Dr. Kim Nilsson – Gründerin des Data-Science-Hubs Pivigo
Dr. Kim Nilsson ist Co-Founder und CEO des Data-Science-Hubs Pivigo, einem Innovationstreiber für Unternehmen, die sich digital transformieren. Mit seiner Data Scientists Community von über 7000 Mitgliedern bietet das Startup Firmen jeder Größe zu jeder Zeit Zugriff auf ein globales Netzwerk an hochqualifizierten Datenexperten, die über umfangreiche Qualifikationen verfügen.
Name: Kim Nilsson
Titel: Dr.
Geburtsjahr: 1981
Position: Gründerin und Geschäftsführerin
Weitere Gründungen: Nein
Vita: Dr. Kim Nilsson ist Co-Founder und CEO des Data-Science-Hubs Pivigo, einem Innovationstreiber für Unternehmen, die sich digital transformieren. Seit dem Launch von Pivigo im Jahr 2013 wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. als Rising Star unter den Top 100 Influencers of Big Data in UK oder als Entrepreneur of the Year bei den Women IT Awards in Großbritannien. Die 37-Jährige ist zudem Mitglied der Data Skills Taskforce der Regierung und unterstützt gemeinnützige Aktivitäten wie die Pydata oder Women in Tech. Des Weiteren fungiert Kim Nilsson als Vorsitzende der Tech UK Big Data Skills Group. Die gebürtige Stockholmerin ist promovierte Astrophysikerin und hält einen Master in Business Administration.
Lebensmotto: Blicke immer nach vorn, nie zurück!
Über das Unternehmen
Schlüterstrasse 39
10629 Berlin
Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?
Pivigo ist Europas erster flexibler Anbieter von Data-Science-Lösungen, der Unternehmen gezielt bei ihrer digitalen Transformation unterstützt. Mit seiner Data Scientists Community von über 7000 Mitgliedern bietet Pivigo Firmen jeder Größe zu jeder Zeit Zugriff auf ein globales Netzwerk an hochqualifizierten Datenexperten, die über umfassende Qualifikationen und verschiedenste Erfahrungswerte verfügen. Unternehmen haben so die Möglichkeit, die für sie passendsten Data Scientists für die Umsetzung von aktuellen oder auch neu zu definierenden Projekten zu finden.
Erst kommt die Vision, dann die Gründung. Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gestoßen?
Die Idee zu Pivigo entstand während meines Masterstudiums in Business Administration. Gemeinsam mit meinem Studien-Kommilitonen und jetzigen Mitgründer Jason Muller wollte ich eine Community erschaffen, die eine Brücke zwischen Firmen und Datenwissenschaftlern schlägt. Viele Firmen sind heutzutage darauf angewiesen, sich allumfassend mit der Thematik „Big Data“ auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und das volle Potenzial der Daten für ihr Geschäft zu nutzen. In vielen Fällen fehlt jedoch jegliche Vorstellung des eigentlichen Nutzens.
Auf der anderen Seite gibt es einen riesigen Pool an sehr talentierten MINT-Absolventen, die gerne eine andere Karriere-Richtung einschlagen würden. Dieses Problem versuchen wir mit unserem Data-Science-Hub zu lösen. Wir haben zudem ein eigenes, innovatives Ausbildungsprogramm namens „Science to Data Science“ (S2DS) entwickelt, bei dem Doktoranden und Master of Science-Absolventen eine 5-wöchige, intensive Schulung erhalten.
Währenddessen bringen wir sie gezielt mit renommierten Firmen in Verbindung, für die sie verschiedene datenwissenschaftliche Projekte ausführen. Die Teilnehmer unseres Ausbildungsprogrammes können so praxisorientiert lernen und haben zugleich die Möglichkeit erste Kontakte zu knüpfen. Der Mehrwert für Firmen wiederum besteht in der Umsetzung aktueller Projekte sowie dem Kennenlernen potenzieller neuer Mitarbeiter.
Neben einer guten Idee spielt auch die Team-Zusammensetzung oft eine entscheidende Rolle. Wie setzt sich das Team bei Ihnen zusammen?
