Händler und Hersteller verpassen Chancen im Marktplatzgeschäft
Für Händler und Hersteller ist die Präsenz auf Online-Marktplätzen zahlenmäßig inzwischen stärker als der eigene Online-Shop. Viele Unternehmen kennen die Bedeutung von Online-Marktplätzen für ihr Geschäft - ziehen hieraus aber noch kaum strategische Konsequenzen und bewegen sich mit Dilettantismus in einem Milliardenmarkt.
Das zeigt die Studie „Marktplatzstrategien im deutschen Einzelhandel 2019“, für die die Digitalisierungsexperten von ecom consulting gemeinsam mit der Fachzeitschrift INTERNET WORLD BUSINESS im Frühjahr 2019 365 Unternehmen befragten – fast zwei Drittel der Teilnehmer sind auf Marktplätzen als Händler aktiv und erzielen dort 28,2 Prozent ihres gesamten E-Commerce-Umsatzes.
Umso erstaunlicher ist es, wie unprofessionell viele Anbieter ihr Marktplatzgeschäft betreiben. Lediglich jedes vierte Unternehmen analysiert der Erhebung zufolge seine KPIs mithilfe von spezieller Software. Und auch beim operativen Betrieb agieren die Firmen zumeist händisch in einem digitalen Zukunftsmarkt. 60 Prozent nutzen keine Schnittstellen von Amazon, bearbeiten demnach Produktlistings manuell beziehungsweise über Excel-Listen. Die Automatisierungschance von Spezialsoftware zur Artikeleinstellung oder Auftragsabwicklung wird nur von gut jedem dritten Anbieter genutzt. Und nur jeder zehnte Händler hat Systeme für aktives Repricing auf Marktplätzen in Gebrauch.
Auch personell sind die meisten Unternehmen für das Marktplatzgeschäft schlecht aufgestellt. Lediglich in 43 Prozent der befragten Firmen gibt es hierfür spezialisierte Mitarbeiter. Oliver Lucas, Gründer von ecom consulting, sieht die Studienergebnisse als dringenden Appell an die Unternehmen, ihr Marktplatzgeschäft zu professionalisieren. „Wer erfolgreich auf Online-Marktplätzen verkaufen will, muss schon lange mehr tun, als nur Produkte online zu listen“, mahnt er. Längst hätten sich die Plattformen zu eigenen Ökosystemen entwickelt, die jeweils ihre ganz individuellen Erfolgsmechanismen aufweisen und nur mithilfe von Excel nicht beherrschbar sind „Ohne dezidierte Strategie, qualifiziertes Personal und professionelle Tools sind die Marktplätze kaum mehr gewinnbringend nutzbar“, so Lucas.
Foto/Thumbnail: ©Elnur_/Depositphotos.com
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