Mit Esprit in eine Rede einsteigen und mit Feuer enden
Zu keiner anderen Zeit im Jahr werden so viele Reden gehalten wie vor und nach Weihnachten. Doch leider sind die Reden für die Zuhörer oft kein Ohrenschmaus. Deshalb hier einige Tipps, worauf Sie beim Vorbereiten und Halten einer Weihnachts- oder Neujahrsansprache achten sollten
Der Saal ist geschmückt, das Buffet ist vorbereitet und die Gäste sind in eleganter Robe erschienen. Nun harren alle der Dinge, die da kommen. Dann tritt der Redner ans Pult und spricht die ersten Worte. Alle lauschen ihm gebannt. Doch nach zwei, drei Minuten erlahmt das Interesse. Und die Zuhörer fragen sich insgeheim: Wann wird endlich das Buffet eröffnet?
Dieses Phänomen kann man in den kommenden Wochen wieder oft beobachten. Denn die Chefansprache oder Rede gehört ebenso zum obligatorischen Programm einer Weihnachtsfeier wie das Festessen. Ähnlich ist es bei den Neujahrsempfängen für Kunden und Verbandsmitglieder. Auch hier sind Reden Pflicht – obwohl sie von den Zuhörern oft nicht als Ohrenschmaus empfunden werden. Dabei blicken die Zuhörer der Rede meist durchaus gespannt entgegen, sofern sie die langatmigen Festansprachen des Chefs oder des Verbandsvorsitzenden nicht schon aus den Vorjahren kennen. Entsprechend leicht könnten Redner ihr Publikum begeistern.
Untersuchungen zeigen: Der Erfolg einer Rede hängt vor allem davon ab, ob der Redner die Sympathie des Auditoriums gewinnt. Wichtig ist auch die Dramaturgie der Rede. Der Inhalt hingegen hat auf den Erfolg geringen Einfluss. Oder anders formuliert: Der Redner muss vor allem einen Draht zum Publikum finden. Was er sagt, ist zweitrangig.
Doch wie gewinnt ein Redner in seiner Rede die Sympathie der Zuhörer? Er muss authentisch wirken und die Rede muss zu ihm passen. Unglaubwürdig wirkt es, wenn ein Erbsenzähler sich als Witzbold präsentiert. Oder wenn ein Einzelkämpfer sich verbal mit den Anwesenden verbrüdert.
Die Zuhörer auf eine „Gedankenreise“ während der Rede mitnehmen
Ein guter Redner nimmt seine Zuhörer in seiner Rede mit auf eine Gedankenreise – zum Beispiel durchs vergange-ne Jahr. Deswegen sollten Sie beim Vorbereiten zunächst erkunden: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und wer nimmt an der Reise teil? Erst dann sollten Sie das Reiseprogramm zusammenstellen.
Beim Konzipieren der Rede sollten Sie bedenken: Wer sitzt mir gegenüber? Sind die Zuhörer Ihnen unterstellte Mitarbeiter, sollte Ihre Rede anders „gestrickt“ sein als wenn Sie vor gleichrangigen Kollegen sprechen. E-benfalls wichtig ist: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Arbeiten die Anwesenden im Alltag zusammen, haben sie gemeinsame Erfahrungen, auf die Sie sich beziehen können. Sehen sie sich hingegen nur ein Mal pro Jahr, müssen Sie auf andere Elemente zurückgreifen, um einen gemeinsamen Nenner zu finden. Etwa die Entwicklung in der Branche oder die aktuelle Euro-Krise.
Bei der Rede die Zuhörer persönlich ansprechen
Ein guter Redner kommuniziert mit seinen Zuhörern – unter anderem, in dem er häufig Blickkontakt mit dem Publikum sucht. Deshalb sollten Sie Ihre Rede so frei wie möglich vortragen. Sprechen Sie die Zuhörer immer wieder persönlich an. Aber nicht, indem Sie in jeden dritten Satz die Floskel „Meine sehr verehrten Damen und Herren“ einstreuen. Fragen Sie die Zuhörer lieber zum Beispiel rhetorisch „Denken Sie auch manchmal …?“ oder „Geht es Ihnen wie mir …?“. Und integrieren Sie in die Rede Beispiele aus der Erfahrungswelt der Zuhörer. Auch ein Schuss Humor und Selbstironie schadet nie.
Je kürzer Ihre Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Rede auf einer Weihnachtsfeier sollte nicht länger als zehn, maximal fünfzehn Minuten dauern – länger dauert auch die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin im Fernsehen nicht.
Die Rede auf wenige Kernbotschaften konzentrieren
Eine Rede sollte höchstens drei Kernbotschaften enthal-ten. Zum Beispiel: Die Arbeitsplätze sind sicher. Unsere Firma blickt einer rosigen Zukunft entgegen. Und: Dass es ihr so gut geht, verdanken wir dem Einsatz aller Mitarbeiter.
Für das inhaltliche Planen einer Rede empfiehlt sich die Mindmapping-Methode. Schreiben Sie in die Mitte eines Blatts das Thema oder den Anlass der Rede. Zum Beispiel: Weihnachtsfeier 2011 oder Strategie 2012. Zeichen Sie ausgehend von diesem Zentrum Linien und notieren Sie entlang dieser Linien alles, was Ihnen zum Thema einfällt. Zum Beispiel: „Umsatzentwicklung“, „Dank an Mitarbeiter“, „Neue Produkte“. Notieren Sie danach entlang von Seitenarmen dieser Linien alles, was Ihnen hierzu einfällt. So bekommen Sie schnell einen Überblick über die möglichen Inhalte der Rede. Und wenn es zu viel wird? Dann können Sie problemlos einige Seitenarme streichen.
Knackig einsteigen, feurig enden bei der Rede
Besonders sorgfältig sollten Sie den Beginn und Schluss Ihrer Rede planen. Denn wie aufmerksam das Publikum zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. Starten Sie zum Beispiel mit einer Anekdote oder einem Witz am An-fang Ihrer Rede. Ein gelungener Einstieg lässt das Publikum aufhorchen. Danach sollte Ihre Rede auf ein großes Finale hinstreben, das dem Publikum im Gedächtnis bleibt – wie bei einem Feuerwerk.
Benutzen Sie kurze Sätze in Ihrer Rede. Schachtelsätze sind schnell unverständlich. Sie beinhalten zudem die Gefahr, dass Sie sich verheddern. Oft ist dann bei ungeübten Rednern auch der Rest der Rede gelaufen. Sie werden nervös und verhaspeln sich immer häufiger – bis das Publikum nur noch auf den nächsten Versprecher wartet.
Sicherheit als Redner gewinnen Sie vor allem durch eine gute Vorbereitung. Üben Sie Ihre Rede laut. Insbesondere den Einstieg, das Ende sowie die Übergänge zwischen den einzelnen Passagen Ihrer Rede sollten Sie so lange üben, bis Sie diese im Schlaf aufsagen können. Und noch ein Tipp: Messen Sie beim Üben die Dauer Ihrer Rede – dann merken Sie, wann es Zeit wird, das Buffet zu eröffnen.
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