Zu unserem Executive-Team gehört neben mir Mitgründer und COO Jason Muller (Background im Recruiting und Unternehmertum), unser CTO Ole Moeller-Nilsson (ehemaliger Wissenschaftler mit 15 Jahren Erfahrung in der Softwareentwicklung), unsere Personalleiterin Mandeep Soor (Ex-Beraterin der Boston Consulting Group und British Business Bank) und unser CFO Prakash Shah (20 Jahre Erfahrung im Bereich Finance). Aber auch in den Bereichen Sales, Date Science und Product Management sind bereits sehr gut aufgestellt.
Wie differenzieren Sie sich von Ihren Wettbewerbern?
Wir bieten einen Pool an qualifizierten Datenwissenschaftlern, die Firmen bei der Lösung von Big Data-Fragen helfen. Auf dem Markt existieren bereits viele Unternehmen, die technische Lösungen für die Auswertung von Big Data entwickeln und anbieten. Das allein ist aber nicht genug. Es bedarf zudem Menschen, die diese Anwendungen einsetzen, hinterfragen und weiterentwickeln können. Genau hier setzten wir mit Pivigo an. Unsere Community besteht weltweit aus tausenden von hochqualifizierten Datenwissenschaftlern sowie mehreren hundert aktiven S2DS-Programm-Teilnehmern.
Zudem verfügen wir über langjährige Erfahrungen in der Zusammenstellung von Teams bestehend aus Datenwissenschaftlern mit verschiedenen Kompetenzen und Bildungshintergründen. So können wir all unseren Kunden einen durch Erfolg gekrönten Abschluss ihrer Big-Data-Projekte garantieren. Seit der Gründung wurden so bereits über 170 Projekte für mehr als 90 namhafte Unternehmen wie PwC, Microsoft, KPMG, Barclays, Royal Mail oder das Bayerische Landesamt für Steuern erfolgreich umgesetzt.
Was war Ihre Motivation Unternehmerin zu werden?
Während meines Masterstudiums in Business Administration hatten wir oftmals Kurse, die die Thematiken Persönlichkeitsentwicklung oder berufliche Weiterentwicklung behandelten. Diese Kurse halfen mir dabei, meine eigene Motivation besser zu verstehen. Ich erkannte, dass ich eigentlich schon immer unternehmerische Züge in mir hatte. Von Beginn an, war ich immer die Erste, die die Führung von Teams oder Projekten übernehmen wollte, und hatte stets Interesse daran, Dinge zu verbessern, die meiner Meinung nach Optimierungsbedarf hatten. Zudem ist es mir äußerst wichtig, meine Zeit und Arbeit so einteilen zu können und Prioritäten, so wie ich es für richtig halte, zu setzen. Daher lag es für mich nahe, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Welche unternehmerischen Ziele haben Sie für die nächsten 3 Jahre?
Pivigo wird in drei Jahren genau der Ort sein, an dem Datenwissenschaftler gezielt auf Unternehmen treffen. Zudem werden wir Anlaufpunkt Nummer 1 sein, wenn es darum geht, Firmen einen flexiblen Zugang zu Datenwissenschaftlern zu verschaffen. Data Scientists finden mithilfe von Pivigo spannende neue Projekte, Unternehmen hingegen erhalten Zugang zu qualifizierten Talenten, die ihre Big-Data-Fragen lösen. Unser langfristiges Ziel ist es, Datenwissenschaftlern mit unserem Data-Science-Hub eine Alternative zu starren Festanstellungen in Unternehmen zu bieten. Sie können auf Feelancer-Basis projektbezogene Arbeiten durchführen, ohne ständig lästige Bewerbungsphasen durchlaufen zu müssen – denn die Vermittlung der Projekte übernehmen wir. Darüber hinaus ist es uns ein sehr großes Anliegen, kleineren und technisch nicht so versierten Unternehmen Zugriff zu Daten-Experten zu gewähren und Data Science für die breite Masse nutzbar zu machen.
Was waren die größten Herausforderungen in der Gründungsphase?
