Wie Hormone die Unternehmensnachfolge erschweren
Manche Unternehmenslenker warten sehr lange ab, bis sie sich für eine Übergabe ihrer Unternehmen entscheiden. Dieses Zögern hat häufig eine handfeste hormonelle Ursache. Doch solange dieser Zusammenhang nicht allgemein bekannt ist, bleiben die Betroffenen in einer Art Schwebezustand und treffen nur schwer eine klare Entscheidung in der Unternehmensnachfolge.
Etwa 40.000 Unternehmen warten nach einer Schätzung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) jährlich darauf, in jüngere Hände überzugehen. Doch die Unternehmensnachfolge gestaltet sich alles andere als einfach. Die Sorge, dass das Lebenswerk in falsche Hände gerät, Arbeitsplätze verloren gehen und jahrelang aufgebaute Beziehungen zu Kunden und Lieferanten leiden könnten, vernebeln den ehemals erfolgreich agierenden Unternehmenslenkern den Blick. Die Folgen sind laut IfM dramatisch: Pro Jahr schließen rund 5.000 familiengeführte Unternehmen, weil sich kein Interessent für die Unternehmensnachfolge findet. Dadurch gehen fast 30.000 Arbeitsplätze verloren.
Die Unternehmenslenker leiten die Unternehmensnachfolge nicht ein, weil sie befürchten, nicht mehr gebraucht zu werden oder weil sie kein Zutrauen in die Kompetenz ihrer möglichen Nachfolger aufbringen. Doch beide Themen hätten Sie im Laufe ihres Berufslebens als Projekt betrachtet und im Handumdrehen mit Antworten versehen.
Warum funktioniert diese Vorgehensweise jetzt nicht mehr? Der entscheidende Hinweis ergibt sich aus der Betrachtung des Verhaltens: Früher verfolgte der Unternehmenslenker Aufgaben zielorientiert und sorgte dafür, dass etwas passierte. Heute verteidigt er den Besitzstand und sorgt dafür, dass möglichst nichts mehr passiert, vor allem nicht in der Unternehmensnachfolge. Er zeigt folglich ein grundlegend anderes Verhalten wie früher. Wie ist das möglich? Menschen verändern sich in ihren Verhaltensweisen doch nur geringfügig, wie jeder Führungskräftetrainer bestätigen wird.
Der Grund für diese Änderung im Verhalten sind die Hormone, speziell das männliche Sexualhormon Testosteron. Es ist nicht nur für die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale wie Stimme oder Bartwuchs verantwortlich, sondern setzt auch die Botenstoffe frei, die die typisch männlichen Eigenschaften fördern. Mehr oder weniger ausgeprägt benehmen sich Männer wie steinzeitliche Jäger: Dominant, risikobereit, entscheidungsstark und konsequent verfolgend. Das Pendant zum Testosteron ist das weibliche Sexualhormon Östrogen: Neben der Entwicklung der weiblichen Geschlechtsmerkmale sorgt es im Verhalten für wohltuende Harmonie, eine angenehme Bindung und eine liebevolle Fürsorge.
Nun schlummern in jedem Menschen beide Sexualhormone in unterschiedlicher Verteilung: Bei den Männern überwiegt das Testosteron und bei den Frauen das Östrogen. Die Natur hat es so eingerichtet, dass das Testosteron mit zunehmendem Alter bei den Männern abnimmt, bei einem gleichbleibenden oder auch steigenden Östrogen-Anteil. Dies ist häufig dann erkennbar, wenn Männer aufgrund ihrer Äußerungen als gereifte und weise Persönlichkeit betrachtet werden. Die Ursache für diese Verhaltensänderung ist ein anderer hormoneller Mix als früher. Und genau dieser Hormonmix ist es, der die Unternehmensnachfolge so schwierig macht. Er hemmt eine klare und mitunter harte Entscheidung. Er macht es dem Unternehmenslenker so schwer zu akzeptieren, dass er es nicht allen recht machen kann.
Da kein Unternehmenslenker absichtlich sein Lebenswerk ruinieren will, ihm gleichzeitig jedoch meist der Überblick fehlt, um aus dieser Spirale herauszukommen, ist in dieser Situation das Gespräch mit einem außenstehenden Dritten besonders wertvoll. Einem Außenstehenden, der diese Zusammenhänge kennt, keine Scheu hat, Klartext zu sprechen und in der Lage ist, passende Handlungslösungen für die Unternehmensnachfolge aufzuzeigen.
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