Wie der Mittelstand Zukunftsprojekte durch Sale & Lease Back finanzieren kann
Finanzierung

Wie der Mittelstand Zukunftsprojekte durch Sale & Lease Back finanzieren kann

Carl Jan von der Goltz
Am

Aufgrund der schwächelnden Konjunktur ist der deutsche Mittelstand verunsichert - Zeit für Innovationen, um wettbewerbsfähig zu bleiben - Finanzierungsansätze wie Sale & Lease Back helfen, die dafür nötige Liquidität zu generieren.

Wie genau kann Sale & Lease Back den Mittelstand im Abschwung unterstützen? Erst kürzlich musste die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft in 2019 kräftig nach unten korrigieren: zuerst von 1,8 Prozent auf 1 Prozent und später noch einmal auf 0,5 Prozent. Zuvor hatten bereits führende Wirtschaftsinstitute wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und auch die fünf Wirtschaftsweisen ihre Erwartungen drastisch gesenkt. Außerdem brach der Ifo-Geschäftsklima-Index im Mai 2019 auf seinen tiefsten Stand seit 2014 ein und auch das ZEW-Finanzmarktreport des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung sieht die Konjunkturerwartungen in der Eurozone einbrechen.

Kurz gesagt: Das Klima in der deutschen Wirtschaft kühlt sich gerade ab. Experten, Unternehmer, Anleger und Analysten – viele spekulieren schon über das Ende des Booms.

Wie kam es zu dieser Abkühlung?

Laut Expertenmeinung sind die derzeit gedämpften Erwartungen zu großen Teilen auf internationale Spannungen zurückzuführen. Dazu zählen die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA, China und Europa, der Brexit, befürchtete Exportzölle und die Anti-EU-Stimmung in vielen Ländern der Union. Im Exportland Deutschland reagieren Unternehmer besonders empfindlich auf solche Tendenzen. Oft sind es gerade die mittelständischen Betriebe, die als Zulieferer stark von der Stimmung an den internationalen Märkten abhängen.

Trübt sich diese ein, sind sie meist direkt betroffen. Dementsprechend zurückhaltend sind die Prognosen in fast allen produzierenden Branchen: von der Automobilindustrie über den Maschinenbau bis hin zur Metall-, Kunststoff- und Holzverarbeitung. Die aktuelle Gemengelage setzt mittelständische Unternehmen stark unter Druck. Denn einerseits müssen sie sich auf einen schwierigen Markt, vielleicht sogar ausbleibende Aufträge und Einsparungen einstellen. Andererseits sollten sie sich zeitgleich finanziell solide für künftige Herausforderungen aufstellen.

Was Mittelständler tun können

Ernüchterung und eine passive, abwartende Haltung sind in so einer Situation verständlich, aber nicht unbedingt der beste Weg. Denn es gibt eine ganze Reihe weiterer Herausforderungen für den Mittelstand – unabhängig von der internationalen Lage. Dazu zählen zum Beispiel der derzeitige Fachkräftemangel, erreichte Kapazitätsgrenzen in vielen Produktionsbetrieben, die voranschreitende Digitalisierung sowie der Rückstand bei Zukunftstechnologien. Diese Aufgaben liegen oft im Einflussbereich der Unternehmen selbst. Beispiel Digitalisierung: Hier können Mittelständler durch Voraussicht und entschlossenes Handeln Prozesse optimieren, neue Technologien in den Betrieb integrieren und ihr Personal entsprechend schulen.

Wie kann der Mittelstand heute Innovationen finanzieren?

Die Innovationsbereitschaft bedarf auch entsprechender liquider Mittel. Deshalb überdenken Mittelständler immer stärker ihre bisherige Finanzierungsstruktur und richten sie neu aus. Denn die gewohnten Bankkredite stehen als alleinige Finanzierung oft nicht mehr in ausreichender Höhe zur Verfügung: Die Banken sind immer strikteren Regularien ausgesetzt, die Bonität eines Unternehmens wird zum entscheidenden Kriterium.

Außerdem dauern die Kredit-Vergabeprozesse oft zu lange, gerade wenn schnelles Handeln in einer besonderen unternehmerischen Situation gefragt ist. Mittelständische Unternehmer entscheiden sich daher immer häufiger für einen Modellmix – aus Eigenkapital, Beteiligungen, klassischen Krediten, Einkaufsfinanzierung, Factoring oder Sale & Lease Back.

Welche Varianten jeweils sinnvoll zum Einsatz kommen, ist von mehreren Faktoren abhängig, wie der Spezifika des Unternehmens und dem Bedarf. Weitere, meist bankenunabhängige Finanzierungspartner, ersetzen dabei nicht die Zusammenarbeit mit der Hausbank, sie ergänzen diese in der Regel.

Was ist Sale & Lease Back – und wie funktioniert es?

