Weniger als jeder zweite Sanierungsfall schafft den Turnaround
Nicht einmal jede zweite Restrukturierung eines Unternehmens oder Unternehmensbereiches ist nachhaltig erfolgreich. Davon sind 71 Prozent der Vorstände und Geschäftsführer mittelständischer Industriebetriebe in Deutschland überzeugt. Jeder fünfte Top-Manager geht sogar von einer Erfolgsquote von unter 25 Prozent aus.
Das sind Ergebnisse der Studie „Restrukturierung 2018“. Die Unternehmensberatung Staufen hat dafür 244 Vorstände und Geschäftsführer mittelständischer Industrieunternehmen befragt.
Ob eine Restrukturierung erfolgreich war, zeigt sich nach Ansicht der Unternehmenslenker vor allem an den Kennzahlen Liquidität und Umsatzrendite. Die Liquidität gehört ihrer Überzeugung nach zugleich zu den zentralen Steuerungsgrößen in Unternehmen, gefolgt von Kostenstruktur, Umsatz beziehungsweise Rohertrag pro Mitarbeiter, Durchlaufzeit und Ebitda. Fast alle Führungskräfte treffen nach eigenen Aussagen in ihrem Betrieb Entscheidungen sehr konsequent auf Basis dieser Kennzahlen.
„Damit richten sie aber den Blick ausschließlich in die Vergangenheit – eine Sichtweise, die in Zeiten großer geopolitischer Umbrüche und digitalen Wandels entschieden zu kurz greift“, sagt Andreas Sticher, Restrukturierungsexperte bei der Unternehmensberatung Staufen. „Denn das Tempo der Veränderungen lässt sich nicht mehr einfach fortschreiben, sondern verläuft exponentiell.“
Präventive Herangehensweise wünschenswert
Der Staufen-Partner empfiehlt den Unternehmen eine präventive Herangehensweise an potenzielle Krisen. Restrukturierung sollte nicht erst dann zum Thema werden, wenn ein Unternehmen sich bereits in einer Schieflage befindet, sondern in guten Zeiten. „Viele Unternehmen haben das in den vergangenen guten Jahren nicht beherzigt. Das könnte ihnen bei anstehenden Finanzierungsgesprächen mit Banken auf die Füße fallen“, sagt der Restrukturierungsexperte.
Nach dem Boom tauchen nun am Konjunktur-Horizont erste dunkle Wolken auf, für die deutsche und die Weltwirtschaft prognostizieren Experten sinkende Wachstumsraten, auch eine schwere Krise ist nicht auszuschließen. „Es wird also höchste Zeit für die Industrie, sich auf eine solche Entwicklung vorzubereiten. Denn der häufigste Grund, zum Sanierungsfall zu werden, waren für die Industriebetriebe in der Vergangenenheit Konjunktureinbrüche (33 Prozent) gefolgt von einem verschärften Preiskampf (29 Prozent). Viele Krisenauslöser sind jedoch auch hausgemacht. Dazu gehören mangelnde Markt- oder Kundenorientierung (26 Prozent), Managementfehler (25 Prozent), Vertriebsschwäche (22 Prozent) und strategische Fehlentscheidungen (22 Prozent).
„Die Unternehmen müssen sich vor allem zwei Fragen stellen. Erstens: Wie kann der bestehende Erfolg abgesichert werden? Zweitens: Wie kann gleichzeitig der digitale Wandel mit neuen Geschäftsmodellen und Strukturen gemanagt werden?“, sagt Andreas Sticher. „Gefragt ist ein Predictive Restructuring. Dazu müssen die Unternehmen Restrukturierung breiter und immer in Kombination mit Operational Excellence, Digitalisierung und Leadership denken. Nur so wird die Nachhaltigkeit im Transformationsprozess gesichert. Entscheidend sind dabei auch Führungs- und Unternehmenskulturen, die Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft auf allen Ebenen fördern.“
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