Der Start ging sehr langsam vonstatten und war auch etwas frustrierend. Wir konnten anfangs auf kein Investment zurückgreifen, hatten uns dann dazu entschlossen, unser Unternehmen zu bootstrappen. Das hatte natürlich zur Folge, dass wir keine großen Sprünge realisieren konnten, sondern einen kleinen Schritt nach dem anderen machen mussten. Dieses Vorgehen ermöglichte es uns aber, den Markt genau kennenzulernen und uns auf die Anforderungen unserer Kunden einstellen zu können.
Auch der Start unseres Schulungsprogrammes für Datenwissenschaftler stellte uns vor eine große Herausforderung. Alle Kosten mussten durch Sponsoren abgedeckt werden, da wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Investoren an Bord geholt hatten. Gleichzeitig wollten wir das Programm aber auch möglichst groß aufziehen, um viele Teilnehmer ansprechen und ihnen verschiedene, individuelle Möglichkeiten zur Fortbildung anbieten zu können. KPMG war von Anfang an von unserer Idee überzeugt, unterstützte uns mit einem großen Sponsoring und steht uns seitdem als starker Partner zur Seite. Das Vertrauen des international tätigen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens verhalf uns zum Durchbruch.
Ein Unternehmen zu gründen und zu expandieren kostet Geld. Wie finanzieren Sie sich?
Natürlich ist bisher einiges an Eigenkapital in Pivigo geflossen. Mittlerweile haben wir aber auch einige Investoren von unserer Idee überzeugen und für uns gewinnen können, was den Ausbau unseres Geschäfts deutlich einfach gestaltet. Seit der Gründung konnten wir bereits mehr als 2 Millionen britische Pfund bei Investoren einsammeln.
Ist für Sie eine Partnerschaft mit Venture-Kapitalgebern eine Option?
Ja, auf jeden Fall. Ohne Partnerschaften solcher Art wären wir noch lange nicht da, wo wir heute sind. Insgesamt haben seit der Gründung etwa 40 Investoren in Pivigo investiert. Als Angel-Investorin unseres Unternehmens fungiert Regina von Flemming – eine bekannte Persönlichkeit aus der Medienbranche, die von 2005 bis 2015 als CEO der Axel Springer AG Russland und Herausgeberin u.a. von Forbes und Newsweek Russia tätig war. Auch der Flixbus-Investor Michael Hecker glaubt an unsere Idee und beteiligte sich mit einem Investment an unserem Unternehmen. Zudem konnten wir den Londoner Investmentfond LCIF von unserem Geschäftsmodell überzeugen, der durch den Bürgermeister und das Unternehmenspanel (LEP) Londons finanziert wird und innovative Londoner Start-ups aus den Bereichen Wissenschaft, Digitaltechnik und Technologie fördert.
Welchen Tipp möchten Sie an andere Gründer gerne weitergeben?
Mein wichtigster Tipp für Gründer lautet: „Nimm Dir Zeit und analysiere den Markt!“ – jedoch nicht nur theoretisch anhand von Daten. Es ist wichtig, rauszugehen und mit seiner Zielgruppe zu sprechen, um Bedürfnisse und Wünsche potenzieller Kunden herausfinden zu können. Zu denken, die erste Lösung sei perfekt, ist ein großer Fehler, denn erst mit Kundenfeedback lassen sich diese anpassen und vervollkommnen.
Ebenfalls wichtig: „Netzwerke was das Zeug hält!“. Uns ist es nur durch konstantes Netzwerken gelungen, unsere Idee umzusetzen. Auf Events trifft man viele Menschen, man weiß aber nicht, was sich letztendlich daraus ergibt. Selbst aus jahrelang zurücklegenden Treffen können sich spannende Möglichkeiten ergeben.
Und zu guter Letzt: „Trau Dich und mach es einfach!“ Zögerndes Verhalten und Selbstzweifel sind unangebracht. Wenn die Idee gut ist und die finanziellen Mittel stimmen, sollte man den Schritt, ein eigenes Unternehmen zu gründen, auch wagen. Denn wenn man es nicht versucht hat, wird man sich immer fragen, wie es wohl gewesen wäre, wenn man es gemacht hätte.
