Wie Selbstständige optimal fürs Alter vorsorgen
Nicht einmal jeder Dritte der 4,1 Millionen Selbstständigen und Freiberufler in Deutschland ist über ein obligatorisches Rentensystem versichert. Das will die Bundesregierung nun ändern. Bis Ende 2019 soll ein Gesetzentwurf vorliegen, der die Absicherung zur Pflicht macht. Doch eins steht bereits heute fest: Ohne private Vorsorge wird es auch in Zukunft nicht gehen. Je früher man damit anfängt, desto besser.
Arbeiten bis zum Umfallen – manch einen Selbstständigen mag das nicht schrecken, vor allem wenn der eigene Betrieb das Lebenswerk ist. Seniorchefs aus der Zeit nach dem deutschen Wirtschaftswunder, die trotz ihres über viele Jahrzehnte erarbeiteten Wohlstands auch jenseits des gesetzlichen Renteneintrittsalters das Ruder nicht aus der Hand geben möchten, gibt es einige.
Doch nicht jeder, der mit 65 plus noch täglich am Schreibtisch sitzt oder in der Werkstatt hantiert, tut dies aus freien Stücken. Oft wurde es schlichtweg versäumt, finanziell für das Alter vorzusorgen. Und angesichts der hohen Zahl von Unternehmern, die schon heute einen Nachfolger suchen, ist auch der möglicherweise geplante Unternehmensverkauf als Quelle für einen finanziell sorgenlosen Ruhestand alles andere als eine sichere Bank.
Altersarmut trotz Versicherungspflicht
Bislang gilt: Wer selbstständig arbeitet, muss sich zumeist auch selbstständig um seine Altersvorsorge kümmern. Eine Rentenversicherungspflicht gibt es nur für bestimmte Handwerksberufe und Freiberufler. Nur etwa ein Viertel der Selbstständigen ist über berufsständische Versorgungswerke abgesichert, etwa Ärzte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Architekten. Wenn es nach Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geht, ist es damit zwar bald vorbei. Die Beamten in seinem Ministerium arbeiten gerade an einem Gesetz, das die Altersvorsorge für alle Selbstständigen verbindlich vorschreibt. Ob das Gesetz tatsächlich kommt, bleibt aber abzuwarten. Fakt ist zudem: Auch jene Selbstständigen, die bereits pflichtversichert sind, erhalten häufig nur sehr magere Bezüge aus der Rentenkasse. Einer aktuellen Studie der Universität Göttingen zufolge müssen sich rund 60 Prozent aller pflichtversicherten Handwerker mit einer gesetzlichen Rente von unter 600 Euro begnügen. Die private Vorsorge wird daher für Selbstständige, die ihren Ruhestand genießen möchten, auch weiterhin einen hohen Stellenwert haben.
Vorsorgen und dabei Steuern sparen
Eine gute Lösung für die Rentenversicherung ist in vielen Fällen die staatlich geförderte Basisrente, nach ihrem Initiator, dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Bert Rürup, auch als Rürup-Rente bekannt. Sie kann in Form einer privaten Rentenversicherung oder eines Fondssparplans abgeschlossen werden. Zudem sind Einmalzahlungen möglich, eine Option, die insbesondere für Selbstständige mit schwankenden Einnahmen oder Unternehmer im höheren Alter, die noch etwas für ihre Finanzen im Ruhestand tun wollen, interessant ist.
Ein großer Vorteil der Rürup-Verträge: Sie werden im Gegensatz zu allen anderen Privatrenten steuerlich begünstigt. Die eingezahlten Beiträge können als Vorsorgeaufwand in der Steuererklärung angegeben und zu einem erheblichen Teil abgesetzt werden. 2019 liegt der Höchstbetrag, der unter der Position Sonderausgaben geltend gemacht werden kann, bei 24.304,80 Euro. Bei Verheirateten und eingetragenen Partnerschaften akzeptiert das Finanzamt Vorsorgebeträge bis zur Höhe von 48.609,60 Euro.
Gut zu wissen: Der Beitragsanteil, den Sparer absetzen können, steigt Jahr für Jahr um zwei Prozent. 2019 sind 88 Prozent der jährlichen Beiträge steuerlich absetzbar, 2025 voraussichtlich 100 Prozent.
Eine Option: freiwillig gesetzlich versichern
Neben der privaten Basisrente kann sich auch der freiwillige Einstieg in die gesetzliche Rentenversicherung lohnen. Wie aktuelle Vergleiche von Stiftung Warentest zeigen, ist dies für etliche Selbstständige durchaus eine Überlegung wert.
Welche Form der Altersvorsorge die beste ist, hängt stark von den Voraussetzungen ab. Selbstständige, die sich für ihr Alter absichern wollen, sollten sich in jedem Falle kompetent beraten lassen. Denn wie bei der Unternehmensführung bedürfe es auch bei der Altersvorsorge einer guten Planung. Wichtige Kriterien für die Auswahl der passenden Lösung seien zum Beispiel der persönliche Steuersatz und das geplante Renteneintrittsalter.
Selbstständige haben sich ihren Ruhestand redlich verdient – sie arbeiten deutlich mehr als Angestellte
Es empfiehlt sich für alle Selbstständigen, die Umsetzung ihrer Altersvorsorgestrategie nicht auf die lange Bank zu schieben. Als Existenzgründer möchte man natürlich jeden Cent in sein Geschäft investieren, später meinen dann viele, dass es nun sowieso zu spät sei. Das Ergebnis ist dann häufig alles andere als ein selbstbestimmter Ruhestand. Und das ist oft frustrierend. Nicht zuletzt, weil Selbstständige oft besonders viel und lange auf den Ruhestand hinarbeiten, wie eine Studie zur „Selbstständigen Erwerbstätigkeit“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zeigt: Während abhängig Beschäftigte im Schnitt 40,4 Stunden in der Woche arbeiten, verbringen Selbstständige, die einen oder mehrere Arbeitnehmer beschäftigen, im Schnitt 51,1 Stunden in ihrem Unternehmen. Noch ein Grund, rechtzeitig für einen entspannten Ruhestand vorzusorgen.
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