Quarter-Life-Crisis: Das unterschätzte Massenphänomen bei Mittzwanzigern
Die Quarter-Life-Crisis trifft 67 Prozent der Deutschen vor dem 30. Geburtstag und dauert ein Jahr. 48 Prozent wünschen sich in dieser Zeit einen passenden Ansprechpartner für wichtige Entscheidungen. 6 Tipps, wie Sie mit der Quarter-Life-Crisis umgehen.
Das Studium oder die Ausbildung ist mit Mitte Zwanzig geschafft, nun steht die Welt mit all ihren Möglichkeiten offen – doch viele kämpfen mit einer Quarter-Life-Crisis und hinterfragen alles.
Denn: für viele ist irgendwie alles schwieriger als gedacht. Die Freiheiten nehmen ab, der Druck dagegen zu. Kurz gesagt: Der Ernst des Lebens beginnt und stürzt viele in eine handfeste Quarter-Life-Crisis.
Wie real und weit verbreitet diese Krise tatsächlich ist, belegt nun eine Umfrage von LinkedIn. Demnach litten bereits 67 Prozent der deutschen Arbeitnehmer vor ihrem 30. Geburtstag an einer Quarter-Life-Crisis. Die Wahl des richtigen Berufes (39 Prozent) bereitet dabei die größten Sorgen. Aber auch andere karriererelevante Aspekte, wie die richtigen Qualifikationen (34 Prozent), Beförderungen (22 Prozent) und Angst vor Arbeitslosigkeit (20 Prozent), beschäftigen jungen Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben.
Quarter-Life-Crisis kommt immer häufiger vor
„Das Phänomen der Quarter-Life-Crisis hat deutlich zugenommen. Grund dafür ist unter anderem die ständige Vergleichbarkeit in Zeiten der Informationstechnologie und damit einhergehend eine Flut an scheinbaren Optionen“, verrät Psychotherapeutin Dr. Karin Beck. „Ein Weg aus dieser Lebenskrise kann die Besinnung auf die eigenen Werte sein. Auf das, was jedem selbst im Leben wirklich wichtig ist.“
Das wiederum funktioniert am Besten im Dialog mit dem Partner, Familie, Freunden und Kollegen. Ganze 85 Prozent wendeten sich in der Krise an Freunde, 63 Prozent an Familienmitglieder. Das Schlusslicht bilden mit 3,8 Prozent Mentoren – dabei könnten gerade die in Berufsfragen Alternativen aufzeigen und Mut zusprechen. Häufig scheitert es jedoch schon am Finden eines passenden Mentors, beziehungsweise eines Schützlings.
„Unsere Umfrage hat ergeben, dass die Quarter-Life-Crisis im Durchschnitt um den 26. Geburtstag einsetzt und fast ein Jahr lang dauert. In dieser Zeit der Verunsicherung suchen die Betroffenen Zuspruch und Halt, wissen aber häufig nicht, wen sie um Rat fragen sollen“, weiß Barbara Wittmann, Direktorin für den Bereich Rekrutierungslösungen und Mitglied der Geschäftsleitung bei LinkedIn Deutschland, Österreich, Schweiz.
Mentoren als ein Weg aus der Krise
Tatsächlich würden 35 Prozent der Befragten gerne auf die Erfahrungen durch Mentoring zurückzugreifen, verfügen aber nicht über das nötige Netzwerk an Mentoren. Die neue LinkedIn-Funktion „Karrieretipps & Mentoring“ schlägt Mitgliedern bei karriererelevanten Fragen auf sie und ihre Bedürfnisse passende Mentoren vor. Die Funktion bietet aber auch Unternehmen die Möglichkeit, eigene erfahrene Mitarbeiter als Mentoren bereit zu stellen und damit Arbeitnehmer auf sich aufmerksam zu machen. So können Unternehmen mit jungen Arbeitskräften Kontakt aufnehmen und ihnen zeigen, dass sie ein aktives Interesse an ihrer Karriere haben und bereit sind, Expertise weiterzugeben. Im Kampf um Nachwuchsfachkräfte bringen sie sich so auf das Radar talentierter Kandidaten.
So unterschiedlich reagiert Deutschland
Vor allem in Berlin (75 Prozent), Baden-Württemberg (74 Prozent) und im Saarland (71 Prozent) gaben Teilnehmer der Studie an, bereits eine Quarter-Life-Crisis durchlebt zu haben, während Arbeitnehmer in Bayern (54 Prozent) und Sachsen-Anhalt (53 Prozent) deutlich weniger häufig betroffen sind.
Aber auch im Umgang mit der Krise gibt es regionale Unterschiede. Vor allem in Hamburg (75 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (71 Prozent) und Hessen (68 Prozent) wenden sich viele Arbeitnehmer an ihre Familie. Der gute Rat von Freunden ist in Hamburg (75 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (64 Prozent) sehr geschätzt. In Sachsen-Anhalt (38 Prozent) und Sachsen (36 Prozent) wird auch sehr viel Wert auf die Meinung von Arbeitskollegen gelegt.
Mit der Quarter-Life-Crisis richtig umgehen
Dr. Beck gibt jungen Arbeitnehmern folgende Tipps, um möglichst schnell wieder aus der Krise zu finden:
- Keine Panik: Jede Krise hat einen Anfang – und auch ein Ende.
- Das WIR großschreiben: Achten Sie darauf, in wichtigen Situationen Unterstützung dabei zu haben. Isolation muss auf jeden Fall vermieden werden.
- Das Ich in den Mittelpunkt stellen: Im Internet begegnen Sie uns überall: Die Schönen, Sportlichen und Erfolgreichen. Doch lassen Sie sich nicht blenden. Hinter der Fassade bröckelt es häufiger, als man denkt. Deswegen: Vergleichen Sie sich nicht mit anderen, sondern konzentrieren Sie sich voll auf sich selbst.
- Die richtigen Fragen stellen: Was ist mir im Leben wirklich wichtig? Was möchte ich hinterlassen? Was bedeutet für mich Glück? Schon alleine die Suche nach den Antworten auf diese Fragen kann ein Weg aus der Krise sein.
- Normen infrage stellen: Auf jungen Arbeitnehmern lastet enormer Druck. Doch welcher Druck ist echt und welcher wird nur als solcher empfunden? Hinterfragen Sie auferlegte Normen und schneiden Sie alte Zöpfe ab.
- Reden, reden, reden: Vielleicht der wichtigste Tipp überhaupt: Finden Sie jemanden, der Ihre Lage versteht und erarbeiten Sie gemeinsam positive Aspekte.
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