Worauf sich Führungskräfte fokussieren sollten
Viele Führungskräfte haben im Betriebsalltag keinen Kompass, an dem sie ihre (Führungs-)Arbeit orientieren können. Deshalb stoßen sie rasch an ihre Belastungsgrenzen, wenn das betriebliche Umfeld komplexer wird und sich schneller wandelt sowie ihre (Rollen-)Anforderungen steigen.
Was ist die Kernaufgabe der Führungskräfte? Sie muss dafür sorgen und sicherstellen, dass ihr Bereich seinen Beitrag zum Erreichen der Unternehmensziele leistet. Daran hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten nichts geändert. Radikal verändert haben sich jedoch die Rahmenbedingungen, unter denen Führungskräfte diese Aufgabe zu erfüllen haben – in vielfältiger Hinsicht.
Aufgrund der fortschreitenden Globalisierung und des technischen Fortschritts, insbesondere im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, stieg zum Beispiel der Wettbewerbs- und somit Innovations- und Veränderungsdruck, unter dem die Unternehmen stehen. Radikal gewandelt haben sich auch die Strukturen der Unternehmen sowie die Arbeits- und Kommunikationsbeziehungen in ihnen – denn heute werden zumindest die Kernleistungen der meisten Unternehmen weitgehend in (oft bereichs- und zuweilen sogar unternehmensübergreifender) Team- und Projektarbeit erbracht. Verändert haben sich zudem die Mitarbeiter. Zumindest die höher Qualifizierten unter ihnen befolgen heute nicht mehr blind die Anweisungen ihrer Vorgesetzten. Sie erwarten, dass ihre Führungskräfte mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren und sie in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen. Und wenn dies nicht möglich ist? Dann möchten sie zumindest eine Begründung haben, warum aus deren Warte gewisse Dinge nötig sind.
Anforderungsflut verunsichert Führungskräfte
In diesem von permanenter Veränderung, geringer Planbarkeit und einer steigenden Komplexität geprägten Umfeld ihre Aufgaben professionell wahrzunehmen, fällt vielen Führungskräften zunehmend schwer. Das belegt unter anderem die steigende Zahl von Führungskräften, die über eine Überlastung oder gar einen Burn-out klagt.
Eine zentrale Ursache hierfür ist: In den zurückliegenden ein, zwei Jahrzehnten sind die (Rollen-)Anforderungen an Führungskräfte stark gestiegen. Sie müssen heute eine viel höhere Verhaltensflexibilität als früher zeigen. Das zeigen bereits die zahlreichen Attribute, mit denen Führungskräfte in den letzten Jahren belegt wurden. Sie sollen unter anderem:
- „Entrepreneure“, das heißt unternehmerisch denkende und handelnde Personen,
- „Leader“, also Motivatoren, Sinnstifter und Integratoren, sowie
- „Coaches“, das heißt Befähiger und Ermächtiger ihrer Mitarbeiter
sein.
All diese Etiketten beschreiben Facetten der Persönlichkeit sowie des Handels einer modernen Führungskraft, die in ihrem Umfeld die gewünschte Wirkung entfalten möchte. Werden jedoch zum Beispiel Führungsnachwuchskräfte – beispielsweise in Trainee- Programmen – mit einer solchen Flut von (Rollen-)Anforderungen konfrontiert, ohne dass eine Einordnung in einen größeren Sinnzusammenhang erfolgt, entsteht bei ihnen schnell ein Gefühl der Überforderung, da sie den Eindruck haben: „Welche Anforderungen soll oder muss ich noch erfüllen, um eine gute Führungskraft zu sein?“
Sich auf das Wesentliche besinnen
Entsprechend wichtig ist es, beispielsweise in Führungskräftetrainings den Führungskräften immer wieder das Bewusstsein zu vermitteln: „Eigentlich ist Ihre Aufgabe einfach. Unter dem Strich müssen Sie nur dafür sorgen beziehungsweise sicherstellen, dass der Ihnen anvertraute Bereich – unabhängig davon, wie groß er ist – seine Funktion in der Organisation erfüllt und seinen Beitrag zum Erreichen der Unternehmensziele leistet.“ Alle anderen Führungsaufgaben ordnen sich dieser Führungsaufgabe unter beziehungsweise haben bezogen auf sie nur eine unterstützende Funktion.
Haben Führungskräfte dieses Bewusstsein verinnerlicht, haben sie sozusagen einen Kompass zur Hand, der es ihnen in ihrem zunehmend von Hektik und geringer Planbarkeit geprägten Arbeitsalltag ermöglicht, sich regelmäßig zu fragen: „Was ist nötig, damit ich meine Kernaufgabe erfülle (und was nicht)?“ Das hilft ihnen, im Führungsalltag das Wichtige vom Unwichtigen beziehungsweise weniger Wichtigen zu unterscheiden und in ihm die richtigen Prioritäten zu setzen. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass sie sich verzetteln und rasch an ihre Belastungsgrenzen stoßen – jedoch weniger aufgrund der Flut von Aufgaben, sondern weil sie ihre Führungsfunktion nicht professionell wahrnehmen.
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