Wie Berufs- und Privatleben im Gleichgewicht bleiben
Work-Life-Balance

Wie Berufs- und Privatleben im Gleichgewicht bleiben

Porträtfoto von Gerold Wolfarth, bk Group
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Stress ist einer der häufigsten Auslöser für Erkrankungen im Arbeitsleben – hier fehlt einfach die Balance. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben ist daher von höchster Wichtigkeit, wenn man ein gesundes und langes Berufsleben anstrebt.

Work-Life-Balance heißt heute nicht mehr, zehn Stunden unter Druck zu arbeiten und daneben noch etwas Zeit für die Familie zu haben zum Entspannen. Zu dieser Balance gehört bereits eine Arbeitskultur, die ohne Druck und Kontrolle auskommt. Das bedeutet auf Arbeitgeberseite auch: Überlassen Sie es soweit wie möglich Ihren Mitarbeitern, wie sie ihre tägliche Arbeit erledigen wollen und gestalten Sie eine Kultur, die sich am Ergebnis orientiert und nicht am Weg dorthin. Das heißt auch, auf Vertrauen zu setzen statt auf komplizierte Workflows und aufwändige Prozessdefinitionen. Als Arbeitnehmer kann das heißen: Achten Sie bei der Auswahl Ihres Arbeitgebers auf eine Kultur, die das möglich macht.

Dieses selbständige Arbeiten führt dazu, dass Mitarbeiter bereits einen inneren Ausgleich durch Selbstbestimmung erfahren. Wenn jemand bis zum späten Vormittag Kinder betreuen möchte oder muss, dafür dann aber am Nachmittag Höchstleistungen im Büro vollbringt, sollte man dieses Modell möglich machen. Ein anderer Kollege muss vielleicht einen nahen Angehörigen pflegen und ist deutlich motivierter und Fürsprecher des Unternehmens, wenn er zwei Tage in der Woche aus dem Home-Office arbeiten kann. Gerade für Tätigkeiten am PC ist das heute dank moderner Kommunikationswege kein Problem mehr.

Erkennen, was im Privat- und Berufsleben wichtig ist

Viele Menschen vernachlässigen häufiger das Privatleben als den Beruf. Dahinter steht die Annahme, dass der Beruf wichtiger sei. Da werden Familientreffen abgesagt, weil ein wichtiges Projekt fertig werden muss. Hobbies werden vernachlässigt, im Sportclub zahlt man zwar noch seine Mitgliedschaft, war aber schon ewig nicht mehr da. Freunde gehen verloren und private Beziehungen scheitern. All diese Dinge gehören aber zu einem erfüllten Leben dazu. So ist es wichtig, für den beruflichen und privaten Bereich zu erkennen, was wirklich zählt. Nur so kann man eigene Ressourcen einteilen.

Im Beruflichen ist das noch relativ einfach. Wesentlich ist hier, was den Zielen des Unternehmens dient. Ziele sind hier oft in klare Zahlen gegossen: Der Umsatz soll in diesem Jahr um 10% steigen. Im Privatleben ist diese Priorisierung schon schwieriger. Wer eine große Familie hat, kennt das. Hier ein runder Geburtstag, da heiratet eine Cousine, eine Abiturfeier steht an. Hinzu kommen unzählige WhatsApp-Gruppen, das Geschenk für den 40. Geburtstag eines Freundes will organisiert werden usw. Wenn Kinder im Spiel sind, wird es nochmal komplexer. Wer geht zum Elternabend? Welche Einladungen sage ich ab? Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen, aber man sollte sie treffen. Hier helfen einfache Rituale. So können Eltern z.B. alle zwei Wochen einen gemeinsamen Abend zu zweit verbringen, ohne Kinder. Das stärkt die Ehe und schafft Freiraum, den man sich bewusst nehmen muss. Hierbei sollte man sich von externen Erwartungen befreien, da diese äußeren Zwänge eher Entscheidungen verhindern.

1. Tipp: Im Hier und Jetzt sein

Für Privat- und Berufsleben gilt: Hören Sie auf, alles gleichzeitig zu machen. Wer gerade joggt oder sich mit Freunden auf einen Spieleabend trifft, sollte nicht parallel in der WhatsApp-Gruppe der Firma sein oder Mails abrufen. Gleiches gilt für das Arbeitsleben. Häufig konzentriert man sich zwar auf eine Sache, ist aber wenige Minuten später mit den Gedanken schon wieder bei einem Thema aus der Vergangenheit oder der Zukunft. Das raubt Kraft. Wenn Sie gerade auf dem Fahrrad sitzen und durch die Berge fahren, genießen sie die Natur. Schalten Sie das Telefon aus! Niemand muss 24-Stunden erreichbar sein. Und wenn man permanent an die Excel-Tabelle denkt, die noch fertig werden muss, kann keine Erholung aufkommen. Dann wäre es konsequenter umzudrehen, die Tabelle fertigzustellen und sich erst danach eine Auszeit zu nehmen.