Ist Ihr Team bereits vollständig oder suchen Sie aktuell noch freie und/oder feste Mitarbeiter?
Unser Team ist bereits jetzt optimal besetzt und äußerst gut aufeinander eingespielt. Wir sind zurzeit nicht aktiv auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, aber natürlich immer offen dafür, unser Team um qualitativ hochwertig und zu uns perfekt passende Mitglieder zu ergänzen. Momentan fokussieren wir uns vor allem auf den Ausbau unserer Data-Science-Community, zu der mittlerweile mehrere tausend Freelancer gehören, denen wir die Möglichkeit bieten, an an Data-Science-Projekten zu arbeiten.
Warum sollten Fach- und Führungskräfte sich bei Ihrem Unternehmen bewerben?
Viele Datenwissenschaftler würden gerne als Freelancer arbeiten, die meisten fürchten jedoch den Aufwand, kontinuierlich neue Projekte finden und ihre Dienste effektiv verkaufen zu müssen. Mit unserem Data-Science-Hub bieten wir diesen smarten Menschen genau das, was sie suchen: flexible Projektarbeit ohne Sales-Aufwände. Unser Ziel ist es, Pivigo zu einer praktikablen Alternative zu einer Vollzeitbeschäftigung zu machen, bei der Data Scientists projektbezogen arbeiten und ihre Karriere auf unserer Plattform auf- und ausbauen können.
Abseits dessen ist es uns sehr wichtig, mit unserer Arbeit nicht nur Gewinn zu erzielen, sondern einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Wir haben intern verschiedene Team-Werte entwickelt, deren Einhaltung bei uns eine sehr große Rolle spielt. Dazu zählen unter anderem Teamgeist, Ehrgeiz, Vertrauen, Einfallsreichtum und Verantwortung. Die Einhaltung und Umsetzung dieser Werte schweißt uns als Team zusammen und wir sind wie eine kleine Familie.
Stellen Sie sich vor, Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister. Was würden Sie sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland bei ihm wünschen?
Die Bereiche Datenwissenschaft und Künstliche Intelligenz bergen große Herausforderungen. Natürlich haben die meisten Unternehmen mittlerweile schon von Big Data, KI und Machine Learning gehört, nur wenige allerdings sind sich der großen Bedeutung von Daten bewusst und wissen welchen Nutzen sie daraus ziehen können. Für ein Startup wie uns ist es eine äußerst komplexe Aufgabe, Unternehmen in diesen Angelegenheiten zu schulen und für innovative Neuerungen zu begeistern. Daher wäre es sehr hilfreich, wenn die Regierung diese Branche mit Informationskampagnen, Best-Practice-Beispielen und vielleicht sogar Subventionen unterstützen würde.
Welche Person hat Sie in der Gründungs- und Wachstumsphase besonders unterstützt? Bei wem möchten Sie sich bedanken?
In den ersten Jahren erhielt ich Unterstützung von mehreren Mentoren, von denen mir jeder auf seine ganz eigene Art und Weise sehr hilfreich war. In letzter Zeit und insbesondere in Hinblick auf unsere Expansion nach Deutschland war unsere Angel-Investorin und meine persönliche Mentorin Regina von Flemming eine sehr große Stütze für mich und Pivigo. Es ist einfach schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die an Dich und Deine Geschäftsidee glauben und bereit sind, dafür die berühmte Extra-Meile zu gehen. Das motiviert enorm.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einmal zum Dinner gehen und warum?
Das ist eine schwierige Entscheidung, da gibt es natürlich sehr viele. Aber ich würde sehr gerne einmal Elon Musk treffen. Er ist so unglaublich motiviert, ehrgeizig und furchtlos in seinem ganzen Streben. Ich würde gerne verstehen, wie er sich motiviert und die Ängste und Sorgen, die die meisten von uns anderen in unserem Leben haben, vertreibt.
Foto/Thumbnail: ©Depositphotos
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