Unternehmenswachstum: Möglichkeiten finden und Chancen ergreifen
Nachhaltiges und gesundes Wachstum kommt bei einem Unternehmen – egal ob neu gegründet oder bereits etabliert – selten von allein. Um langfristig erfolgreich zu sein, ist ein gewisses Wachstum jedoch meist notwendig. Dabei kann dies eine Steigerung in den verschiedensten Bereichen bedeuten.
In vielen Fällen streben Unternehmer ohnehin von selbst nach Wachstum. Ohne entsprechende Ziele, passende Strategien und eine intensive Planung wird es allerdings schwer, dies in der Praxis umzusetzen. Möglichkeiten zu expandieren, den Umsatz zu steigern oder neue Geschäftsfelder zu erschließen gibt es viele. Hier liegt es in der Verantwortung der Führungskräfte, geeignete Optionen herauszuarbeiten und in günstigen Augenblicken richtig zu handeln.
1. Wie wird Wachstum definiert?
Bereits bei der Definition dieses Begriffes sind sich die Fachleute uneins und es existieren unterschiedliche Theorien dazu. Oft wird ein nachhaltiges Wachstum an bestimmten Kriterien festgemacht, etwa an der Ausdehnung der Profitabilität oder einer Steigerung der Wertschöpfung. Professor Dr. Lindstädt vom Karlsruher Institut für Unternehmensführung (KIT) verbindet es mit drei verschiedenen Vorgehensweisen beziehungsweise Wachstumsstrategien:
- Konzentration auf ein starkes Kerngeschäft
- Ausdehnung des Leistungsportfolios
- Ausweitung auf neue Märkte und Zielgruppen
Für andere wiederum bedeutet es bereits Wachstum, wenn bestimmte Ziele erreicht werden konnten. Tatsächlich lassen sich nicht alle unternehmerischen Faktoren, Werte, Bestandteile in (messbaren) Zahlen ausdrücken. Ein Zugewinn an Know-how etwa, der sich möglicherweise nur indirekt auf das Wachstum auswirkt. Auch eine Vergrößerung durch mehr Mitarbeiter bringt unter Umständen zunächst einmal nur ein Plus auf der Ausgabenseite.
Doch welche Strategie nun die richtige ist, kann nicht pauschal gesagt werden. Zu viele individuelle Faktoren spiele dabei eine Rolle, wie und in welchem Bereich ein Unternehmen wachsen kann.
2. Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?
Ob eine Wachstumsstrategie aufgeht oder nicht, kann im Vorfeld nie genau gesagt werden. Jede Veränderung ist prinzipiell mit Risiken verbunden. Eine gute Planung ist deshalb umso bedeutender. Je präziser dabei verschiedene Situationen durchgespielt werden, umso besser lassen sich mögliche Hürden erkennen und entsprechend kann darauf reagiert werden.
Wachstum bedeutet oftmals auch ein Zuwachs an Pflichten:
- Ab einer bestimmten Betriebsgröße können die Mitarbeiter einen Betriebsrat wählen und ab einer bestimmten Mitarbeiterzahl ist ein sogenannter Wirtschaftsausschuss einzurichten.
- Ganz banale Pflichten betreffen zudem den Umfang der sanitären Einrichtungen für die Mitarbeiter und ein Pausenraum ist beispielsweise ab zehn Beschäftigten notwendig.
- Verfügt ein Betrieb über mehr als 20 Arbeitsplätze, schreibt das Sozialgesetzbuch vor, mindestens fünf Prozent davon mit behinderten Menschen zu besetzen (§ 154 SGB IX).
- Auch für die Besteuerung und die Bilanzierung gibt es einiges zu beachten, wenn ein Unternehmen größer wird. Eine Umfirmierung kann Steuerentlastungen bedeuten oder neue Abschreibungsmöglichkeiten eröffnen, aber auch neue Besteuerungen mit sich bringen. Ab einer bestimmten Größe unterliegt eine Firma zudem der Prüfungspflicht durch einen Wirtschaftsprüfer.
