Wie Sie als Selbstständiger Ihre Finanzen im Fokus behalten
Unternehmensfinanzen

Wie Sie als Selbstständiger Ihre Finanzen im Fokus behalten

Stefan Merath
Am

Unternehmer und Selbstständige haben meist mehrere Sachen gleichzeitig auf dem Tisch. Meist wird das erledigt, was am meisten Freude bereitet. Dazu gehören in der Regel nicht die Finanzen. Wie es Ihnen gelingt das Thema Finanzen nicht aus dem Fokus zu verlieren, zeigt Ihnen der folgende Beitrag.

Es gibt einen Satz, der ursprünglich von Bodo Schäfer ist und wie folgt lautet: „Voller Einsatz ist voller Erfolg, halber Einsatz ist gar kein Erfolg.“ Solange man sich gleichzeitig um viele verschiedene Themen kümmert und zudem noch um die Finanzen, bleiben positive Ergebnisse meist aus. Denn: man wird sich immer wieder ablenken, da es für viele unangenehm ist, sich mit seinen eigenen Finanzen auseinanderzusetzen.

Wenn Sie wirklich nachhaltige Ergebnisse als Selbstständiger erzielen möchten, dann müssen die Finanzen zur Prio 1 gemacht werden und dürfen nicht aus dem Fokus rücken. Sollte Ihre finanzielle Reichweite unter einem Monat liegen, haben Sie keine andere Wahl sich schnellstens mit den Finanzen auseinanderzusetzen. Ziel als selbstständiger Unternehmer sollte es sein, eine finanzielle Reichweite von mindestens sechs Monaten zu haben.

Ändern Sie Ihre Gewohnheiten

Seine Finanzen in Ordnung zu bringen, heißt seine Gewohnheiten zu ändern. Der Wissenschaftler Roy Baumeister schreibt in seinem großartigen Buch „Die Macht der Disziplin“, dass der Wille eine endliche Ressource ist. Muss man für eine Aufgabe seinen Willen anstrengen, so werden Sie bei der direkt danach folgenden Aufgabe weniger Disziplin aufbringen. Das ist zum Beispiel der Grund, warum man nach einem stressigen Arbeitstag eher bei Rotwein und Chips landet. Bezogen auf unser Thema: Wenn Sie 5 Sachen gleichzeitig ändern möchten, dann wird Ihnen für jede einzelne Sache weniger Energie zur Verfügung stehen. Da man für das Ändern von Gewohnheiten sehr viel Energie braucht, wird man folglich bei jeder einzelnen Sache scheitern. Das ist kein Defizit, sondern Neurowissenschaft.

Das heißt: Lassen Sie alles andere, was nicht zwingend nötig ist, zunächst komplett weg. Sie brauchen jetzt keine neue Unternehmenssoftware. Die Website muss jetzt nicht überarbeitet werden. Sie benötigen auch keine Unternehmensvision und Sie brauchen bei einer finanziellen Reichweite unterhalb von einem Monat auch keine neue Strategie. Warum nicht? Nun, weil nichts davon schnelle Ergebnisse bringt. Folglich: lassen Sie es! Ganz!

Trennen Sie sich temporär von Lieblingsprojekten

Sicherlich sind unter den Themen einige Lieblingsprojekte von Ihnen dabei. Lassen Sie diese liegen! Zumindest solange, bis Sie Ihr finanzielles Zwischenziel erreicht haben. Treffen Sie nun eine Entscheidung: Was werden Sie nicht mehr tun, bis Sie eine Reichweite von zwei Monaten und eine von sechs Monaten aufgebaut haben? Schreiben Sie eine kurze Liste und schicken Sie diese jemandem zu, der das auch überprüfen kann.

Der erste praktische Schritt ist übrigens immer Aufräumen, das heißt zeitlich Platz schaffen. Ist nun der Fokus da bzw. schon stärker geworden? Bei einigen ja, bei einigen nein. Deshalb noch einen Schritt tiefer.

