Was Unternehmen von Profi-Trainern wie Klopp, Heynckes und Hitzfeld lernen können
Der Trainer Jürgen Klopp ist ein Mann des Erfolgs. Ebenso wie Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld, die mit dem FC Bayern Erfolge feierten, während andere Trainer mit dem gleichen Kader scheiterten. Haben diese unterschiedlichen Persönlichkeiten gemeinsame Erfolgsrezepte, die sich auch auf Unternehmertum und Wirtschaft übertragen lassen?
Oder agieren diese Trainer ebenso unterschiedlich wie sie als Mensch so sind und haben gerade wegen dieser Unterschiede Erfolg? Diesen spannenden Fragen ging die jüngste Veranstaltung der Tandem-Reihe Wissenschaft & Praxis nach, in der Praktiker unter dem Motto „Lernen vom Spitzensport – Führung im Leistungssport und in der Wirtschaft“ miteinander diskutierten. Dabei zeigte sich zweifelsfrei: Sport und Wirtschaft haben viele Parallelen.
Wechselwirkungen zwischen Hochleistungssport und den Mechanismen der Wirtschaft
Prof. Dr. Stefan Voll leitet an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg die Forschungsstelle für angewandte Sportwissenschaften und beschäftigt sich ausgiebig mit den Wechselwirkungen zwischen Hochleistungssport und den Mechanismen der Wirtschaft. Er hat in seiner Studien Eigenschaften und Erfolgsfaktoren unter anderem herauskristallisiert, die erfolgreiche Trainer und Coaches aufweisen.
Dabei geht es um Dinge wie die Zielformulierung, die Motivation, den Individualitätsgrad, den Teamgedanken, das Selbstvertrauen, eine positive Grundstimmung oder etwa Respekt. „Alles Eigenschaften und Herangehensweisen, die in der transformationalen Führung gebündelt sind“, sagte Voll. Eine solche zielt darauf ab, die Werte und Einstellungen des Geführten – ob Sportler oder Mitarbeiter – in Richtung gemeinsamer, übergeordneter Ziele zu verändern. „Gelingt das, dann zählt das Team mehr als das Individuum, das Ganze mehr als das Einzelne. Gemeinsam mit einem positiven Wir-Gefühl, durch Vertrauen, das gespendet wird, durch Sicherheit, die gegeben wird, sind alle Spieler in der Lage, ihr Bestes zu geben. Und tun das auch.“
Der Inhaber der Forschungsstelle und Leiter des Universitätssportzentrums an der Universität Bamberg skizzierte auch beispielhaft eine „Erfolgsformel“. Diese zeigt auf, wie Mitarbeiter besser geführt werden können und so mehr Erfolg möglich ist. „Anstatt die ‚Ja, aber-Strategie‘ zu nutzen, die häufig eingesetzt wird, aber das persönliche Lob schmälert, sollte es eine ‚Ich-muss-soll-kann-Strategie‘ sein.“ Damit definiert die Führungskraft, welches Pflichtprogramm der Mitarbeiter zu absolvieren hat, welche Handlungsalternativen ihm in bestimmten Situationen zu Verfügung stehen. Zudem wird festgehalten, wie viel Freiheit und variable Handlungsfähigkeit der Einzelne hat.
Wichtig: jeder Mitarbeiter, jeder Spieler am richtigen Platz
Über die Kernaussagen von Stefan Voll und die Analogien zwischen Sport und Wirtschaft diskutierten in einer Expertenrunde Erich Goldammer, der in Bayreuth Geschäftsführer der Bechert Technik & Service GmbH ist und früher Fußballprofi war, Jan Gorr, Trainer des Handball-Zweitligisten HSC Coburg 2000, und mit Deniz Bozkurt der Geschäftsführer der ONE MORE Dienstleistung GmbH (Bamberg), der Personal Training anbietet.
Einig war sich die sportliche Runde, dass wesentlich ist, das ganze Team im Boot zu haben. „Außerdem muss jeder Spieler am richtigen Platz sein. Er muss dort eingesetzt werden, wo er seine Stärken einbringen und ausspielen kann“, sagte Goldammer. Aus seiner Erfahrung als ehemaliger Profi-Fußballer der SpVgg Bayreuth, als diese in der 2. Fußball-Bundesliga spielte, setzt der Geschäftsführer des rund 100 Mann und Frau starken Betriebs bei seiner Führung zudem auf Kontinuität und Verlässlichkeit. „Ständige Trainerwechsel schaden, die Führung muss Sicherheit geben und ansprechbar sein.“
Team und eine familiäre Führung spielen eine wichtige Rolle
Deniz Bozkurt setzt auch auf das Team und eine familiäre Führung. Er geht aber noch entschieden weiter. „Ich habe absolutes Vertrauen in meine Mitarbeiter. Sie bekommen maximale Freiheit.“ Über die Arbeitszeit und Dienstpläne bis hin zur Bezahlung kann das Team im Wesentlichen selbst bestimmen. Jeder hat Einblick in die Zahlen. „Ich glaube, dass nur so Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Lage und willens sind, sich mit ihren Ideen, Vorstellungen und Herzblut einzubringen“, sagt Bozkurt. Und machte deutlich, dass er diese Art der Führung auch lebt, weil er trotz des Strebens nach Erfolg menschlich bleiben will.
Authentizität und Ehrlichkeit ist entscheidend
Der erfolgreiche Handballtrainer Jan Gorr will sich nicht auf einen Führungsstil festlegen. „Um als Trainer ein Team führen zu können, braucht es heute einen breiten Werkzeugkoffer an verschiedenen Handlungsoptionen.“ Er sei ansprechbar und nehme Anregungen seiner Spieler durchaus auf („das gehört heute dazu“). Genauso drücke er aber seinen Ärger und Missmut aus. „Wichtig ist aus meiner Sicht absolute Authentizität und Ehrlichkeit.“
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