Die Beispiele sind unvollständig, zeigen jedoch, wie viele Details mit einem Unternehmenswachstum zusammenhängen und berücksichtigt werden müssen. Denn oft sind damit zusätzliche Investitionen verbunden.
3. Wann ist der richtige Zeitpunkt für Wachstum?
Die Notwendigkeit zum Wachstum ist ein charakteristisches Merkmal unseres Wirtschaftssystems und des Kapitalismus im Allgemeinen. Auf den dynamischen Märkten kann es sich kaum ein Unternehmen leisten, statisch stets an einer bestimmten Vorgehensweise festzuhalten und nicht auf Veränderungen zu reagieren. Wachstum ist deshalb auch immer Veränderung, auch wenn dies nur die Verbesserung oder den Ausbau von Bewährten beinhaltet.
Ein konkreter Zeitpunkt lässt sich dafür ebenfalls schlecht festmachen. Allerdings sollte bedacht werden, dass Maßnahmen zur Förderung des Wachstums auch mit Risiken verbunden sind. Das Unternehmen sollte deshalb ausreichend stabil aufgestellt sein, um die verschiedenen Veränderungen verkraften und kompensieren zu können. Will man dabei zu viel auf einmal erreichen, kann dies auch negative Auswirkungen nach sich ziehen.
Zusätzliche Aufgaben, neue Mitarbeiter, neue Produktionsprozesse – all dies muss sich zunächst einspielen und bewähren. Die Veränderungen müssen überwacht werden und oft sind kleine Anpassungen notwendig, bis sie optimal eingestellt sind. Das braucht vor allem Zeit. Zusätzliche Belastungen durch Umstrukturierungen in (zu vielen) anderen Bereichen können einzelne Probleme dann schnell potenzieren. Hier gilt es, Fingerspitzengefühl zu beweisen und schrittweise vorzugehen.
Manchmal können sich Chancen für ein Wachstum auch ganz ungeplant ergeben:
- Die Öffnung interessanter neuer Märkte
- Lohnenswerte Innovationen
- Überraschende Kooperationsmöglichkeiten
Hier macht es sich mitunter bezahlt, schnell zu handeln und zügig eine passende Strategie zu erarbeiten, sowie die Risiken realistisch einzuschätzen. Schnelligkeit kann dann einen entscheidenden Vorsprung vor der Konkurrenz bedeuten. Dabei kann das Bauchgefühl ein wichtiger Ratgeber sein.
4. Wieviel Wachstum ist gesund?
Kann Wachstum auch zu schnell vonstattengehen? Kleineren Unternehmen gelingt es erfahrungsgemäß leichter, ein stärkeres Wachstum zu erreichen. Grund dafür sind die noch überschaubaren Strukturen und oft schnelle Entscheidungswege. Je größer und komplexer eine Firma wird, umso schwerfälliger reagiert das gesamte System meist auf Veränderungen.
Basiert die Wachstumsstrategie auf einer Kostenreduzierung, muss genau ausgelotet werden, wieviel Optimierung insgesamt realistisch und tragbar ist, ohne, dass das Betriebsklima oder verschiedene Arbeitsprozesse aus dem Gleichgewicht geraten. Ein häufiger Knackpunkt ist das sensible Mitarbeitergefüge. Die Angestellten sind ein entscheidendes Zugpferd und sollten stets hinter den Ideen für neues Wachstum stehen.
Geht der Teamgeist verloren, wenn in kürzerer Zeit viele neue Mitarbeiter eingestellt und Aufgaben und Positionen neu verteilt werden, kann dies jeden noch so minutiös durchorchestrierten Wachstumsplan zum Scheitern bringen.