Trennen Sie sich von blockierenden Gedanken

Es gibt viele Unternehmer, die irgendwann von ihrer finanziellen Situation so zermürbt sind, dass sie gar nicht mehr richtig wissen, ob sie für ihr Unternehmen wirklich noch brennen. „Vielleicht mache ich was ganz anderes?“ oder „Ich muss erstmal herausfinden, was mein wirkliches Motiv ist, bevor ich hier weiter mache“. Schieben Sie solche Fragestellungen am besten beiseite, denn diese Fragen rauben Ihnen nur Energie.

Ein Beispiel: In den Jahren 2008-2010 arbeitete ich als Unternehmercoach noch im Home-Office. Und irgendwann ging die Entwicklung nicht mehr weiter, ich wusste aber nicht warum. Zur gleichen Zeit ärgerte ich mich wirklich über die damalige „Rettungspolitik“ für die Banken und für Griechenland. Und ich hielt mir immer offen, irgendwann in die Schweiz zu gehen, um nicht mehr mit dieser bornierten, deutschen Politik konfrontiert zu sein. Irgendwann wurde mir aber klar, dass beides miteinander zusammenhing. Ich wollte flexibel sein und deshalb keine Wurzeln schlagen. Und ohne Wurzeln konnte ich natürlich auch kein Büro anmieten und ohne Büro auch nicht wachsen. Ich traf deshalb eine Entscheidung: „Ich werde in Deutschland bleiben, komme, was da wolle.“ Und plötzlich fiel es ganz leicht ein Büro anzumieten, Mitarbeiter anzustellen usw.  – mein Unternehmen wuchs wieder.

Diese Gedanken „Vielleicht mache ich was ganz anderes?“ oder „Ich muss erstmal herausfinden, was mein wirkliches Motiv ist, bevor ich hier weiter mache“ blockieren und rauben Energie. An dieser Stelle muss keine Entscheidung für alle Ewigkeit getroffen werden. Aber eine für die nächsten 2 Jahre wäre schon gut: „Will ich dieses Unternehmen die nächsten 2 Jahre mit allem, was dazu gehört, führen? Ja oder Nein?“ Falls die Antwort „Nein“ lautet, dann verkaufen Sie oder schließen Sie es. Sofort! Falls „Ja“, dann geben Sie alles.

Und ob Ihr Unternehmen Ihr wirkliches Motiv trifft, können Sie aktuell sowieso nicht entscheiden. Ihr Unternehmen ist Ihr Sklavenhalter und Sie sind der Sklave. Sie sind nicht frei. Und wenn man nicht frei ist, kann man meist keine fundierte Entscheidung über seine Motive treffen. Sorgen Sie erst dafür, dass Ihr Unternehmen Ihnen dient und nicht mehr Sie Ihrem Unternehmen. Treffen Sie die Entscheidung, diese Fragen entweder zu beantworten oder vorläufig zurückzustellen und nicht weiter darüber nachzudenken. Machen Sie diese Entscheidung nicht zu kompliziert. Treffen Sie diese jetzt im Moment nach Bauchgefühl! Ach ja, und teilen Sie diese Entscheidung wieder jemandem schriftlich mit!

Foto/Thumbnail: ©bakhtiarzein/Depositphotos.com

Über den Autor

Stefan Merath

Stefan Merath Der Stuttgarter Diplom-Soziologe Stefan Merath startet Anfang der 90er Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin durch. Danach macht er sich selbstständig und leitete seit 1997 vier eigene Unternehmen mit bis zu 30 Mitarbeitern, unter anderem die Unternehmercoach GmbH. Merath entwickelt mit den Jahren eine umfassende Methodik für seine Kunden, die durch eine Kombination aus unternehmerischer Erfahrung und einem intensiven Coaching befähigt werden, (wieder) ihren Traum zu leben. www.unternehmercoach.com
Zum Autorenprofil

Kommentare

Kommentar schreiben:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erhalten Sie jeden Monat die neusten Business-Trends in ihr Postfach!
X