Beim Finanzierungsansatz Sale & Lease Back werden frische liquide Mittel aus gebrauchten Maschinen und Anlagen generiert. Denn produzierende Betriebe haben in vielen Fällen gebundenes Kapital in ihren Hallen stehen. Mit Sale & Lease Back lassen sich diese stillen internen Reserven heben. Dabei werden die Maschinen und Produktionsanlagen verkauft und vom Unternehmen im Anschluss sofort zurückgeleast. So wird im Rahmen einer reinen Innenfinanzierung gebundenes Kapital freisetzt und in verfügbare liquide Mittel gewandelt. Da es sich um eine assetbasierte Finanzierung handelt, liegt der Fokus nicht auf der Bonität, sondern rein auf den vorhandenen Objekten. Sprich: auf Maschinen und Anlagen, deren Werthaltigkeit, Mobilität sowie Fungibilität. Deshalb eignet sich Sale & Lease Back für viele Sondersituationen, bei denen unkompliziert Liquidität benötigt wird.

Einige Finanzierungsanlässe im Überblick:

  • Investitionen in neue Technologien, Produkte oder Geschäftsbereiche
  • Wachstumsfinanzierung generell
  • Unternehmenstransaktionen
  • Restrukturierung, Sanierung
  • Regelung der Unternehmensnachfolge, zum Beispiel für die Auszahlung von Gesellschaftern
  • Überbrückung von Liquiditätsengpässen
  • Vorfinanzierung von Aufträgen nach einer Krise

Sale & Lease Back – das Modell in der Praxis

Die Umsetzung einer Sale & Lease Back-Finanzierung ist im Vergleich zu vielen anderen Arten der Kapitalbeschaffung auch kurzfristig möglich. Das gesamte Verfahren dauert in der Regel zwischen sechs bis acht Wochen. Für eine erste Einschätzung einer möglichen Kaufpreishöhe reicht bereits ein Leasing- und Anlagenspiegel. Das Finanzierungsvolumen liegt meist zwischen 400.000 und 15 Millionen Euro, in Einzelfällen kann die Summe aber auch höher definiert werden

Ausgewählte Branchen im Überblick :

  • Maschinenbau
  • Metall-, Kunststoff- und Holzverarbeitung
  • Hoch- und Tiefbau
  • Land- und Forstwirtschaft
  • Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie
  • Textilindustrie
  • Druckindustrie
  • Spedition und Logistik

Bereit für Innovationen – ein Fazit

Die derzeitige, etwas abgekühlte Konjunkturstimmung sollten Unternehmen als Chance nutzen, um die eigenen Prozesse und Strukturen zu hinterfragen, zu festigen und zukunftsfähig aufzustellen. Neben der technologischen Ausstattung, digitalen Strategien, den künftigen Geschäftsbereichen, der Personalsituation und der Kooperation mit Kunden oder Partnern gehört dazu auch die Prüfung der eigenen Finanzierungsstruktur. Im Sinne einer flexiblen und innovativen Unternehmensführung geht der Trend weg von einer reinen Bankenfinanzierung hin zu einem strategischen Finanzierungsmix. Alternative Modelle, wie Sale & Lease Back sowie die Zusammenarbeit mit mehreren Geldgebern erhöhen dabei die Unabhängigkeit.

Vorteile von Sale & Lease Back auf einen Blick:

  • Bankenunabhängige Mittelstandsfinanzierung
  • Objektbasierter Finanzierungsansatz gebrauchter Maschinen und Anlagen
  • Stärken der Liquidität durch Ankauf der Objekte bei gleichzeitiger Weiternutzung
  • Engagementbewertung unabhängig von der Bonität
  • Verbessern der Bilanzkennzahlen und damit des Ratings
  • Reine Innenfinanzierung durch Heben stiller Reserven
  • Finanzierungsmodell für eine moderne und flexible Unternehmensführung
  • Gestaltungsmöglichkeiten als Teil- oder Vollamortisationsverträge
  • Fortlaufende Ratenzahlungen aus dem Cash-Flow
  • Schnelle Umsetzung innerhalb von sechs bis acht Wochen von der Erstanfrage bis zur Auszahlung

Foto/Thumbnail: ©realinemedia/Depositphotos.com

Über den Autor

Carl Jan von der Goltz

Carl-Jan von der Goltz Carl-Jan von der Goltz ist seit Juni 2006 für Maturus Finance tätig und seit Juli 2007 Geschäftsführender Gesellschafter. Zuvor war er als Senior Risk Manager für strukturierte Finanzierungen bei der HypoVereinsbank in München tätig. Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg sowie Hamburg und absolvierte sein Assessor-Examen in Düsseldorf. Weiterhin erwarb er den Abschluss „Master of Laws“ (LL.M.) in Mercantile Law an der University of Stellenbosch, Südafrika, und absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann beim Bankhaus M.M.Warburg in Hamburg. www.maturus.com
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