Deutsche Arbeitnehmer mit ihren Chefs immer unzufriedener
Chefs haben einen wesentlichen Einfluss auf die Motivation und das Engagement ihrer Teams. Zufriedene Mitarbeiter sind produktiver und bleiben länger im Unternehmen. Gleichzeitig ist die Unzufriedenheit mit dem Chef einer der Hauptgründe, warum Arbeitnehmer heute kündigen.
Wie der kununu Führungskräfte-Report 2017 zeigt, werden deutsche Arbeitnehmer mit ihren Chefs immer unzufriedener. Jeder Dritte würde seinen Arbeitgeber aktuell nicht weiterempfehlen. Plus: welche Branchen und Bundesländer laut Mitarbeitern die besten Chefs haben.
Die Analyse basiert auf mehr als 300.000 Bewertungen, die deutsche Arbeitnehmer innerhalb der letzten zwölf Monate zum Thema Vorgesetztenverhalten abgegeben haben. In dieser Kategorie bewerten Mitarbeiter, ob ihre Vorgesetzten realistische Ziele setzen, ob sie bei Entscheidungen eingebunden werden, diese klar und nachvollziehbar sind und wie sich ihre Vorgesetzten in Konfliktfällen verhalten. Die Skala reicht dabei von 1 (sehr unzufrieden) – 5 (sehr zufrieden).
Hierarchiedenken überholt
Der Report zeigt: Geht es nach den Mitarbeitern, wird in deutschen Unternehmen noch zu häufig von oben nach unten regiert. Arbeitnehmer hadern mit einer Kultur, die aus ihrer Sicht zu sehr auf hierarchischen Vorgaben und strikter Kontrolle beruht. Stattdessen wünschen sie sich, Entwicklungen im Unternehmen offen diskutieren und beeinflussen zu können – und einen höheren Grad an Selbstbestimmung.
„Die Anforderungen der Mitarbeiter haben sich in den letzten Jahren verändert. Das bedeutet, dass sich auch die Führungsmodelle entsprechend ändern müssen. Es geht um Zielerreichung und Vertrauen anstelle von Präsenzdenken und Arbeitskontrolle. Für Mitarbeiter bedeutet das natürlich mehr Druck durch Verantwortungsübernahme, positiv formuliert aber auch mehr Freiheit in der Arbeit“, so Johannes Prüller, Head of Global Communications & Insights von kununu.
Zufriedenheit mit dem Chef sinkt
Generell gehört das Vorgesetztenverhalten zu jenen Faktoren, die Arbeitnehmer am schlechtesten bewerten. Oft ist der Chef Hassfigur Nummer eins. Von den 13 Kategorien, die auf kununu zur Mitarbeiterzufriedenheit abgefragt werden, sind im vergangenen Jahr lediglich die Kategorien Karriere/Weiterbildung sowie Kommunikation schlechter bewertet worden. Noch schlimmer: Das Vorgesetztenverhalten hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar verschlechtert, wenn auch nur marginal (von 3,19 auf 3,15).
Auch die Weiterempfehlungsrate ist im Vergleich zum Vorjahreswert leicht rückläufig und beträgt nur mehr 67 Prozent (vgl. 71 Prozent 2016). Das bedeutet: Jeder dritte Befragte empfiehlt seinen Arbeitgeber aktuell nicht weiter. „Die Fähigkeit, seine Mitarbeiter langfristig zu motivieren, ist zu einem zentralen Erfolgsfaktor geworden. Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern heute einen Grund geben, warum sie mit Herzblut an einer Sache arbeiten sollen. Wenn das gelingt, werden übrigens auch Kernarbeitszeiten und Kontrollmechanismen obsolet“, so Johannes Prüller.
Berlin boomt
Im Bundesländer-Ranking räumt Berlin ab und verbessert sich vom neunten auf den ersten Platz. Damit steht Berlin nun ex aequo mit dem Vorjahressieger Hamburg an der Spitze. Generell geht es im Ranking dicht gedrängt zu. Auch Bayern und Baden-Württemberg werden – wie im Vorjahr – gut bewertet. Auffällig ist, dass vor allem die östlichen Bundesländer schlecht abschneiden. Größter Verlierer ist Sachsen-Anhalt, das sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nicht nur im Score verschlechtert, sondern auf den letzten Platz zurückfällt.
Die besten und schlechtesten Branchen
Am zufriedensten mit ihren Chefs sind Mitarbeiter aus den Branchen Beratung/Consulting, Internet/Multimedia sowie Personalwesen. Die deutsche Bankenbranche kommt über den 12. Platz nicht hinaus. Auch Telekommunikation (Platz 16), Automobil (20) und Industrie (24) liegen nur im Mittelfeld. Mit Abstand am schlechtesten schneidet die Textilbranche ab.
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