzlichkeiten ist eine Anforderung der Zukunft.
Außerdem brauchen wir mehr Mut und Ehrlichkeit in der digitalen Kommunikation. Mittelmaß aus Furcht vor dem nächsten Shitstorm darf es beim Online-Marketing nicht geben. Durch flach motivierte Kampagnen wird heute und künftig kein Klick mehr erzielt. Es geht um professionelle Moderation und zielgruppengerechte Dialoge auf Augenhöhe. Nicht minder wichtig ist aber die Authentizität. User im Web sind aufgeklärt wie nie zuvor. Unehrlichkeit beim Anpreisen von Produkten oder Dienstleistungen wird sofort erkannt – und sei das nur als Bauchgefühl – und entsprechend abgestraft.
Was war Ihr größter unternehmerischer Erfolg?
Dass es den einen unternehmerischen Erfolg gibt, glaube ich nicht. Das entspricht schlichtweg nicht meiner Denkweise und Mentalität. Erfolg ist meiner Meinung nach das Gesamtkonstrukt der Erfahrungen, die Summe aus Erfolgen und Misserfolgen. Jede meiner Erfahrungen war ein weiterer Baustein für meine Entscheidungen. Würde ich nun ein bestimmtes umsatzstarkes Projekt benennen, würde ich damit meinem eigenen Anspruch kaum gerecht werden. Wie das Leben besteht auch der unternehmerische Weg aus Erfolgen und Misserfolgen. Wichtig ist es, aus all diesen Erfahrungen zu lernen. Und so darf ich es vielleicht ein wenig philosophisch ausdrücken: Mein größter unternehmerischer Erfolg ist immer der kommende Tag.
Was war Ihr größter unternehmerischer Misserfolg?
Auch hier kann ich nur antworten: Den größten Misserfolg kann ich weder benennen noch beziffern. Den einen größten Misserfolg gab es nicht, zumal ich auch Rückschläge als wichtige Erfahrung begreife. Durchaus aber habe ich bisweilen Entscheidungen getroffen, die mich eine Menge Geld gekostet haben. Auf diese negativen Erfahrungen würde ich aber mit der heutigen Erfahrung nicht (!) verzichten, denn sie haben mich eines Besseren belehrt und mir den Weg zu Motivation, Durchhaltevermögen und kreativen Lösungsfindung geebnet. Learning by Doing.
Warum sollten Fach- und Führungskräfte sich bei Ihrem Unternehmen bewerben?
Wir freuen uns über jede Bewerbung, aber wir gehen hier den „etwas anderen Weg“. Wir gehen mit unseren Kandidaten essen, unterhalten uns bei entspanntem Ambiente, lassen die potenziellen Kollegen mitarbeiten und kennen diese meist etwas länger, z. B. durch die Verbandsarbeit, der wir nebenbei nachgehen. Auf diesem Wege kennen wir die Kandidatin oder den Kandidaten meist von unseren Events, den Verbandsveranstaltungen oder bisherigen Kooperationen. Wir freuen uns aber, wie gesagt, über wirklich jede Bewerbung.
Mit diesen Prozessen gehen wir etwas von der klassischen Variante des Recruitings weg, zumal wir unsere Bewerber gerne sofort persönlich kennenlernen. Fach- und Führungskräfte gehören bei uns gewissermaßen zur Familie. Das muss einfach passen. Bewerben kann sich grundsätzlich jede und jeder, die Lust auf Online-Marketing, datengetriebenes Marketing und moderne Medien haben.
Was ist Ihr Rezept zur Mitarbeitermotivation?
Gute Frage und hängt oft auch vom Mitarbeiter-Typ ab. Damit sich ein konstanter Aufbau von Skills mit Erfolgserlebnissen entwickelt, muss man die Stärken des Mitarbeiters erkennen und direkt fordern und fördern. Andererseits muss man die komplementären Defizite identifizieren und diese ausgleichen, indem man an kniffligen Aufgaben gemeinsam arbeitet und die Mitarbeiter entsprechend durch Teambuilding unterstützt.
Grundsätzlich kann ich von unserem Team sagen, dass wir sehr eng zusammenarbeiten und die Dialoge abgestimmt sind. Durch reibungslose Kommunikations-Architektur sind wir alle miteinander verbunden, was bedeutet, dass Prozesse schnell und effizient laufen. Das wiederum bedeutet, dass alle Beteiligten mehr Erfolgserlebnisse haben. Mitarbeitermotivation entsteht durch Verstehen, Vormachen und Förderung. Und letztendlich durch Erfolgserlebnisse, die wir honorieren und zelebrieren.
Nicht zu vergessen, dass wir in deutlich flachen Hierarchien arbeiten und allesamt inklusive der Geschäftsführung bewusst und gewollt kritikfähig sind. Keiner muss befürchten, wegen einer unliebsamen Kritik in die Ecke gestellt zu werden oder gar den Arbeitsplatz zu verlieren. Ganz im Gegenteil, ich schätze die Diskussionen, das Wissen und die sich daraus ergebenden Kausalschlüsse jedes Mitarbeiters. Dass dieses Kreativ- und Wissenskapital auch menschlich gewürdigt wird, ist einer der Bausteine der Mitarbeitermotivation.
Welchen Tipp möchten Sie anderen Gründern gerne weitergeben?