Laut dem amerikanischen Ökonomen Larry E. Greiner wird jede Wachstumsphase eines Unternehmens von einer Krise gefolgt, die sich durch die jeweils spezifische Veränderung ergibt. Seine Theorie hat er in der sogenannten Greiner-Kurve festgehalten. Für jede Krise gibt es demnach aber auch passende Lösungswege, um die nächste Wachstumsstufe einzuleiten.
5. Welche Möglichkeiten für Wachstum gibt es?
Für Wachstum gibt es wie bereits erwähnt die verschiedensten Gelegenheiten. Neben den drei eingangs erwähnten Strategien des Karlsruher Institut für Unternehmensführung gibt es noch weitere Optionen, die sich zum Teil zwar dazu zählen lassen, aber dennoch nicht zu den offensichtlichsten Möglichkeiten zählen.
Statt einer Ausdehnung des Portfolios kann beispielsweise das Gegenteil ebenfalls Wachstum fördern: Die Spezialisierung. Bei einer genauen Untersuchung des Leistungsportfolios können sogenannte Cash-Cows ausfindig gemacht werden – das heißt jene Angebote, die überdurchschnittlich für den Umsatz verantwortlich sind. Dann gilt es zu überlegen, wie sinnvoll es ist, diesen Geschäftsbereich noch mehr zu stärken und andere Produkte oder Dienstleistungen stattdessen zu streichen.
Die Vorgehensweise lässt sich gewissermaßen zum Ausbau des Kerngeschäfts zählen. Die Einschränkung des Angebots wirkt dabei zunächst wie eine Verkleinerung. Das Unternehmen kann sich dabei jedoch stärker als Marke etablieren, solange die Strategie aufgeht. Langfristig kann dies die Marktposition entscheidend verbessern und eine gute Reputation hilft dabei, auch Krisenzeiten besser zu stehen, als weniger starke Brands.
Auch zusätzliche Vertriebskanäle sind eine Möglichkeit für Wachstum. Gerade heute sind es Kunden gewohnt, unterschiedliche Wege nutzen zu können. Zudem entstehen immer wieder neue Kanäle. Viele Unternehmen entdecken hierbei gerade die Plattform Instagram mit den sogenannten Shoppable Posts. Die visuell geprägte Ansprache ist besonders gut für emotional aufgeladene Marketingstrategien geeignet. Weitere Möglichkeiten ist der Ausbau zusätzlicher Vertriebskanäle durch Franchising oder die Vergabe von Lizenzen.
Eine weitere Wachstumsstrategie, die sehr auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit abzielt, konzentriert sich zunächst ganz auf die inneren Werte eines Unternehmens, und hier schwerpunktmäßig auf die Qualifikation und optimale Nutzung personeller Ressourcen. Es gehört zu den größten Herausforderungen für Führungskräfte, die einzelnen Qualitäten und Talente ihrer Mitarbeiter ausfindig zu machen, sie entsprechend zu fördern und im Unternehmen an der passendsten Stelle einzusetzen.
Motiviertes Personal, das bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und als Team begeistert zusammenarbeitet, kann sich in Krisenzeiten als entscheidender Vorteil erweisen. Eine solche Investition in die humanen Ressourcen lässt sich am wenigsten in messbaren Daten festhalten und auch der Erfolg, der sich daraus ergeben kann, ist selten konkret zu fassen. Dennoch ist der Faktor Personal einer der wichtigsten Punkte, der über die Weiterentwicklung eines Unternehmens bestimmt.
Fazit
Am Ende gibt es vermutlich niemals die „eine“ perfekte Strategie, die klar einen einzelnen Fokus verfolgt. Wichtig ist es auch während einer Umstrukturierung weiterhin den Markt und die Entwicklungen zu beobachten und gegebenenfalls auf relevante neue Einflüsse und Veränderungen zu reagieren. Auch der Wachstumsplan ist somit ein dynamisches Konzept, bei dem die Ziele immer wieder überprüft werden müssen.
Foto/Thumbnail: ©weerapat/Depositphotos.com
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