Wer sich bewusst und regelmäßig trainiert im Hier und Jetzt zu bleiben, ist ausgeglichener und konzentrierter. Das erfordert ein gewisses Maß an Vertrauen, weil man Dinge auch mal liegen lassen muss. Wer an drei Themen gleichzeitig denkt, wird unzufrieden. Wer sich zu 100% auf eine Sache konzentriert, kann diese schnell abhaken und sich dann dem nächsten Thema zuwenden. Und das macht zufriedener, denn jeder kennt das gute Gefühl, wenn man auf der To-Do-Liste einen Punkt durchstreichen kann.

2. Tipp: Konsequent bleiben

Selbst wenn man sich bestimmte Dinge bewusst macht, holt einen der Alltag doch oft wieder ein. Hier hilft es, sich konkrete Rituale zu überlegen, die Konsequenz ermöglichen. Man kann etwa nicht nur die geschäftlichen Termine in den Kalender tragen, sondern auch die privaten. Somit erhält beides eine ähnliche Priorität. Wenn es der Arbeitgeber ermöglicht, kann etwa auch der „Papa- oder Mama-Tag“ eine Möglichkeit sein. Man arbeitet z.B. immer freitags im Homeoffice, ist vormittags für Kunden und Geschäftspartner erreichbar. Ab einer fest definierten Zeit aber wird der PC ausgeschaltet und man widmet sich voll und ganz der Familie.

Gleiches gilt für den Drang, immer erreichbar sein zu müssen: Muss man nicht. Einige Unternehmen gehen bereits den Weg, dass sie Mail-Server für Smartphones nach Dienstende ausschalten. Bei anderen werden Mails, die während einer Abwesenheitsphase empfangen wurden, konsequent gelöscht. Welchen Weg man hier auch wählt, er muss konsequent sein. In Zeiten des Information-Overloads müssen Social Media und Smartphones bewusst abgeschaltet werden, um nicht am Überangebot an Nachrichten zu ersticken.

3. Tipp: Echte Freizeit einplanen

Wann haben Sie das letzte Mal wirklich nichts getan? Selbst Freizeit kann heute stressig sein. Der Jungesellenabschied muss geplant werden, für die Schwiegermutter muss noch ein Geschenk her und der Nachbarin wollte man doch beim Umzug helfen. Da kommt keine Erholung auf. Jeder sollte ein paar Stunden pro Woche ausschließlich für sich und seine Bedürfnisse freihalten. Ob das dann ein Buch lesen, auf der Wiese liegen oder Sport ist, bleibt wieder jedem selbst überlassen.

Was Wertschätzung mit Work-Life-Balance zu tun hat

Man kann auch im unternehmerischen Alltag dafür sorgen, dass Menschen sich gut fühlen und stressige Phasen einfacher zu kompensieren sind. Oft sind es hier kleine Gesten, die eine große Wirkung erzielen. Ein einfaches und ehrliches „Danke“ vor versammelter Mannschaft hat noch keinem Vorgesetzten geschadet. Eine Philosophie, in der Empathie die Form der Mitarbeiterführung ist, hilft letztlich beiden Seiten. Weniger Krankenstand, weniger Fluktuation, mehr Bewerber und Kunden sind in der Regel die Folge.

Wer dann noch sinnvolle Bausteine wie gemeinsamer Betriebssport, die Möglichkeit einer beruflichen Auszeit (Sabbatical), Massagen oder Ernährungsberatung anbietet, kann davon ausgehen, dass sich Mitarbeiter auch in der Firma so wohlfühlen, dass eine starre Unterscheidung in Arbeit = Stress und Privatleben = Ausgleich nicht mehr nötig ist.

Foto/Thumbnail: ©Alexas Fotos/Pixabay

Über den Autor

Porträtfoto von Gerold Wolfarth, bk Group

Gerold Wolfarth Gerold Wolfarth ist CEO der bk Group und Senator der Wirtschaft. 1999 hat er seine Unternehmensgruppe als „One-Man-Show“ gegründet und sich bis heute zum Marktführer für 365° Objektlösungen & Services in Europa entwickelt. Seine Geschäftsidee, eine Dienstleistung, die es zuvor im Markt nicht gab, baute er acht Jahre später in ganz Europa aus. Der Autor steht für eine zukunftsweisende Führungskultur. www.bk-group.eu/de/
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