Ich tue mich ein wenig schwer mit allgemeinen Tipps, da jedes Geschäftsmodell seine ganz individuellen Anforderungen hat. Was für ein Startup exakt richtig ist, kann sich beim nächsten als vollkommen kontraproduktiv erweisen. Aber vielleicht darf ich so viel sagen: Denkt euer Geschäftsmodell genau durch: vom Ablauf der Monetarisierung und Nutzerführung über die Mitarbeiter-Zuständigkeit bis zur Vermarktung. In meinen Beratungen merke ich immer wieder, dass Modelle angerissen, aber nicht bis ins Detail zu Ende gedacht werden. Etwa, wenn es um die Refinanzierung oder das notwendige Online-Marketing geht.
Sucht euch die richtigen Partner. Medien sollten bewusst ausgesucht und angesprochen werden. Denkt euch gute Ideen und mediale Mehrwerte aus, mit denen ihr eure Zielgruppen auf euch aufmerksam machen wollt. Caring is Sharing – deshalb sollte man sein Wissen mit anderen teilen. Das geht über die branchenrelevant guten Medien, auch über befreundete Multiplikatoren. Daher verteilt euer Wissen und eure Botschaften über thematisch passende Medienpartner.
Seid offen für Marktentwicklungen; behaltet im Auge, was euch direkt oder indirekt betreffen könnte. Ohne Information geht heutzutage gar nichts mehr. Ihr befindet euch nicht auf einer konkurrenzlosen Insel, deshalb sind digitale Recherche-Skills ungemein wichtig. Und seid bereit zu lernen, jeden Tag. Wandelt jeden Misserfolg – auch die wird es geben – in eine positive, weil nicht zu wiederholende Erfahrung. Und letztlich: Habt immer etwas Geld in der Tasche, falls euer Unternehmen die vielzitierte „Not am Mann“ hat.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?
Wünschen würde ich mir vor allem, dass unsere Politik den Menschen aus der Praxis, den themenbezogenen Experten, mehr Zugang zu den wichtigen Themen ermöglicht. Ich sitze ehrenamtlich im Ausschuss Digitale Wirtschaft der IHK. Dort treffen wir mit Politik und Entscheidern zusammen, um unseren Input als Unternehmer geben zu können. Diese Option wünsche ich mir verstärkt vom Bundeswirtschaftsminister bzw. generell von der Politik. Entscheidungen und Gesetze über die Köpfe der Experten hinweg zu treffen, macht einfach keinen Sinn. Gut vorstellen könnte ich mir, künftig bei Rahmenvereinbarungen oder anderweitigen Entwicklungen in der Politik beratend dabei zu sein.
Zudem wäre es super, wenn wir in Deutschland Startups stärker fördern. Vor allem in der Besteuerung, Vernetzung und finanziellen Förderung, damit die Wettbewerbsfähigkeit von jungen Unternehmen mit innovativen und zukunftsweisenden Produkten ermöglicht und betont wird. Mit fokus digital habe ich mein drittes Unternehmen gegründet. Jedes Mal war ich der Meinung, dass eine Begünstigung in der Besteuerung ein signifikant höheres Wachstum zur Folge gehabt hätte. Wir hatten und haben das Glück, auch so schnell genug zu wachsen. Andere Startups gehen allerdings oft an finanziellen Engpässen zugrunde.
Ebenso erwarte ich mehr Mut. Wir forschen zu wenig, investieren zu wenig, fördern und fordern viel zu wenig Innovation. Wenn wir uns mit anderen EU-Ländern vergleichen, fällt auf, dass Deutschland nicht die richtigen Entscheider an den richtigen Positionen hat. Für den bundesdeutschen Markt benötigen wir branchenübergreifend mehr Geld und gute Leute, damit wir mit dem Rest der Welt mithalten können, z. B. in den Bereichen KI, Cyber-Sicherheit und Nachwuchsförderung. Eigentlich sollten wir in vielen Bereichen zu den wirtschaftlich und technologisch führenden Staaten gehören. Gegenwärtig müssen wir jedoch aufpassen, dass wir auf der europaweiten als auch globalen Überholspur nicht vollkommen überfahren werden. Weshalb müssen wir uns bundesweit eine Internetverbindung mit ordentlich Upload- und Download-Volumen wünschen, während andere Länder bereits WLAN in ihren Bussen haben? Nicht nur für grenzüberschreitende Wettbewerbsfähigkeit, auch für die ganz normale Existenzfähigkeit von Unternehmen abseits der Zentren sollte das eine Selbstverständlichkeit sein.
Bei welcher Person möchten Sie sich für Ihren unternehmerischen Erfolg besonders bedanken?
Ich hatte in meinem Leben bereits viele angenehme und inspirierende Begegnungen mit anderen Unternehmern. Jeder hat mir auf seine Art und Weise Denkanstöße gegeben und mich geprägt. Hervorheben möchte ich, dass mich jeder Kontakt, ob freundschaftlich oder geschäftlich, stark geprägt und motiviert hat, ebenso wie einige Mentoren in meinem Leben, die mich in Fragen von Unternehmensausrichtung und Produktentwicklung beispielhaft beeinflusst und gefördert haben.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?
Mit Jean-Remy von Matt. Ich fühlte mich früher wahnsinnig inspiriert von seiner Agentur und wollte schon wegen der tollen Projekte, die diese Agentur damals machte und heute noch immer macht, in die Kreativbranche. Jean-Remy ist ein Mann der Ansprüche und Ziele. Die Agentur hat er zu einer der stärksten weltweit entwickelt. Und ja, ich wüsste schon, was ich ihn bei diesem Dinner fragen würde: Unter anderem, wie Kreativität in Teams seiner Ansicht nach erzeugt, gefördert und skaliert wird.
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