Führen wie Helden: Authentisches Storytelling im Management
Leadership Storytelling

Führen wie Helden: Authentisches Storytelling im Management

Nora Feist
Am

Um tiefes Vertrauen auf Seiten ihrer Mitarbeiter zu erlangen, müssen Manager von heute authentisch und nahbar sein - auch mit Helden auf der Leinwand fiebern wir nur mit, weil wir uns mit ihren Fehlern identifizieren können und ihnen ihre Wegbegleiter wichtig sind. Wie können Führungskräfte durch das Kommunizieren ihrer Heldengeschichte ein loyaleres und motiviertes Arbeitsumfeld schaffen?

Die Reise der Helden – der steile Weg zur Führungskraft

„Wir sehen in jedem Menschen einen Helden.“ Mit Aussagen wie diesen, bieten Manager ihren Mitarbeitern die Gelegenheit zu erkennen, dass ihnen ähnliche Werte wichtig sind. Das Ziel muss es vor allem sein, Vertrauen zu schaffen und sich als positive Helden darzustellen. Ohne dieses beschreitet man neue Wege nur zögerlich. Gerade in den ersten Tagen und Monaten stehen neue Manager vor der Herausforderung, aber auch der Chance, die Karten offen auf den Tisch zu legen und das Publikum für sich zu gewinnen. Durch Erzählen der eigenen Geschichte können Führungskräfte transparent erklären, wie sie zu ihrer Position kamen und welche Werte ihnen dabei wichtig waren. Dies kann bei den neuen Kollegen von Anfang an Sympathien wecken und hat das Potenzial, das Team schon zu Beginn zu Motivation und Kollaboration zu steigern.

Eines der prominentesten Beispiele für das erfolgreiche Betreten einer neuen Bühne ist Satya Nadella. Als er am 4. Februar 2014 das Amt des CEOs von Microsoft antrat, waren Millionen von Augen auf ihn gerichtet. In einer Rundmail wandte er sich an sowohl alle Mitarbeitenden als auch die Öffentlichkeit und füllte diese mit persönlichem Storytelling. In weniger als 1.000 Worten erreichte er so, Vertrauen zu schaffen, indem er das Vermächtnis seiner Vorgänger anerkannte, seine Verbindung zu den Werten des Unternehmens hervorzuheben und seine eigene Vision von Microsoft zu skizzieren.

Das Rezept einer guten Story, die uns wie ein Blockbuster mitreißen kann, identifizierte der US-amerikanische Autor und Professor für Mythologie Joseph Campbell. Er entwickelte 17 Schritte einer Heldenreise, welche die Grundlage der meisten Geschichten ist und sich in einer Vielzahl von großen Storytelling-Formaten wiederfindet.

Die abgekürzte Variante von Christopher Vogler mit 12 Etappen kann als strategisch wichtiges Tool auch für Manager essenziell sein. Einige der wichtigsten Fragen, die sich Führungskräfte für ihre eigene Reise der Helden stellen sollten, lauten:

  • Wo stehe ich? Wo will ich hin?
  • Welcher Hintergrund bewegte mich, um mich dieser Aufgabe zu widmen?
  • Die erste Hürde: Was war am Schwierigsten für mich?
  • Wegbegleiter: Wer half mir auf meinem Weg?
  • Entscheidende Prüfung: Wie habe ich, gemeinsam mit meinen Mitstreitern, die Herausforderung bezwungen?
  • Welche Werte lernte ich daraus? Was kann ich weitergeben?

Aus diesen Fragen entwickelt sich ein Narrativ, dass die Werte des Managers und des Unternehmens widerspiegelt. Letztlich ist es die Prise Ehrlichkeit auch über Rückschläge, die Empathie in den eigenen Mitarbeitern hervorruft und den CEO glaubhafter und nahbarer macht.

Die unendliche Geschichte – konstantes Leadership Storytelling

Genau, wie Menschen sich stetig weiterentwickeln, so tun es auch Unternehmen. Dennoch müssen Anführer und ihre Vision relevant bleiben und ständig darum bemüht sein, Unternehmenswerte zu kommunizieren. Auch der Held Frodo aus „Herr der Ringe“ hätte es nie nach Mordor geschafft, ohne die treue Hilfe seiner unermüdlichen Gefährten. Darum ist es wichtig, dass ein Chef die Heldentaten seiner Mitstreiter anerkennt und weitererzählt. Das Teilen von Anekdoten aus dem Büro, von Teamevents oder aus dem echten Leben der Mitarbeiter, die die Unternehmenskultur belegen, bietet eine hervorragende Chance, diese im Team zu verankern.

Ein Paradebeispiel für konsistentes Leadership Storytelling zeigt der ehemalige US-Präsident Barack Obama. In seiner Siegesrede zur ersten Legislatur thematisiert er dieselben Werte von Zusammenhalt und kulturellem Fortschritt, wie auch während seiner gesamten Kampagne. Allerdings rückt er nicht seine eigene, sondern die Geschichte von Ann Nixon Cooper aus Atlanta in den Vordergrund. Denn in ihren 106 Lebensjahren, erlebte sie die verschiedensten kulturellen Veränderungen in den USA, die gemeinsam als Nation stets überwältigt wurden. „Das ist unser Sieg!“ – deklariert er und erklärt die Präsidentschaft damit zum kollektiven Sieg seiner Wähler und ihrer gemeinsamen Vision.

Die Siegesredesrede von Barack Obama

Fazit

Ein Manager von heute muss zuallererst mit der Prämisse brechen, keine Schwäche zeigen zu dürfen. Für eine gemeinsame Vision mutig voranzuschreiten, bedeutet auch, Stolpersteine und Hindernisse zu überwinden. Aus der eigenen Geschichte, wie Scheitern zu Stärke wurde, können Mitarbeiter Inspiration ziehen und zu loyalen Wegbegleitern werden. Gleichzeitig wird eine Welt aus Werten geschaffen, die dem Team einen Weg vorgibt, den sie kooperativer beschreiten können. Eine gut kommunizierte Leadership Story ist dann unendlich, wenn ihre Werte von allen Wegbegleitern gelebt und weitererzählt werden.

Foto/Thumbnail: ©gustavofrazao/Depositphotos.com

Über den Autor

Nora Feist

Nora Feist Nora Feist ist eine der Geschäftsführerinnen von Mashup Communications, der Berliner Agentur für PR und Brand Storytelling. Als HR-Verantwortliche konzentriert sie sich auf Employer Branding und sorgt in der Agentur dafür, dass arbeitstechnisch zusammenkommt, was zusammenpasst. Daneben plant und koordiniert die erfahrene Kommunikationsexpertin Vorträge sowie unternehmensinterne Workshops. www.mashup-communications.de
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