Aus Fehlern lernen
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Aus Fehlern lernen

Christian Kalkbrenner
Am

Die Einführung des neuen Benzins E 10 ist zum Debakel geworden. Die beteiligten Gruppen schieben sich gegenseitig die Schuld dafür zu. Niemand will die Verantwortung übernehmen. Doch aus Fehlern, für die niemand verantwortlich ist, kann auch niemand lernen.

Einen Fehler machen ist unangenehm, doch zutiefst menschlich. Leider ähneln diejenigen, die sich dazu bekennen, den Walen und Tigern: Sie gehören zu einer aussterbenden Spezies. Das ist nicht verwunderlich, wenn in den Medien täglich zu verfolgen ist, wie Politiker kleine und große Fehler ihrer politischen Gegner verwenden, um diese bloß zu stellen und die Eignung für ihr Amt anzuzweifeln. Da fällt es auch im beruflichen Leben schwer, Fehler als normale Vorkommnisse zu akzeptieren. Wesentlich einfacher ist es, für eigene Unzulänglichkeiten und Fehler andere verantwortlich zu machen. Kurzfristig wird dadurch Kritik vermieden, aber langfristig auch das eigene persönliche Wachstum. Und das wiegt deutlich schwerer. Denn aus Fehlern, für die niemand verantwortlich ist, kann auch niemand lernen. Es gibt drei große Ausredenbereiche, die dazu verwendet werden, die Verantwortung für Fehler von sich zu weisen:

1. Schwäche zeigen

„Sorry, ich bin krank“, „was soll ich noch alles machen“, „besser kann ich nicht“, „Ich bin nicht so gut wie Sie“ sind die Ausreden der ersten Kategorie, die wirkungsvoll helfen, dass die zumeist berechtigte Kritik in abgemilderter Form aufschlägt. Richtig wäre es, Farbe zu bekennen: „Ich habe zu viel angenommen“, „Ich habe nicht konsequent genug „Nein“ gesagt“ oder „Ich habe nicht frühzeitig darauf hingewiesen, dass es nicht klappt“. Mit diesen Formulierungen, sofern sie auf einer gewissen Einsicht beruhen, gelingt es, der Spirale der Schwäche, die für den Gesprächspartner wenig attraktiv ist, zu entkommen.

2. Umstände für die Fehler verantwortlich machen

„Der Wecker hat nicht geklingelt“, „die Schranke war zu“ oder „die EDV hat versagt“. In dieser Stufe wird die Ebene gewechselt. Nun sind es die Umstände, die dafür verantwortlich sind, eine Aufgabe nicht richtig erfüllt oder einen Fehler gemacht zu haben. Eine einmalige Ausrede stellt kein Problem dar. Erst die Wiederholungen wirken rufschädigend. Einfach zuzugeben „verschlafen zu haben“, „zu spät weggefahren zu sein“ oder „nicht mit einem Systemabsturz gerechnet zu haben“, sind Äußerungen, die einem Dritten zeigen, dass Sie Herr der Lage sind. Gleichzeitig führt die Übernahme der Verantwortung zu einer Verhaltensänderung in der Zukunft: Beim nächsten Termin werden Sie darauf achten, diesen pünktlich einzuhalten, denn es wäre zu peinlich, den gleichen Fehler öfter zugeben zu müssen.

3. Fehler anderen in die Schuhe schieben

„Der Müller hat es mir nicht gesagt oder rechtzeitig gegeben“ oder „Das haben die Kollegen aus der Nachbarabteilung vermasselt“ sind zwei Klassiker, die ausdrücken: Die anderen sind Schuld. Der souveräne Mitarbeiter erwägt bei sich: „Eigentlich hätte ich ja auch nochmal nachfragen können, ob er daran denkt, dann wäre es nicht so weit gekommen“. Und schon bleibt er in der Mitverantwortung. Er überlegt aber auch, was er nächstes Mal besser machen könnte: „Wie muss ich mich verhalten, um diesen möglichen Fehler zu vermeiden?“

Ein Schweizer Unternehmer ist in seiner Führungphilosophie sehr weit gegangen: „Wie muss ich mich verhalten, dass meine Mitarbeiter erfolgreich arbeiten können?“ Mit diesem Verhalten nimmt er seinem Team den Druck, hält die Fäden zusammen und holt sich Verbesserungsvorschläge ab. Das Ergebnis zeigt sich in Aussagen, die gelebt Selbstverantwortung darstellen. Sätze wie: „Nein Chef, das hätte ich selbst anders machen müssen“ – sind dort an der Tagesordnung. Wer wie der Schweizer Unternehmer einen Bogen um diese drei Ausredenbereiche macht, wird in seiner Persönlichkeit reifen. Er wird als Kollege, Mitarbeiter und Vorgesetzter geschätzt – denn er ist eine Ausnahme. Ein mutmachendes Vorbild für einen Stil im Umgang, der alle Angestellt und Führungskräfte weiter bringt. In der Qualität und im Miteinander.

Profisportler beherrschen dieses Verhalten meist sehr gut. So machen beispielsweise die Skifahrer nicht die Piste, das Wetter oder den Servicemann für mittelmäßige Leistungen und Fehler verantwortlich. Sie übernehmen die Verantwortung selbst mit Kommentaren wie „Muss ich mir im Video noch mal anschauen“ oder „Ich habe nicht alles gegeben“ .

Dieses souveräne Umgehen mit den eigenen Fehlern vermittelt Dritten die Sicherheit, dass Sie nicht nur bemüht sind, sondern auch wissen, an welchen Schrauben Sie drehen müssen, um sich zu verbessern. Und das ist das Entscheidende. Wer diesen Zusammenhang beherzigt und für eigene Fehler die Verantwortung übernimmt, erweitert seinen Gestaltungsraum um ein Vielfaches. Er erlebt, dass er sorgfältiger und umfassender an die Planung und Umsetzung seiner Aufgaben herangeht. Er ist umsichtig, hat den berühmten Plan B zur Hand und wird alles tun, damit es klappt. Wohlwissend, dass es für Fehlerfreiheit keine Garantie gibt. Von Winston Churchill stammt das Zitat „Verbessern heißt verändern. Perfekt sein heißt demnach, sich oft verändert zu haben.“ I

Über den Autor

Christian Kalkbrenner

Christian Kalkbrenner Christian Kalkbrenner, Dipl.-Kfm. (univ.), ist Inhaber der KALKBRENNER Unternehmensberatung. Er ist Strategieberater aus Überzeugung und zeigt Unternehmen den Weg an die Spitze. Für seine Kunden entwirft und begleitet er seit Jahren skalierende Geschäftsmodelle, um deren Umsätze zu vervielfachen und den Unternehmenswert zu steigern.
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